Max Verstappen ist dem vierten WM-Titel in der Formel 1 mit dem Sieg im Regenchaos beim Großen Preis von São Paulo ein großes Stück nähergekommen. Der niederländische Red-Bull-Pilot belohnte sich am Sonntag in Interlagos nach einer sehenswerten Aufholjagd von Startplatz 17 mit dem ersten Triumph seit dem Spanien-GP im Juni. Sprint-Sieger und Pole-Setter Lando Norris musste sich im McLaren mit dem enttäuschenden sechsten Platz begnügen und verlor im WM-Duell deutlich an Boden.
Drei Rennen und einen Sprint vor Saisonende führt Verstappen nun wieder komfortable 62 Punkte vor Norris. Verstappen hatte sich im turbulenten und von Drehern geprägten Regenrennen in Brasilien auch den Extrapunkt für die schnellste Runde gesichert und insgesamt 18 Zähler gutgemacht. „Wisst ihr, was das ist? Einfach bezaubernd“, funkte Verstappen nach seinem achten Saisonsieg und dem 62. insgesamt überglücklich. „Meine Gefühle sind heute Achterbahn gefahren. Wir haben uns aus allen Schwierigkeiten rausgehalten. Unglaublich, hier zu gewinnen, von ganz hinten“, ergänzte er im Siegerinterview.
Das Podium in Interlagos komplettierten völlig überraschend die beiden französischen Alpine-Piloten Esteban Ocon und Pierre Gasly, die in den 20 Saisonrennen zuvor nicht über den neunten Platz hinausgekommen waren. „Was für ein Tag nach dieser schwierigen Saison. Im Regen sind alle Autos ein bisschen gleicher“, sagte Ocon voller Freude. „Zwei Autos auf dem Podium, das hätte niemand auf der Liste gehabt, einfach fantastisch“, ergänzte Gasly, der von Startplatz 15 ins Rennen gegangen war.
Verstappen war im Qualifying, das aufgrund der heftigen Regenschauer am Samstag auf Sonntagfrüh verschoben wurde und wegen mehrerer Unfälle fünfmal unterbrochen werden musste, nicht über den zwölften Rang hinausgekommen. Wegen eines Motorenwechsels wurde der 27-Jährige um fünf weitere Positionen zurückversetzt. Norris sicherte sich die Pole-Position, Mercedes-Pilot George Russell komplettierte die erste Startreihe.
Alexander Albon konnte nach seinem Qualifying-Crash wegen seines demolierten Williams-Boliden nicht am Grand Prix teilnehmen, Ferrari-Fahrer Carlos Sainz musste aus der Boxengasse losfahren. In der Einführungsrunde auf dem noch immer feuchten Autódromo José Carlos Pace drehte Lance Stroll seinen Aston Martin in die Bande und blieb danach im Sand stecken.
In einer chaotischen Startphase führte Norris eine weitere Einführungsrunde an, obwohl die Strecke nicht freigegeben war. Die Stewards untersuchten das mögliche Vergehen von Norris, Russell und den beiden Racing Bulls Yuki Tsunoda und Liam Lawson erst nach dem Rennen.
Der Start verschob sich um mehr als eine Viertelstunde. Norris kam auf den Intermediate-Reifen schlecht vom Fleck, Russell ging ohne Probleme am Pole-Setter vorbei. Verstappen legte indes einen Traumstart hin und war zu Beginn der zweiten Runde, als er sich an Rekordweltmeister Hamilton vorbei manövrierte, bereits Zehnter. Der im Regen oft schon überragende Red-Bull-Star arbeitete sich eilig durch das Feld, in der zehnten von 69 Runden bremste sich der dreimalige Weltmeister auch am McLaren von Oscar Piastri vorbei auf Platz sieben.
Während Russell einen knappen Vorsprung auf Norris verteidigte, führte Tsunoda einen „Zug“ mit mehr als zehn Sekunden Rückstand an. In der 25. Runde wurde der Regen stärker. Nico Hülkenberg stellte seinen Haas-Boliden nach einem Dreher kurzfristig in der ersten Kurve ab und sorgte damit für ein virtuelles Safety-Car. Fast alle Spitzenfahrer nutzten die VSC-Phase für einen Reifenwechsel auf neue Intermediate-Reifen, nur Ocon und Verstappen verzichteten auf einen Boxenstopp und fanden sich an der Rennspitze wieder.
Norris ging auf deutlich nasserer Strecke an Russell vorbei, Sekunden danach entschied sich die Rennleitung für ein Safety-Car. In der 32. Runde schrottete der argentinische Fanliebling Franco Colapinto seinen Williams hinter dem Safety-Car und verursachte eine Rote Flagge. Dadurch konnte sich Verstappen ohne Zeitverlust einen neuen Reifensatz holen. Nach fast halbstündiger Pause wurde das Rennen hinter dem Safety-Car fortgesetzt.
Bei schlechten Sichtverhältnissen ging es für Norris nach einem Fahrfehler auf den fünften Rang zurück. In Runde 40 drehte sich auch Sainz von der Strecke, wieder gab es ein Safety-Car. Der Restart brachte eine mögliche Vorentscheidung im WM-Kampf: Während sich Verstappen in der ersten Kurve an Ocon vorbei an die Führung bremste, rutschte Norris auf Platz sieben ab. Verstappen baute seinen Vorsprung in der Schlussphase stetig aus, Norris durfte ohne Gegenwehr noch Teamkollege Piastri überholen.