Es ist eine Leidensgeschichte, die im internationalen Fußball wohl ihresgleichen sucht. Im November 2020 riss sich Stürmer Marko Raguz beim Auswärtsspiel des LASK in der Europa-League bei Royal Antwerpen das vordere Kreuzband im rechten Knie. Und kam seither nie wieder richtig in Schwung.
Statt dem Comeback folgten eine Vielzahl an Rückschlägen, die sich Spieler und Mediziner selbst kaum noch erklären konnten. Und im vergangenen Sommer der Wechsel aus Linz zur Wiener Austria, die rund 1,3 Millionen Euro für den 24-Jährigen überwiesen haben soll. Gespielt hat Raguz im Trikot der „Veilchen“ aber noch keine Minute. Aktuell laboriert der gebürtige Eferdinger an einer langwierigen Hüftverletzung Namens „Snapping Hip“.
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Mit Schmerzen gespielt
Die Folgen strahlen aus und bereiten Schmerzen im Knie und Sprunggelenk. „Da gibt es leider nichts schön zu reden. Bis heute hat sich das leider nicht alles so wegtrainieren lassen, wie es sein sollte“, seufzte der 56-fache Bundesligaspieler im Gespräch mit dem VOLKSBLATT. In den letzten 2,5 Jahren habe auch er selbst Fehler begangen.
„Ich habe mich sicher auch selbst belogen“, ortete Raguz bei sich selbst falschen Ehrgeiz und ergänzte: „Ich bin teilweise über die Schmerzen drüber gegangen und spielte mit Schmerzmitteln. Das war sicher für den weiteren Prozess nicht sehr clever und hat gewiss dazu beigetragen, dass die Situation so aus dem Ruder gelaufen ist.“
Aktuell wird in Wien mit einem Physiotherapeuten, den Raguz seit längerem persönlich kennt, an der Rückkehr auf den Rasen gearbeitet. „Wir schauen, dass wir das mit meiner Muskulatur so weit in den Griff bekommen, dass das ganze Zusammenspiel der Muskeln endlich wieder passt. Das erfordert zwar eine Menge Geduld, es geht aber in die richtige Richtung“, verriet der Torjäger. Der während seiner Leidenszeit auch mental an seine Grenzen stieß. Vor allem die Familie und Freunde sorgten aber für den nötigen Rückhalt: „Ich habe seit November 2020 nicht ohne Schmerzen Fußball gespielt. Jeder der sagt, das geht spurlos an einem vorüber, der lügt. Es hat zwischendurch immer wieder Phasen gegeben, wo man sich die Frage stellt, wie es weitergehen soll.“
Den Glauben und die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Karriere hat der zehnfache Bundesliga-Torschütze aber nie verloren. „Ich weiß, wenn mein Körper es zulässt, kann ich relativ schnell wieder meine Leistung bringen. Ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass der Wechsel zur Austria absolut richtig war.“ Nachsatz: „Ich bereue nichts. Die verantwortlichen Personen im Verein schenken mir ihr vollstes Vertrauen und ich spüre überhaupt keinen Druck.“
Einen exakten Zeitplan für die Rückkehr gibt es aktuell keinen: „Das will ich auch nicht mehr. Zu oft habe ich mir im Kopf gewisse Fristen gesetzt, die dann leider nicht realistisch waren. Das war jedes mal aufs Neue wieder ernüchternd.“ Vorerst geht es darum, sich Schritt für Schritt wieder den Grundlagen zu nähern. „Schmerzfrei laufen war beispielsweise mehrere Monate überhaupt kein Thema. Daran arbeiten wir gerade, das endlich wieder möglich zu machen“, erklärte der Rechtsfuß.
Kein Druck für Comeback
Kaum ein Tag vergeht, an dem kein Besuch beim Therapeuten auf dem Programm steht. „Ich habe mir selbst auch keine Auszeiten gegönnt. Für Anfang Juni sind zumindest ein paar Tage Urlaub eingeplant.“ Druck bezüglich des Einstiegs in zumindest ein individuelles Training macht sich der ehemalige Nachwuchs-Nationalspieler keinen.
„Wenn ich zur Vorbereitung auf die neue Saison in rund eineinhalb Monaten auf dem Platz stehen und arbeiten könnte, wäre das für mich ein riesen Erfolg“, betonte Raguz und ergänzte: „Das ist durch die vielen Fehlbelastungen nicht einfach. Aber wenn das einmal funktioniert, weiß ich, dass alles andere wieder von selber kommt.“
Nachsatz: „Ich gebe jeden Tag mein Bestes und wirklich alles dafür, wieder richtig fit zu werden.“ Das Selbstvertrauen ist jedenfalls nicht abhanden gekommen: „Sobald ich wieder auf dem Platz stehe, werde ich das Vertrauen, dass die Austria in mich setzt, zurückzahlen. Da bin ich mir sicher, dass das gelingt.“
Von Christian Baumberger