Der LASK roch an der ganz großen Sensation, verlor vor ausverkauftem Haus gegen Liverpool aber mit 1:3.
Irgendwie war zum Auftakt der Europa League alles ein wenig anders auf der Gugl. Die Augen der Fans leuchteten noch ein wenig mehr als sonst, bei der Akkreditierung hieß es warten, die Presseplätze waren — wie alle anderen Sektoren — restlos gefüllt. Selbst am Spielfeld lief das Match irgendwie über weite Strecken nicht, wie es die meisten erwartet hatten. Auch wenn sich am Ende der Favorit doch durchsetzte. Aber der Reihe nach:
Um 17.24 Uhr fuhr der Bus des FC Liverpool auf der Gugl vor und wer glaubte, der LASK parkte ebensolchen knapp 80 Minuten später vor dem eigenen Tor, der irrte gewaltig.
„Wir sind der LASK und wer seid ihr?“
Die Linzer begannen in der Oberösterreich Arena nämlich mutig und verwandelten die ausverkaufte Hütte in der 13. Minute endgültig in ein Tollhaus. Florian Flecker nahm sich nach einer Renner-Ecke aus 18 Metern ein Herz und versenkte den Ball per Gewaltschuss im Tor — 1:0 für die Linzer (Marktwert 28,25 Mio. Euro) gegen das englische Starensemble (830,7 Mio.). Startrainer Jürgen Klopp quittierte den Spielstand mit einem süffisanten Lächeln und einem Kopfschütteln. „Wir sind der LASK und wer seid ihr?“, hallte es kurz darauf durchs Oval – ganz schön frech…
Die Gäste, die ohne Mo Salah, Dominik Szoboszlai, Alexis Mac Allister sowie Keeper Alisson Becker begonnen hatten, schalteten danach einen Gang höher — was nicht zu einer Überlegenheit, sondern zu einer ausgeglichenen Partie führte. Die erste große Torchance ließen die Gastgeber aber erst in Minute 36 zu. Tobias Lawal parierte den Kopfball von Darwin Nunez aus kurzer Distanz sensationell und hielt die überraschende Halbzeitführung der bärenstarken Athletiker fest.
Und es brauchte einen umstrittenen Elfmeter für den Ausgleich. Philipp Ziereis brachte Luis Diaz zu Fall, der Pfiff hielt auch dem VAR-Check stand (56.). Einen Liverpooler Dreifach-Wechsel und sieben Minuten später verstummte die schwarz-weiße Wand — Diaz traf zum 1:2 (63.). Die Stille währte aber nur kurz und der LASK steckte nicht auf, ins Tor traf aber „65-Mio-Joker“ Salah (89.). Liverpool drehte zum vierten Mal heuer einen 0:1-Rückstand — und sprang erneut nur so hoch, wie es sein musste.
Die Hausherren konnten am Ende trotzdem stolz auf die Leistung sein. „Dass wir so lange mit Liverpool mithalten können, das hätte uns keiner zugetraut“, meinte Lawal auf ServusTV.
Erneut Fan-Protest
Die LASK-Fans nutzten die große Bühne übrigens nicht nur dazu, der (Fußball-)Welt zu zeigen, wie lautstark sie sein können, sondern erneut für Proteste. So säumten die Ziegeleistraße einige Transparente mit bekannten Parolen wie „Auswärts-Dressen nur in Rot“, im Stadion hieß es dann „Mit Müh und Not heut ausverkauft, wie schaut’s aus, wenn’s sportlich nicht läuft?“
„Bin unglaublich stolz auf die Mannschaft“
Zufrieden mit der eigenen Leistung, Enttäuschung über das Ergebnis — die Stimmung beim LASK nach dem 1:3 in der Europa League gegen den FC Liverpool war zwiegespalten. „Wir haben es über weite Strecken überragend gemacht. Natürlich tut es weh, aber ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft“, zog Kapitän Robert Zulj den Hut vor seinen Kollegen. „Nach dem Spiel waren wir schon heiß und enttäuscht, aber wenn wir es analysieren, werden wir zufrieden sein“, ergänzte Torschütze Florian Flecker.
Sein Prachttor nach 14 Minuten, das die Oberösterreich Arena zum Beben gebracht hatte, sei genau so einstudiert gewesen.
„Im Training hatten wir es gestern einmal probiert, da ist es ein bisschen in die Hose gegangen. Wir haben dann gesagt, im Spiel werden wir es schon hinbekommen“, grinste der Steirer, der angesichts des Matches und seines Tores meinte: „Dieses Spiel war Platz eins für mich.“
Lobende Worte fand Kapitän Zulj auch für die Anhänger, die für eine fantastische Atmosphäre sorgten: „Respekt an jeden Fan, unglaublich, was sie da geleistet haben.“ Das sah selbst Liverpool-Trainer Jürgen Klopp, der seinen 50. Europacupsieg als Trainer feierte — Rekord — so und applaudierte dem Publikum wie auch dem Gegner: „Sie haben es in vielen Bereichen toll gemacht.“