Nach etwas mehr als dreieinhalb Jahren ist für Rainer Wöllinger (51) Schluss bei der SV Guntamatic Ried. Der Geschäftsführer verlässt den Fußball-Zweitligisten mit Saisonende.
Im Gespräch mit dem VOLKSBLATT lässt er diese Zeit noch einmal Revue passieren, erklärt die Hintergründe und betont, dass er Fan der SVR bleiben wird.
Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?
RAINER WÖLLINGER: Es ist ja im Oktober ein neuer Vorstand gewählt worden. Der hat neue Ideen und neue Herangehensweisen und wir haben gemerkt, dass der gemeinsame inhaltliche Nenner kleiner geworden ist. Deshalb habe ich mit dem Vorstand das Gespräch gesucht, in dem sich unterschiedliche Sichtweisen bestätigt haben. Am Ende des Prozesses haben wir dann die Entscheidung getroffen, dass ich meine Tätigkeit beenden werde.
Wir schwer fällt Ihnen der Abschied?
Sehr schwer, weil ich extrem gerne hier gewesen bin. Ich möchte keine Sekunde, keine Minute, keinen Tag hier missen. Es ist ein toller Job, bei all den Schwierigkeiten in dieser Branche. In Summe hat das Positive klar überwogen und wir gehen im Guten auseinander.
Wo lagen die Auffassungsunterschiede oder Meinungsverschiedenheiten?
Das sind Interna und die bleiben intern, das sind wir dem Verein schuldig.
Was waren die Höhe- und Tiefpunkte?
Das absolute Highlight war natürlich das Cupfinale 2022 (0:3 gegen Salzburg/Anm.), vor allem der Weg nach Klagenfurt (u.a. mit einem Sieg in Graz gegen Sturm/Anm.). Wir sind am Vortag durch die Stadt gegangen und da waren nur Ried-Fans unterwegs, das war schon sensationell. Die Medaille hängt in meinem Büro. Auch wenn es „nur“ Silber ist, das ist schon etwas Besonderes. Der Tiefpunkt ist natürlich der Abstieg 2023, aber ein Tiefpunkt war für mich auch immer, wenn sich ein Spieler schwer verletzt hat.
Was nehmen Sie aus dieser Zeit bei der SVR mit?
Ich war davor ja Spieler und Funktionär im Amateur-Bereich und bin ein echter Vereinsmeier. Deshalb war es schön, in der Fußballwelt dabei sein zu dürfen und im Profibereich aktiv mitzugestalten. Deshalb habe ich auch sehr gerne sehr viel Zeit investiert und ich habe sehr viele spannende Leute kennengelernt. Also ich nehme definitiv viel mit für meinen weiteren Weg.
Was hat Ihnen im Profifußball nicht gefallen?
Manchmal werden die Dinge komplizierter gemacht, als es notwendig wäre. Und es wird in diesem Bereich mehr übereinander als miteinander geredet, das finde ich schade. Es sind sehr viele Individualisten unterwegs, das ist auch logisch, weil es auch um den eigenen Erfolg geht. Wirklich erfolgreich sind die, die es schaffen, dass sich alle den gemeinsamen Zielen unterordnen.
Wie sehen Sie die SV Ried für die kommende Saison aufgestellt, trauen Sie ihr die Rückkehr in die Bundesliga zu?
Unbedingt, ja. Ich traue Ried den Aufstieg zu und werde kräftig die Daumen drücken und im Stadion sein. Ich hoffe, dass Trainer Max Senft die Chance bekommt, das durchzuziehen, weil ich überzeugt bin, dass man an einem Weg festhalten muss. Wenn die Mischung (im Kader/Anm.) stimmt, ist das realistisch.
Wie schwer ist es, einen Bundesliga-Klub wie Ried zu führen und finanzieren?
Ried hat das Glück, eine sehr große, breite Sponsorlandschaft zu haben, wo sehr viele, sehr treue Partner sind. Dazu haben wir eine tolle Infrastruktur und tolle Fans und einen VIP-Kub, in dem sich viele Menschen auf Augenhöhe treffen. Diese Loyalität der Wirtschaftstreibenden in der Region und der Fans sind der Grund, warum Profifußball in Ried seit 30 Jahren möglich ist und weiter sein wird. Das muss einem bewusst sein, das muss man auch künftig hochhalten.
Erfreulich ist, dass die Durchlässigkeit vom Nachwuchs zu den Profis wieder größer geworden ist?
Definitiv. Wir investieren ja zu Recht einen schönen Teil des Budgets in den Nachwuchs und haben deshalb die Pflicht, den Burschen auch die Chance zu geben. Das ist in den letzten eineinhalb Jahr wieder verstärkt passiert.
Wie schauen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Es haben sich mehrere interessante Möglichkeiten aufgetan und ich werde demnächst entscheiden, wo ich am 1. Juli starte.
Interview: Roland Korntner