Der gebürtige Freistädter und Sportarchitekt Harald Fux hat den Wettbewerb für das Projekt gewonnen und das Stadion bis zur Baugenehmigung geplant.
VOLKSBLATT: Herr Fux, in knapp zweieinhalb Monaten wird die neue Raiffeisen-Arena eröffnet. Für einen erfahrenen Architekten immer noch etwas Besonderes?
Ja, schon. Linz wird was Größe, Angebot und Konzept betrifft, ein neuer Meilenstein, der über Österreich hinaus prägend sein wird. Was man da alles reingepackt hat, das ist wirklich ein besonderes Projekt. Ich finde auch den Zugang wichtig, dass sie möglichst früh eröffnen und dann kleinweise ausbauen und Erfahrungen sammeln. Das Projekt hat Luft und kann sich nach Brieftasche und Möglichkeiten weiterentwickeln. Die Zeit in der sie das hinlegen, ist schlichtweg sensationell. Es hat natürlich anfangs Rückschläge gegeben, aber Präsident Siegmund Gruber hat sich hier ein positives Manifest geschaffen. Es wird einzigartig sein, das haben wir in ganz Österreich nicht. Diese Dichte und gleichzeitig Großzügigkeit gibt es so kein zweites Mal.
Genau das ist Ihnen ein besonderes Anliegen, dass jedes Stadion einen unverwechselbaren Charakter hat. Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an dieser Arena?
Tatsächlich die Form. Dort Volumen zu zeigen, wo wir es brauchen und sich anderswo so weit zurückzunehmen, wie es geht. Dieses sehr intelligente Umgehen mit Ressourcen hat zu dieser Form geführt, die nicht andere Vorbilder zitiert und sehr eigenständig ist. Gerade der Blick aus dem Himmel heraus ist etwas, was die Gugl unverwechselbar macht. Zudem ist es wahnsinnig nachhaltig, der LASK ist großteils regional unterwegs, hat kurze Transportwege und jeden Euro zweimal umgedreht. Das Stadion wird ein Booster, es werden Einnahmen kommen und es wird eine Attraktivität da sein, die wahnsinnig hilft.
Sie haben die Nachhaltigkeit angesprochen, die immer wichtiger wird. Welche Aspekte waren hier für Sie besonders bedeutsam?
Nachhaltigkeit beginnt bei mir tatsächlich schon in Konstruktion, Form und Design. Je mehr die Dinge so geplant werden, dass sie lange halten, desto gescheiter ist es. Dass man etwas hinstellt, was lange währt und man lange anschauen kann. Wir haben versucht, die Strukturen so zu bauen, dass sie Entwicklung zulassen.
Worauf wurde noch Wert gelegt?
Es gibt ein Wassermanagement, es gibt die Nutzung von möglichst vielen vorhandenen Strukturen. Man hat geschaut, was ist schon da und was kann ich intelligent wieder nutzen. Das Bottle-free, die Abfallvermeidung ist ein ganz wichtiges Thema, sich zu überlegen, wie kann ich da sparsam sein. Sie haben LED drin, Bierleitungen, sehr viele Aspekte, die modern und nachhaltig sind. Auch das Energiekonzept ist sehr intelligent.
Sehr wichtig war Ihnen auch die Anrainerthematik. Wo sehen Sie hier die größten Verbesserungen?
Es war eine große Entscheidung, das Gebäude maßgeblich zu verrücken, um zu den Anrainern mehr Luft zu bekommen. Das Wichtigste ist die kompakte, geschlossene Form. Die gesamte Emissionsthematik im Bereich Schall und Licht ist komplett reduziert und verbessert worden, insofern kann das Stadion auch ein guter Nachbar sein.
Rückblickend, was war die größte Herausforderung bei der Entwicklung des Stadions?
Es hinzubringen, dass das Stadion in dieser Größe luftig dort steht. Die Trennung zur Sport-Arena, der Abstand zu den Nachbarn. Die optimalen Zuwegungen für Aktive, Spieler, Offizielle und Gäste so zu schaffen, dass sie reibungsfrei funktionieren, obwohl das Ding nicht auf der grünen Wiese steht, sondern in den Kontext eingebunden ist. Die größte Herausforderung war: Wie kann ich eine große Spielstätte in den Kontext einbinden, um eine möglichst hohe Funktionalität und Wirtschaftlichkeit zu haben.
Es gibt auch kritische Stimmen zum Standort, etwa wegen der Verkehrslage. Wie stehen Sie zur Gugl?
Super. Ich bin ein Verfechter von zentral und gut gelegenen Stadien, die ins Gefüge eingebettet sind. Die Gugl ist ein historischer Grund, der mit dem Stadion weiter aufgewertet ist und mit der Sport-Arena daneben und dem Olympia-Stützpunkt auch Sinn macht und große Effizienz entfaltet. Das sind nicht irgendwelche satelittenartige Stadien in der Pampa, sondern Standorte, die im Gedächtnis der Leute da sind. Ich denke, dass es auch für die Gugl ein Jahrhundertereignis ist, dass der LASK endlich eine Heimstätte hat. Man wird die Gugl international viel besser kennenlernen, sie wird eine überregionale Bedeutung erlangen. Es gibt eine super Zugverbindung nach Linz, man kann zu Fuß raufgehen. Das sind Dinge, die auch in der Mobilität sehr zeitgemäß sind.
Sie haben zuvor die vielen Vorteile eines eigenen Stadions angesprochen. Lastet andererseits nun auch ein höherer Druck auf dem Verein, erfolgreich zu sein?
Der Druck ist sicher indirekt da. Ich möchte es aber umgekehrt sagen, ich denke, es wird helfen, dass sich die Spieler wohlfühlen, optimal betreut werden, den sozialen Zusammenhalt noch weiter formen können. Der Druck wird wahrscheinlich weniger stark spürbar, weil die emotionale Befriedigung relativ groß sein wird. Die Kampfansage LASK ist sehr reell, das macht den österreichischen Fußball spannend.
Sie haben schon unzählige Stadien besucht. Gibt es international gesehen eines, das Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben ist?
Ich möchte da gar keines hervorheben. Für mich ist jetzt wirklich das LASK-Stadion das beste und schönste. Wenn man so viele Stadien gesehen hat, weiß man schon, was da entsteht. Zum Beispiel der Tunnel-Club, ich war letztens in Tottenham, das wird mindestens so geil. Oder die runde Kabine. Ich glaube, dass mein Lieblingsstadion jetzt Linz ist und das sehr lange so bleiben wird.
Wie wichtig ist es als Architekt, sich auch mit der Vereins- und Fankultur sowie der Region zu befassen?
Natürlich strahlt der Verein eine ganz eigene Stimmung aus, auf die man eingehen kann. Letztendlich entsteht ein Stadion im Dialog mit dem Umfeld, mit den Anforderungen und mit dem Nutzer. Das ist der große Vorteil der klubfinanzierten Stadien, der Klub kann sich viel stärker einbringen. Natürlich bürdet man sich auch eine wahnsinnige Verantwortung auf. Das Linzer Stadion zu bauen ist kein Tagesgeschäft für einen Präsidenten, das ist ein Lebenswerk. Das kann man nicht ohne Herz und ohne Hirn betreiben. Das musst du komplett wollen und die Ausstattung dazu haben, das ist beim LASK gegeben.
Abschließend, werden Sie das Eröffnungsspiel live im Stadion verfolgen?
Beim Eröffnungsspiel bin ich sicher dabei und ich freue mich schon sehr darauf, die Atmosphäre im ersten Spiel des LASK im neuen Stadion zu erleben. Das wird sicher ein einmaliges Erlebnis.
Mit Sportarchitekt HARALD FUX sprach Christoph Gaigg