Israelische Fußballfans in Amsterdam nach Angriffen verletzt

Im Zuge der Ausschreitungen nach einem Fußballspiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv in der Europa League sind zehn Personen in Gewahrsam genommen worden. Fans von Maccabi seien von „antisemitischen Schlägertrupps“ angegriffen worden, sagte die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema am Freitag. Den Angaben zufolge wurden 20 bis 30 Menschen vorwiegend leicht verletzt. Israels Außenministerium erreichte inzwischen alle Israelis in der niederländischen Hauptstadt.

Zuvor bestand demnach zu mehreren israelischen Bürgern in Amsterdam kein Kontakt, drei galten als vermisst. Das israelische Außenministerium meldete unter Berufung auf die niederländische Polizei sowie Bürgermeisterin Halsema zudem, dass inzwischen alle verletzten Israelis aus dem Krankenhaus entlassen worden seien.

Die Polizei teilte weiters mit, dass sie auch Berichten über eine mögliche Geiselnahme und über vermisste Personen nach den Angriffen auf die Fans der israelischen Mannschaft nachgehe, konnte dies aber nicht bestätigen. „An mehreren Stellen in der Stadt wurden Fans belagert, misshandelt und mit Feuerwerkskörpern beworfen“, erklärte Bürgermeisterin Halsema. Sie verurteilte dieses „antisemitische Verhalten“. Die Behörden rufen alle Opfer auf, sich bei der Polizei zu melden und Anzeige zu erstatten.

Israelis könnten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen reisen, wo Flüge nach Israel bereitgestellt würden, so das Außenministerium. Örtliche Sicherheitskräfte seien im Einsatz. Das Außenministerium riet zugleich, keine jüdischen oder israelischen Symbole zu tragen. Die israelische Fluggesellschaft El Al teilte mit, um 14.00 Uhr Ortszeit starte ein erster Rettungsflug aus Amsterdam Richtung Israel. Zudem seien im Anschluss noch zwei weitere reguläre Flüge nach Tel Aviv geplant. Hunderte israelische Fans sollen auf diesem Wege nach Hause gebracht werden.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu rief die niederländischen Sicherheitskräfte auf, entschlossen gegen Gewalttäter vorzugehen und die Sicherheit der israelischen Fußballfans zu gewährleisten. Nach Angaben der Polizei gab es nach dem Spiel, das Ajax mit 5:0 gewann, an mehreren Orten im Zentrum der niederländischen Hauptstadt Unruhen – wobei nicht näher erläutert wurde, von welcher Seite die Gewalt ausging.

Israels Diaspora-Ministerium habe im Vorfeld über Pläne Bescheid gewusst, einen bestimmten israelischen Fan zu verletzen, der für den israelischen Grenzschutz arbeiten soll, meldeten indes israelische Medien. Gleiches gelte für einen geplanten Angriff auf ein Hotel, in dem israelische Fußballanhänger übernachtet haben. Die niederländischen Behörden seien darüber informiert worden.

Zudem rechnete das Diaspora-Ministerium den Berichten zufolge auch mit einem gewalttätigen Protest vor Beginn des Fußballspiels vor der Johan-Cruijff-Arena, den die Stadtverwaltung eigentlich verboten hatte. Auch diese Erkenntnis sei mit den Niederlanden geteilt worden. Etwa 200 Demonstranten hatten nach Angaben der niederländischen Polizei am Donnerstagabend versucht, zu der Spielstätte zu gelangen. Die Stadtverwaltung bestimmte einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung.

Israelische Politiker zeigten sich wegen der Gewalttaten bestürzt. „Mit Grauen sehen wir heute Morgen die schockierenden Bilder und Videos, von denen wir seit dem 7. Oktober gehofft haben, sie nie wieder zu sehen: ein antisemitisches Pogrom gegen Fans von Maccabi Tel Aviv und israelische Bürger im Herzen von Amsterdam“, schrieb Israels Präsident Yitzhak Herzog auf der Plattform X. „Dies ist ein schwerwiegender Vorfall, ein Warnsignal für jedes Land, das die Werte der Freiheit hochhalten möchte“, schrieb Herzog weiter.

Der israelische Außenminister Gideon Saar schrieb eben dort: „Nach den schwerwiegenden Vorfällen stehen wir mit den Behörden in den Niederlanden in Kontakt. Jeder Israeli oder Jude, der sich derzeit in Not befindet oder Informationen zu den Gewalttaten hat, wendet sich bitte an das Lagezentrum.“ Saar kündigte zudem an, nach Amsterdam reisen zu wollen. Er wolle hochrangige Vertreter der niederländischen Regierung treffen, darunter seinen Amtskollegen, teilte das israelische Außenministerium mit.

Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof verurteilte auf X diese „inakzeptablen antisemitischen Angriffe auf Israelis“. Er habe inzwischen mit Netanyahu telefoniert. Er sagte dem Land alle Unterstützung zu. Der radikal-rechte niederländische Populist Geert Wilders sprach auf X von einer Jagd auf Juden. „Ein Pogrom in den Straßen von Amsterdam. (…) Muslime mit palästinensischen Flaggen jagen Juden.“

Die österreichische Bundesregierung verurteilte die Vorfälle auf X scharf. „Wir verurteilen antisemitische Gewalt aufs Schärfste, wo immer sie auftritt – insbesondere, wenn sie im Rahmen eines Sportereignisses stattfindet, das Menschen zusammenbringen soll. In diesen Tagen werden wir noch stärker an unsere historische Verantwortung erinnert, Hass gegen Juden nie wieder die Oberhand gewinnen zu lassen“, schrieb Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). „Gegen Szenen wie gestern Nacht muss Europa geschlossen vorgehen. So etwas hat bei uns keinen Platz!“, forderte Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). „Gemeinsam stehen wir gegen Antisemitismus. Gerade in den Tagen des Gedenkens muss klar sein: Nie wieder muss auch wirklich nie wieder bedeuten“, schrieb Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) auf X.

Auch die Europäische Fußball-Union UEFA verurteilte die „Gewalttaten“ in Amsterdam „aufs Schärfste“. „Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen Behörden so viele Verantwortliche wie möglich für diese Aktionen identifizieren und anklagen werden“, heißt es in einer UEFA-Stellungnahme weiter: „Die UEFA wird alle offiziellen Berichte prüfen, verfügbare Beweise sammeln, diese auswerten und weitere geeignete Maßnahmen entsprechend ihrem Regelwerk prüfen.“

Auch Ajax Amsterdam verurteilte „diese Gewalt auf das Schärfste“, wie der niederländische Club in einem Beitrag auf X mitteilte. Nach einem Spiel mit guter Atmosphäre habe man „mit Entsetzen erfahren, was gestern Abend im Zentrum von Amsterdam geschehen ist“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Unter vorherigen X-Beiträgen wurde der Verein teils scharf kritisiert, da Ajax am Vormittag Videoausschnitte des Spiels gegen Maccabi Tel Aviv teilte und sich erst am frühen Nachmittag zu den Geschehnissen in der niederländischen Hauptstadt äußerte.

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