Nach einer „Woche des Abschieds“ geht Christian Ilzer seine neue Aufgabe Hoffenheim mit einem „richtig guten Gefühl“ an. Wie der von Sturm Graz zum schwächelnden deutschen Bundesligisten gewechselte Steirer bei seiner Vorstellung am Montag anmerkte, will er mit seinem vertrauten Team auch in Deutschland reüssieren. „Ich bin nicht hier, um große Stadien zu sehen, sondern um erfolgreich Fußball zu spielen“, meinte Ilzer. Die erste Herausforderung im Kraichgau ist keine leichte.
Am Samstag geht es für die TSG daheim gegen RB Leipzig. Bis dahin ist für Ilzer und seine neue Mannschaft einmal Kennenlernen angesagt. Der Einstieg mitten in der Saison – Hoffenheim liegt nach zehn Runden mit nur neun Zählern auf dem 15. Tabellenrang – ist für den Grazer Meistermacher kein großes Thema. „Wenn man einen sehr guten Schachspieler an ein Schachbrett setzt und das Spiel mittendrin ist, braucht er nicht zu wissen, was vorher passiert ist. Er wird die Situation beurteilen und richtigen Züge machen. So wollen wir hier auch vorgehen“, betonte er.
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Große Aufgaben bis zur Winterpause
Als Stratege wird der 47-Jährige gefordert sein. Nach Leipzig warten Auftritte in der Europa League gegen Braga und FCSB Bukarest, ein DFB-Cup-Achtelfinale gegen Wolfsburg und vier weitere Liga-Spiele bis zur Winterpause ab 21. Dezember. Hoffenheim gastiert u.a. in Dortmund, spielt daheim gegen Freiburg und Mönchengladbach. Eine konkrete Zielvorgabe gibt es aber keine, wie neben Ilzer auch der mit ihm nun wieder vereinte TSG-Sportchef Andreas Schicker betonte.
„Es wird wichtig sein, zu punkten“, meinte Schicker dennoch. Grundlegend gehe es aber darum, sich zu finden. „Der Monat kann sehr wertvoll sein, um neue Erkenntnisse zu bekommen.“ Ilzer bezeichnete Schicker einmal mehr als „absolute Wunschlösung“ auf dem Posten. Die kolportierte Ablösezahlung an Sturm soll mehr als 2,5 Millionen Euro betragen haben.
Abschied aus Graz mit „gutem Gewissen“
Es seien faire Verhandlungen gewesen, hielt Ilzer vor seinem ersten Aufeinandertreffen mit seiner neuen Mannschaft am Nachmittag fest. Der schnelle Abgang soll das mit Sturm Erreichte nicht trüben. „Bei Sturm Graz ist es so, dass ich aus dem Kreis gehen kann. Wenn ich mich dann verabschiede, merkt man das gar nicht so, weil die Mannschaft auf Schiene ist. Ich gehe mit gutem Gewissen“, sagte Ilzer. Für ihn selbst sei es nach viereinhalb Jahren in Graz auch ein Schritt aus der Komfortzone. „Und wenn du aus der Komfortzone gerissen wirst, dann passiert Entwicklung.“
Sein künftiges Stadion lernt Ilzer erst kennen. Bei seiner Ankunft Sonntagabend sei es schon dunkel gewesen, berichtete der Nachfolger von Pellegrino Matarazzo. Selbst sei er noch nie in der Region gewesen. Vertraute Gesichter gibt es allemal. Neben Profi Alexander Prass und Schicker wechselte auch Paul Pajduch als neuer Technischer Direktor von Graz zu Hoffenheim. Aus der Steiermark nahm Ilzer, dessen Familie weiter in Österreich wohnen wird, nun seine Co-Trainer Dominik Deutschl und Uwe Hölzl mit.
Seinen neuen Job in der deutschen Liga bezeichnete Ilzer als „absolutes Ziel“ für jeden Trainer, der in Österreich arbeitet. Er habe nach der ersten Kontaktaufnahme nicht lange nachgedacht. „Im Fußball gibt es eine Chance, die liegt einmal da. Dann muss man eine Entscheidung treffen.“ Mit Sturm schließe er ein emotionales Kapitel ab, so Ilzer. „Ich bin offen für eine neue große Herausforderung – und die werde ich hier finden.“