Lukas Weißhaidinger hat seine Sachen beieinander – inklusive Regenschuhen, man weiß ja nie. Dazu kommen der blaue und der schwarze Diskus, Trainer Gregor Högler in Rufweite und die Familie und Freunde auf den Rängen. Der Oberösterreicher wird am Mittwoch im Stade de France um seine zweite Medaille bei Sommerspielen werfen, der Vizeeuropameister ist im Kreis jener fünf, die sich das Podest wohl untereinander ausmachen werden. Außer es gibt eine olympische Überraschung.
Die Topathleten messen der Qualifikation keine überbordende Aussagekraft zu, also Weißhaidinger dem klaren Weiterkommen im ersten Versuch mit einem 66,72-m-Wurf nicht. Budapest-Weltmeister Daniel Ståhl aus Schweden wird sich als nur Achter sicher auch keinen großen Kopf machen. Weltrekordler Mykolas Alekna aus Litauen, der Australier Matthew Denny und der slowenische Europameister Kristjan Čeh komplettieren das Quintett. Gefährliche Außenseiter für die Entscheidung ab 20.25 Uhr sind die gleich drei Jamaikaner im 12er-Feld, Sam Mattis aus den USA oder der Deutsche Clemens Prüfer.
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Viel gelernt
Am liebsten würde Weißhaidinger, der mit Startnummer elf in den Ring („er ist perfekt für mich“) tritt, gleich so einen Wurf zum Beginn des Finales „fabrizieren“ wie in der Qualifikation. Nach Jahren, in denen es nicht so gut gelaufen sei, sei er entspannt, weil er „alles miterlebt hat unterm Strich“. Es sei eine Floskel, wenn man sage, von Niederlagen lerne man am meisten. „Aber das war so, das hat man gesehen. Das waren wichtige Schritte, die wir gemacht haben.“
Nach drei Bronzemedaillen bei Großereignissen, zuletzt 2021 bei den Sommerspielen in Tokio, folgten die Jahre 2022 und 2023 ohne Edelmetall und danach eine gravierende Technikumstellung. Die jetzige bezeichnet er als „sehr einfach“. Freilich muss viel zusammenpassen wie Abwurf und Flugkurve, damit eine große Weite daraus wird.
Mit der Saisonbestweite von 69,04 Metern im Mai in Eisenstadt und Silber bei der EM in Rom im Juni meldete sich Weißhaidinger eindrucksvoll zurück. „Ich glaube, dass ich viele kalt erwischt habe. Viele dachten, das mit der Technikumstellung ist ein Notfallplan, dass man es irgendwie noch einmal schafft und anders keine Chance mehr hat.“
Am Anfang des Jahres hätten ihn daher sicherlich nicht viele auf der Rechnung gehabt. „Dass ich bei der Europameisterschaft weit werfe, hat sicherlich die meisten überrascht. Weil ich im Vorfeld nicht so ganz auf dem Radar aufgetaucht bin.“
Im Vergleich zu Tokio würde er seine Chancen „als sehr gut und ein bisserl größer“ betrachten. „Weil ich mehr die Ruhe habe. Die Quali damals war im dritten Versuch, das war schwierig. Das Finale war mit 67,07 sehr gut. Heuer habe ich von den Metern noch mehr drauf.“ Das will der Innviertler am Mittwoch zeigen.