Knackt Shiffrin die 100er-Schallmauer in Killington?

US-Ausnahmeerscheinung steht in der Heimat vor „großartiger Möglichkeit“ und Drucksituation

Für die große US-Skiparty ist alles angerichtet. Mikaela Shiffrin hat in Killington mit Riesentorlauf und Slalom am Wochenende (jeweils 16.00/19.00 Uhr MEZ/ORF 1) zwei Chancen, als erster Mensch die Fabelmarke von 100 Siegen im alpinen Ski-Weltcup zu knacken.

„Ich schätze, es wird ein gewisser Druck herrschen, ich werde versuchen, das zu ignorieren“, kündigte Shiffrin an. „Wenn es klappt, ist das wunderbar. Wenn nicht, ist das grundsätzlich auch kein Grund zum Weinen.“

Es sei schwer, ein Rennen zu gewinnen, betrieb Shiffrin nach ihrem 99. Weltcupsieg in Gurgl einmal mehr Understatement. „Alles startet bei null, ich muss die Dinge richtig machen und dann werden wir sehen. Aber natürlich ist es eine großartige Möglichkeit vor Heimpublikum, und ich freue mich wirklich sehr darauf.“

Jeder zweite Slalom ein Shiffrin-Sieg

Wie ausschweifend ihre Party verlaufen würde, ist unklar. Lieber zelebriert sie ihre Erfolge im Privaten mit ihrem Team um Trainer-Mutter Eileen. Für den Fall der Fälle kündigte sie jedoch an, nüchtern zu bleiben. „Ich habe jetzt über ein Jahr keinen Alkohol getrunken. Das werde ich beibehalten, weil es mir guttut.“

Im Bundesstaat Vermont steht Shiffrin vor ihrem 274. Weltcupstart. Schafft sie es unter die besten drei, würde sie mit dem 155. Stockerlplatz ihrer Karriere den Allzeitrekord der schwedischen Legende Ingemar Stenmark einstellen.

Größer ist die Sieg-Chance im Slalom, ihre Paradedisziplin, in der sie in mehr als jedem zweiten Rennen am Treppchen ganz oben steht. Die jüngsten sechs Slaloms, bei denen sie dabei war, hat sie alle gewonnen. In Killington macht der Tross seit 2016 Station, in sechs der sieben Slaloms hieß die Siegerin Mikaela Shiffrin.

Im Riesenslalom triumphierte bei den jüngsten zwei Auflagen die Schweizerin Lara Gut-Behrami. Shiffrin vermisste in Sölden, ihrem ersten RTL seit ihrer Verletzung im Jänner, noch die Sicherheit im Renntrimm. Von 1 rutschte sie noch auf 5 zurück.

Truppe: „Cool und uncool mit ihr zu fahren“

Gerade Shiffrins beeindruckende Konstanz seit 2013 ist es aber, die ihre Konkurrenz staunend zurücklässt. „Einfach exzellent, wie sie es schafft, es bei jedem Rennen auf den Punkt zu bringen“, sagte Katharina Liensberger. „Größten Respekt und schön, dass wir mit ihr auf einem hohen Level fahren können.“

Katharina Truppe gehört zur Riege der zwiegespaltenen Bewunderinnen. „Sie ist eine Macht. Es ist cool, aber auch uncool mit ihr zu fahren, weil sie die ganze Zeit gewinnt“, sagte Truppe. „Sie muss extrem stark im Kopf sein. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie arg das für eine Person ist, einfach immer abzuliefern.“

Die Kärntnerin Truppe – im Riesentorlauf von Peking 2022 noch Olympia-Vierte – hat nach Sölden wegen ausbleibender Ergebnisse ihren Weltcup-Startplatz in dieser Disziplin verloren. In Killington und beim RTL-Doppel in Mont Tremblant bekommen jüngere Athletinnen eine Chance. „Wir werden sehen, wie die sich machen und dann kommt vielleicht das alte Eisen wieder zum Einsatz.“

Liensberger größte ÖSV-Aktie

Truppe startet im Slalom, 2022 wurde sie in Killington überraschend Dritte. Heuer steht ihr Punktekonto noch bei 0. „Nicht die Nerven schmeißen, ruhig bleiben“, predigte die 28-Jährige und sprach sich selbst Mut zu. „Jetzt kommt der Trampolineffekt, jetzt geht es bergauf.“

Die größte ÖSV-Aktie fürs Wochenende ist Liensberger. Platz sieben in Gurgl war kein Erfolg, aber auch kein Rückschlag. Dass sich die Vorarlbergerin im Zielraum augenscheinlich ärgerte, dürfte positiv zu bewerten sein. Während ihrer Schwächephase nahm sie Enttäuschungen schon mal stoisch, oder sogar lächelnd hin. Zu Killington, wo sie noch nicht am Podest stand, sagte Liensberger: „Die Vorfreude ist sehr groß, es ist wirklich ein schöner Hang.“

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