Es sind schwere Zeiten für Red Bull Salzburg und Trainer Pepijn Lijnders. Auf der Suche nach der fußballerischen Offenbarung waren Erfolgserlebnisse zuletzt eine Seltenheit, in der Liga verlor der Vizemeister nach vier sieglosen Spielen in Serie gar den Anschluss an die Tabellenspitze. Am Dienstag (21.00 Uhr/live Sky) wartet in der Champions League der nächste harte Brocken, im Gastspiel beim deutschen Meister Bayer Leverkusen sind die Rollen jedenfalls klar verteilt.
Während der deutsche Doublesieger und Europa-League-Finalist am Samstag mit einem 5:2-Sieg (nach 0:2-Rückstand) gegen Heidenheim Selbstvertrauen tankte, schlitterten die Salzburger mit einer späten 1:2-Niederlage gegen den LASK tiefer in die Krise. „Gegen den deutschen Meister gehen wir definitiv nicht als Favorit ins Spiel, umso mehr wollen wir eine Überraschung“, sagte Offensivspieler Moussa Yeo, der gegen die Linzer mit dem ersten Salzburger Bundesligator seit 336 Minuten zur Führung getroffen hatte.
„Es wird eine große Aufgabe“, wusste Lijnders vor dem Abflug am Montag und sprach am Salzburger Flughafen von einem „gewaltigen Spiel“. Sein Team müsse die richtige Mischung aus Spielen und Verteidigen finden. „Wir wollen zeigen, dass wir es besser machen können“, betonte Außenverteidiger Amar Dedic. „Auch wenn es schwer ist, versuchen wir, den Spieß umzudrehen. Ich bin heiß auf die Spiele, damit wir zeigen können, dass wir besser spielen können. Die Stimmung im Team ist gut, wir sind trotzdem positiv.“
Keine Trainerdiskussion
Im Vergleich zu den Wochen zuvor zeigten sich die Salzburger gegen den LASK spielerisch verbessert, einzig die schwache Chancenverwertung verhinderte den Befreiungsschlag. Deshalb war eine Trainerdiskussion – auch für die kommenden Wochen – kein Thema. Lijnders sei nicht schuld daran, wenn die Mannschaft die Möglichkeiten nicht verwerte, betonte Salzburgs Sportdirektor Bernhard Seonbuchner.
In der ausverkauften BayArena – 800 Salzburg-Anhänger werden erwartet – will der ehemalige Serienmeister anschreiben und dabei an den 3:1-Auswärtssieg bei Feyenoord Rotterdam vor drei Wochen anknüpfen. „Ich hoffe, dass wir bei diesem Spiel wieder unser Feyenoord-Gesicht und jene Tugenden, jene Leidenschaft und Cleverness zeigen wie bei unserem letzten Champions-League-Auftritt“, sagte Lijnders. „In diesem Bewerb haben wir das letzte Spiel gewonnen, das sollte uns Selbstvertrauen geben.“ Der Niederländer erwarte sich einen Gegner mit sehr viel Reife und unglaublich hoher Qualität. „Sie pressen sehr hoch und werden uns von Beginn an unter Druck setzen wollen.“
Verletzungssorgen in Leverkusen
Nach drei Niederlagen zum CL-Start liegen die Salzburger in der Ligaphase nur auf Platz 30 von 36 Teams. Leverkusen ist unter Erfolgstrainer Xabi Alonso mit zwei Siegen und einem Remis gestartet, mit dem 0:4 in Liverpool setzte es für den Tabellen-13. jüngst aber einen Dämpfer. Zudem hat der Vierte der deutschen Bundesliga mit Personalsorgen zu kämpfen. Stürmer Victor Boniface fällt wegen einer Oberschenkelverletzung aus, sein tschechischer Ersatzmann Patrik Schick war mit einem Dreierpack gegen Heidenheim aber in Torlaune. Mit Jonas Hofmann und Martin Terrier sind zwei weitere Offensivkräfte nicht dabei, zudem fehlen der Werkself schon Amine Adli, Nordi Mukiele und Jeanuel Belocian verletzt.
Alonso ist sich der Ausnahmesituation bewusst. „Wir müssen kreativ sein. Alle sind bereit dafür“, sagte der Spanier an seinem 43. Geburtstag am Montag. Das Ziel der Leverkusener, die in der vergangenen Saison als erstes Team der Ligageschichte ungeschlagen Meister geworden sind und 51 Pflichtspiele in Serie ohne Niederlage blieben, ist klar definiert. „Die nächsten beiden Heimspiele gegen Salzburg und Inter sind der Schlüssel, um in die ersten Acht zu kommen“, betonte Alonso mit Blick auf den angepeilten Achtelfinal-Fixplatz.
Vor den Salzburgern zeigte der Leverkusen-Trainer großen Respekt. „Wir erwarten einen sehr guten Gegner“, sagte Alonso. Man merke den Einfluss von Lijnders, dessen Idee sei klar. „Sie spielen mit großer Dynamik, Technik und sehr intensiv. In Rotterdam haben sie großen Willen gezeigt, nach den Niederlagen gegen Brest, Sparta Prag und Zagreb zurückzukommen. Es wird ein sehr interessantes Spiel.“ Lijnders gab die Komplimente zurück. „Ich habe großen Respekt. Besonders sein Spielstil und wie er das Team entwickelt. Er ist einer der besten Trainer.“