Seit zwei Wochen ist Raimo Summanen in der ICE Hockey League bei den Steinbach Black Wings Linz als Cheftrainer im Amt. Vor dem heutigen Kellerduell bei den Pustertal Wölfen verriet der 59-jährige Finne im Gespräch mit dem VOLKSBLATT, warum er nicht als ‚Hockey Man‘ gelten will.
VOLKSBLATT: Herr Summanen, wie verlief die Eingewöhnungszeit in Linz?
RAIMO SUMMANEN: Grundsätzlich sehr gut. Ich fange an, meinen Rhythmus zu finden, aber wie für alle erschwert der Lockdown die Situation. Speziell wenn du an einen neuen Ort kommst und versuchst, den Kopf für Eishockey frei zu haben.
Gab es vor Ihrem Engagement Assoziationen mit Österreich bzw. Linz?
Ich habe es immer verfolgt, aber als ich es intensivierte, habe ich festgestellt, dass Eishockey in Linz eine lange Geschichte hat. Das gefällt mir sehr gut und es ist an der Zeit, diese Identität in dieser großartigen Stadt wieder herzustellen.
War das einer der Beweggründe, das Angebot anzunehmen?
Definitiv, auch wenn es das erste Mal ist, dass mein Team am Tabellenende zu finden ist. Es ist sicher meine größte Herausforderung, aber ich habe mit vielen ehemaligen Spielern gesprochen und die haben mir alle — trotz der schwierigen letzten Jahre — gesagt, dass es ein großartiges, familiäres Umfeld ist.
Sie haben sowohl als Spieler als auch Trainer viel gewonnen. Welcher Erfolg bedeutet Ihnen persönlich am meisten?
Diese Frage kommt jetzt als ‚alter Mann‘ vermehrt (lacht). Wenn man es rein sportlich sieht und es ums Gewinnen geht, sind alle Titel die schönsten Erfolge. Aber am stolzesten bin ich gerade darauf, dass ich alle Dinge, die ich weitergebe, zuvor selbst probiere. Wenn das der ‚alte Mann‘ noch kann, dann müssen es die Spieler besser können.
Ist das Teil Ihrer Trainer-Philosophie?
Ja genau, ich muss ja wissen wie sich die Dinge anfühlen. Außerdem ist es meine Aufgabe die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Spieler an ihrem Limit performen. Wenn wir alle hart arbeiten ist es wichtig, dass wir mit dieser Einstellung Erfolge feiern und nicht der Frust größer wird. Es geht für uns erst einmal darum, die Spiele zu gewinnen, in denen wir gut spielen und dann müssen wir Wege finden, Matches siegreich zu gestalten, in denen wir nur durchschnittlich agieren.
Wie wirken Sie auf die Spieler in der jetzigen schwierigen Situation ein?
Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern. Wir stehen erst am Anfang und müssen alle mit Herz und Seele dabei sein. Meine Spieler sollen auf alles vorbereitet sein und wissen, es geht nur um uns — egal welcher Gegner kommt. Jeder Gedanke, den wir nicht uns selbst widmen, kostet Energie und auch wenn du Rückschläge hinnimmst, gilt es hart zu arbeiten und stärker dadurch zu werden.
Gibt es im Leben des Herrn Summanen auch eine Zeit ohne Eishockey?
Ja, sehr viel sogar, aber ich mag einfach den Sport (lacht). Eishockey hat in Finnland einen enormen Stellenwert und die Leute bezeichnen dich, wenn du viel gewonnen hast, als ‚Hockey Man‘. Ich will aber ein Sportsmann sein, weil der Sport für mich über dem Eishockey steht. Meiner Ansicht nach ist es ganz wichtig, offen für Inputs aus anderen Bereichen zu bleiben.
Mit Black-Wings-Trainer RAIMO SUMMANEN sprach Daniel Gruber