Coronavirus: Kurzarbeit im Fußball als Modell gegen Krise

Viele Bundesligisten und Zweitligisten setzen auf die Variante, die aber auch Schwächen hat

Zusammenhalt wird derzeit überall besonders groß geschrieben. © APA/Eisenbauer

Die heimischen Fußballklubs suchen derzeit händeringend nach Lösungen, um die herben finanziellen Verluste durch die Saisonpause wegen des Coronavirus abzufedern.

Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek sprach etwa von sechs Mio. Euro, die fehlen würden, Sturms Thomas Tebbich nannte im Falle eines Abbruchs ebenfalls einen „siebenstelligen Verlustbetrag“.

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Ein Modell, das viele Klubs der ersten und zweiten Spielklasse andenken, ist die Kurzarbeit. Diese kann allerdings nur mit dem expliziten Einverständnis der Profis festgelegt werden, gleiches gilt für Mitglieder des Trainerstabs.

Stich.wort

Kurzarbeit

Von Kurzarbeit spricht man, wenn in einem Betrieb die Arbeitszeit herabgesetzt wird, um wirtschaftliche Störungen zu überbrücken. Ziel ist, Arbeitsplätze zu sichern, Kündigungen zu vermeiden und die Liquidität der Unternehmen zu erhalten.
Zur Bewältigung der Corona-Krise gibt es ein besonderes Modell. Damit ist es möglich, die Arbeitszeit auf bis zu 0 Stunden zu reduzieren und trotzdem in einem Beschäftigungsverhältnis bei fast vollem Lohnausgleich zu bleiben. Vorerst ist die Vereinbarung für maximal drei Monate möglich, Verlängerungen sind aber nicht ausgeschlossen. Die reduzierten Stunden erhalten Arbeitnehmer vom AMS fast zur Gänze ausgeglichen, allerdings nur für Einkommen bis zu 5370 Euro brutto. Profifußballer können in Österreich nicht zur Kurzarbeit verpflichtet werden.

Sie läuft maximal drei Monate und würde sofort ausgesetzt werden, wenn der Spielbetrieb früher startet. Selbst Gernot Zirngast, Vorsitzender der Vereinigung der Fußballer (VdF), rät den Profis zu diesem Schritt. „Wir haben den Spielern klar gesagt, es ist ihr höchstpersönlicher Bereich, jeder muss für sich selbst entscheiden. Aber grundsätzlich empfehlen wir es.“

Das AMS ersetzt allerdings nur die entstandenen Kosten für Einkommen bis zu 5370 Euro brutto. „Es ärgert mich immer, wenn es heißt, die Fußballer in Österreich sind so reich. Viele von ihnen bekommen nicht mehr als Angestellte“, erklärte Zirngast.

LASK zahlt Gehälter „ganz normal weiter“

Von dieser Möglichkeit ausgeschlossen sind Vereine unterhalb der ersten beiden Ligen, da diese keine Kollektivvertragszugehörigkeit hätten, wie Rechtsanwalt Wolfgang Rebernig einwarf. Die Spieler besitzen dort offiziell Amateurstatus. Anderen Sportarten, wie etwa Handball, geht es ähnlich.

In der Bundesliga kündigten Sturm, Altach und der WAC bereits an, im gesamten Unternehmen, also auch bei den Mitarbeitern, auf Corona-Kurzarbeit umzustellen. Der LASK verzichtet (noch) darauf: „Stand jetzt zahlen wir die Gehälter ganz normal weiter. Für tiefgreifende Entscheidungen wissen wir einfach noch zu wenig“, sagte Präsident Siegmund Gruber zum VOLKSBLATT.

Große Bereitschaft bei Ried und Steyr

In der zweiten Liga wird Spitzenreiter SV Guntamatic Ried das Modell anwenden. „Wie der Zugang dazu von der Bundesregierung geschaffen wurde, ist eine tolle Sache. Ich gehe davon aus, dass Solidarität gegeben ist und dass alle im Verein zustimmen“, betonte Finanzvorstand Roland Daxl. Betroffen seien 70 bis 80 Leute, neben Mannschaft und Trainern auch Sekretariat und Akademie. „Mit Thomas Reifeltshammer haben wir einen Kapitän, der schon Unterstützung signalisiert hat“, so Daxl.

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Vorwärts Steyr wird diese Variante ebenfalls in Anspruch nehmen. Vereinzelte Gespräche seien noch ausständig, aber bisher „zeigen alle eine extrem hohe Bereitschaft und Solidarität. Die Vorwärts-Familie rückt zusammen“, berichtete Sportchef Jürgen Tröscher. Rund 25 Mitarbeiter wären betroffen.

„Der Fußball ist nicht das größte Problem“

Darüber hinaus versuchen die Klubs derzeit durchgängig, mit Heimprogrammen für die Spieler, Home-Office und Videokonferenzen über die Runden zu kommen. „Es ist eine unglaublich schwierige Zeit, teils existenzbedrohend für den Klub. Es hängen ja auch Arbeitsplätze dran. Aber gesamtgesellschaftlich gesehen ist der Fußball nicht das größte Problem. Es ist schön zu sehen, wie solidarisch die Menschen doch sind“, meinte Tröscher.

„Es gibt derzeit wichtigere Dinge als Fußball. Wir müssen ruhig und besonnen bleiben. Es geht um die Eindämmung eines Krieges, wo der Feind unsichtbar ist“, ergänzte Gruber. Und Daxl befand: „Wir sind Passagiere und ich bin froh, dass wir eine Regierung haben, die den Menschen und uns als Betrieben und Vereinen die Möglichkeit gibt, halbwegs aus der Krise herauszukommen.“