„Die Vorfreude ist riesig, Paris ist sowieso meine Lieblingsstadt und diese Spiele werden richtig cool: Allein die Eröffnungsfeier, die erstmals nicht in einem Stadion, sondern auf der Seine stattfindet, wird sehr speziell“, sagt mit Thomas Hebenstreit einer, der es wissen muss.
Seit seiner Premiere anno 2008 bei den Olympischen Sommerspielen ist der Oberösterreicher als Physiotherapeut für das Österreichische Olympische Commite (ÖOC) im Einsatz. Die Sommerspiele 2024 in Frankreich sind seine fünften, inklusive YOG (Jugendspiele), EYOF (European Youth Olympic Festival) sowie Europaspielen steht der 48-Jährige bereits vor seinem 28. Großeinsatz.
IOC-Diplom erworben
Längst ist Hebenstreit zum Leitenden Physio der rot-weiß-roten Equipe aufgestiegen. Seit dem Jahr 2000 hat er sein Physio-Diplom in der Tasche, danach folgten diverse weitere Ausbildungen, ehe er vor drei Jahren sogar das IOC-Diplom nach einer zweijährigen Ausbildung erhielt.
Der Mythos Olympia manifestiert sich seiner Meinung nach vor allem im Olympischen Dorf: „Es ist das Event alle vier Jahre, wo die Crème de la Crème aus allen Sportarten zusammenkommt. Mit all den Stars ins Dorf einzuziehen und drei Wochen auf engstem Raum zusammenzuleben, macht das Flair aus“, schildert Hebenstreit.
Der Gänsehautmoment mit Roger Federer
Seinen „Gänsehautmoment Nummer eins“ erlebte er gleich bei der Premiere 2008 in Peking. Nämlich beim Einmarsch der Nationen ins mit 100.000 Zuschauern gefüllte Olympiastadion, genannt „Vogelnest“.
Durch die chinesische Schrift habe es sich ergeben, dass Österreich nicht wie sonst ganz weit vorne, sondern unmittelbar vor der Schweiz an die Reihe kam. „Da bin ich unmittelbar vor Roger Federer, damals Fahnenträger der Schweizer, gegangen.“
Es sollte nicht der einzige Promisportler sein, der dem gebürtigen Innviertler über den Weg lief. Besonders in Erinnerung blieben ihm ein Treffen mit der bei einem Hubschrauberabsturz verstorbenen Basketball-Legende Kobe Bryant oder Michael Phelps. Für Hebenstreit, einst mehrfacher Schwimm-Staatsmeister, natürlich ein echtes Highlight.
Seine Vergangenheit als Spitzensportler hilft ihm heute natürlich bei der Betreuung der Sportler. „Ich weiß, wie sie ticken, was sie brauchen.“
Denn klar ist: Bei aller Vorfreude, es wartet viel Arbeit auf den Oberösterreicher, der Inhaber des Therapiezentrums INDIGO Linz (beim UKH) ist. Und der in seiner Laufbahn für den LASK, die Black Wings, die Energie AG, die Nationalteams im Beachvolleyball, Tischtennis, Turnen und Kanu sowie mit vielen Einzel-Spitzensportlern gearbeitet hat bzw. noch immer arbeitet.
Von früh bis spät, immer auf Anschlag
„Es geht täglich von frühmorgens bis spätabends, da bist du schon auf Anschlag“, so Hebenstreit, der als Leitender Physio überall dort zum Einsatz kommt, wo nötig. Während größere Abordnungen (wie Judo oder Schwimmen) eigene Physios vor Ort haben, kümmert er sich oft um Einzelsportler — voraussichtlich die Golfer, Tennisspieler und Turner. „Alles Lieblingssportarten von mir.“ Womit wir wieder bei der Vorfreude wären.
Von Roland Korntner