Linzer Tennis-Turnier strebt WTA-500-Status an

Topstar Maria Sakkari zeigte in Linz ihre Klasse. © APA/EXPA/REINHARD EISENBAUER/EXPA/REINHARD EISENBAUER

Die Frauen-Tennis-Tour WTA steht vor einer größeren Strukturänderung. Einerseits sollen ab 2024 die WTA-500-Turniere von derzeit 12 auf 18 Events aufgestockt werden, gleichzeitig die derzeit 32 WTA-250er um rund ein Drittel reduziert werden. Zudem dürfen ab kommenden Jahr bei 250er-Veranstaltungen nur noch in Ausnahmefällen Spielerinnen aus den Top 30 antreten. Ein doch massiver Eingriff, der den kleineren Turnieren schaden könnte.

Peter Michael Reichel, seit mehr als zwei Jahrzehnten als Europavertreter im WTA-Tour Board der Turnierdirektoren sitzt, bestätigte im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur diesbezügliche Gerüchte. Für die Top-30-Einschränkung bei den WTA-250 gebe es aber „bis zu drei Ausnahmen pro Turnier“. „Die Dinge sind in der Pipeline und auch die Upgrades, die möglich sind, sind in den nächsten Tagen und Wochen in Diskussion.“

Lesen Sie auch

Reichel möchte auch sein langjähriges Turnier in Linz, das Upper Austria Ladies, in den Status eines 500er-Turniers bringen. „Richtig, wir sind im Upgrade-Prozess.“ Ob man dies auch schaffen muss, um das Turnier halten zu können? „Es war ja schon immer schwierig, die Leute an den Start zu bringen. In der Hallensaison sind die Felder schon dünner geworden an der Spitze. Ich würde keine direkte wesentliche Veränderung sehen, wenn wir nicht upgraden. Aber wir wollen upgraden“, erklärte Reichel die Situation.

„Es ist nur eine Frage a) kriegen wir den Beschluss? Und b) kriegen wir das Geld auch finanziert?“. Für ein 250er-Turnier benötigt man im Schnitt ein Budget zwischen 2 und 4 Millionen, für ein 500er zwischen 3 und 6 Millionen.

Reichel befindet sich für das Linzer Traditionsturnier, das seit diesem Jahr wieder im Februar ausgetragen wird, in Gesprächen mit Sponsoren. „Mit zwei Firmen sind wir in Kontakt, hoffentlich ergibt sich was. Je eher wir einen Sponsor finden, desto leichter können wir das Upgrade finanzieren.“

Um die Existenz des Turniers, das von seiner Tochter Sandra als Turnierdirektorin geleitet wird, macht sich Vater Reichel keine Sorgen. „Wir sind ja im 33. Jahr. Linz ist nach Stuttgart das zweitälteste Indoor-Turnier, das noch existiert. Deswegen haben wir ein sehr gutes Standing und sind sicherlich auf der Liste jener, die die Möglichkeit bekommen, upzugraden.“

Reichel bestätigt auch die Reduzierung auf 250er-Level. „Es wird weniger geben. Man muss ja die 250er teilweise aufkaufen oder zusammenlegen.“ Von aktuell 32 Turnieren dieser Kategorie werde man um acht bis zwölf Veranstaltungen reduzieren, weiß Reichel.

Das Turnier in Linz hatte in der Vergangenheit immer wieder große Stars zu Gast, auch dank Wohlfühlfaktor und heimeliger Atmosphäre. Die ganz Großen lassen aber schon etwas länger auf sich warten. „Deswegen haben wir auch den Move in den Februar zurück gemacht. Wenn wir diese Upgrade schaffen, werden wir sicherlich wieder bessere Felder haben“, glaubt Reichel, der erwartet, dass bis Wimbledon alle Entscheidungen gefallen sind.

Neben dem jährlichen Budget hätte so ein Lizenz-Upgrade natürlich auch seinen Preis. „Als bestehende, langjährige Veranstalter erhalten wir das Upgrade zu einem Sonderpreis, der günstiger sein wird.“ Dieser ist siebenstellig, mehr wollte Reichel nicht verraten.

Auf 500er-Niveau werden bis zu 1,2 Millionen Dollar Preisgeld ausgeschüttet. „Aber da gibt es auch viel mehr über Medienrechte und die Tour Sponsorships. Es gibt auch einen Prozentsatz, den die Tour übernimmt, egal ob 250er, 500er oder 1000er, über die Refinanzierung dieser Vermarktungsrechte.“ Dieser ist markant, auch hier gibt es keine genaueren Zahlen.

Reichel ist für das Tennis und die WTA enorm viel unterwegs. „Ich bin noch nie so viel gereist wie im letzten Jahr. Ich musste einiges aufholen durch Covid und habe 2,1 Millionen Bonusmeilen stehen.“ Durch eben diese Kontakte und sein langjähriges Engagement ist Reichel für Linz optimistisch: „Natürlich, ich bin im 22. Jahr im Board, habe ein Turnier im 33. Jahr, das ist schon eine gute Referenz. Wenn wir die Finanzierung schaffen, die fast zustande gebracht ist, dann können wir das sicherlich auch schaffen.“

Seitenblick zur ATP: Dort gibt es keine Pläne, die 250er-Turniere mit Spielereinschränkungen zu schwächen. Diese Kategorie der WTA sei mit jener der ATP nicht zu vergleichen, meinte kürzlich der im ATP-Board sitzende Herwig Straka auf APA-Anfrage. „Auf der WTA-Tour haben sie derzeit rund 220.000 Dollar Preisgeld, unsere 250er haben zwischen 600.000 und 1,5 Millionen. Das ist eine andere Dimension.“