Rainer Schönfelder oder ein bunter Hund als seriöser Unternehmer

Der Ex-Ski-Star im Interview über das Comeback von Marcel Hirscher, den Klimawandel und die Herausforderungen als Hotelier

Rainer Schönfelder galt als „bunter Hund“ im Ski-Weltcup, war aber durchaus auch erfolgreich. Slalom-Weltcupsieger sowie je zweimal WM-Silber und Olympia-Bronze stehen als größte Erfolge zu Buche. Heute ist der 47-Jährige als Unternehmer mit der „You will like it Group“ in drei Bereichen erfolgreich unterwegs: Investmentberatung, Bauträger & Immobilienentwicklung (mit 43 Millionen realisiertem Projektvolumen und 75 Millionen Projektvolumen in der Entwicklung) sowie Hotellerie (mit 115.000 Gästen im Jahr) mit einem Standort auch in Oberösterreich. Mit dem VOLKSBLATT sprach er über die Herausforderungen im Tourismus, Innovationen, den Klimawandel und natürlich das große Comeback.

Marcel Hirscher kehrt(e) in den Ski-Zirkus zurück. Haben Sie auch einmal mit Comeback-Gedanken gespielt?

Nein, weil ich am Ende meiner Karriere mehr Probleme körperlicher Natur hatte. Die habe ich zwar in Griff bekommen, keine Frage, ich bin wieder fit. Aber für ein Comeback müssen die Rahmenbedingungen passen, das ist beim Marcel gegeben. Was Material, Reglement, Skilängen, Taillierungen und Kurssetzung betrifft, hat sich gegen Ende meiner Karriere sehr viel getan, so dass ich allein ich dadurch viel an Boden verloren hatte.

Bei Hirscher ist das nicht der Fall?

Nein, er findet großteils die Rahmenbedingungen vor, die es auch bei seinem Rücktritt gegeben hat.

Wie sehr hat sie seine Ankündigung überrascht?

Der Zeitpunkt der Ankündigung hat mich wie alle anderen überrascht, obwohl ich immer gesagt habe, es würde mich nicht wundern, wenn er den Schritt eines Tages macht. Die Auszeit nach so vielen Erfolgen war wohlverdient, aber für mich hat es sich für mich eben immer mehr als eine Auszeit denn als ein endgültiges Karriereende angefühlt.

Was trauen Sie ihm zu?

Grundsätzlich ist ihm alles zuzutrauen, mit einer kleinen Einschränkung: Im Slalom sehe ich keine großartige Weiterentwicklung in den letzten Jahren, im Riesentorlauf kommt aber der Odermatt, aber nur der Odermatt, mit einer New-Generation-Technik wirklich sauschnell daher.

Unabhängig vom Ergebnis, das Comeback ist ein großer Werbeboost für den Ski-Weltcup, oder?

Auf jeden Fall, denn so einen Versuch gibt es in ganz wenigen Sportarten. Es birgt natürlich ein Risiko, die Erwartungshaltung ist groß, sicher auch bei ihm selbst. Ich bin überzeugt, dass er weiß, was er tut: Der Marcel hat in den letzten Jahren sehr viel Material für seine Skifirma getestet, er wird schon wissen, wo er ungefähr steht.

Stichwort Klimawandel: Wie stark sehen Sie den Ski-Weltcup gefährdet, in der letzten Saison gab es ja doch wieder einige Absagen?

Da muss man fairerweise dazusagen, dass einige Absagen hausgemacht waren, weil Termine gewählt wurden, die unpassend waren. Das wird hoffentlich geändert. Ich halte den Ski-Weltcup grundsätzlich für sehr anpassungsfähig, was Termine und Orte betrifft, deshalb sehe ich das in den nächsten 15, 20 Jahren nicht problematisch.
„Ich sehe uns nicht als klassisches Ski-Hotel“

Was bedeutet der Klimawandel für den Tourismus und damit für ihre Hotels?

Ich sehe unsere Hotels nicht als klassische Ski-Hotels, es sind Aktiv-Hotels mit einem super Preis-Leistungskonzept in den Alpen, wo wir den größten Wellness-Bereich der Welt haben, nämlich die Natur. Und die ist im Sommer genauso spannend wie im Winter, den wir leider nur aufs Skifahren reduzieren. Das ist ein Blödsinn, es stehen ja viel mehr Aktivitäten zur Verfügung, die man in den Alpen ausüben kann. Erst recht, wenn die Winter immer wärmer werden sollten. Zudem werden die Alpen, wenn gleichzeitig auch die Sommer immer heißer werden, zu dieser Jahreszeit immer attraktiver, weil es kühler ist. Ich denke, da sind wir gut abgesichert.

Weil auch breit aufgestellt?

Ja, es geht in Richtung Vielseitigkeit. Unsere Hotels haben grundsätzlich das ganze Jahr geöffnet. Denn wir merken, dass die Buchungszeiträume sich über die klassischen Ferienzeiten hinaus verändern, dass die Gäste kurzfristiger buchen, dass sie kürzer, aber dafür öfter kommen und den Urlaub insgesamt durch die Informationen, die sie vorab im Internet recherchieren können sehr individuell gestalten.

Das Cooee-Hotel in Gosau. Copyright: COOEE

Wie schwierig sind die Rahmenbedingungen?

Nach wie vor sehr herausfordernd, Corona hängt uns immer noch nach und die allgemeine wirtschaftliche Lage macht es nicht leichter. Zudem ist die Arbeitsmarktlage sehr schwierig: In der Gastronomie Personal zu finden ist nach wie vor extrem schwierig, da hat es eine Abwanderung gegeben. Aber wir arbeiten hart daran, dass wir das mit minimalen Veränderungen abfedern können.

Welche sind das?

Unser Konzept beruht grundsätzlich auf qualitätsvollem und trotzdem leistbarem Urlaub. Mit einem gewissen Standard an Komfort, aber ohne unnötigen Firlefanz. Wir versuchen zum Beispiel, effizienter in der Reinigung zu werden – auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Der Gast kann entscheiden, ob das Zimmer jeden Tag gereinigt werden muss. Will er das nicht, gibt es dafür eine kleine Belohnung. In der Gastro setzten wir mittlerweile in allen Hotels einen Roboter ein, in der Beratung via Homepage einen ChatBot, der wirklich alles weiß. Wichtig ist bei allen Maßnahmen, dass die Qualität nicht leidet.

Was zeichnet den Standort Gosau aus?

Gosau ist inmitten des Salzkammerguts, welches über viele Jahrzehnte weltweit sehr gut vermarktet wurde, dementsprechend haben wir ein sehr internationales Publikum und sind ganzjährig gut gebucht. Seit 1. Juli bieten wir an diesem Standort, den wir seit 2017 betreiben, neben den Zimmern nun auch Apartments an.

Gibt es auch persönliche Erinnerungen?

Ja, sehr gute sogar. In Gosau bin ich eines meiner ersten FIS-Rennen gefahren und habe auch erstmals richtig gut gepunktet.

Früher hatten Sie ja im Ski-Weltcup den Ruf eines „bunten Hundes“, kommt der heute auch noch ab und zu zum Vorschein?

Den kann ich nicht leugnen, der kommt schon noch raus. Vielleicht auf eine bisserl eine andere Art und Weise. Früher habe ich die Bühne des Skisports genutzt, da habe ich damit gespielt und auch ein bisschen provoziert, weil mir auch die Reaktion der Leute getaugt hat. Es war aber nicht immer alles geplant, manches ist mir auch passiert. diese Bühne habe ich nicht mehr und das ist auch gut so. Aber der Spaß muss erhalten bleiben!

So Dinge wie Wengen 2007, wo sie wegen einer verlorenen Wette als Nacktflitzer über die Piste gefahren sind, sind also Vergangenheit?

Natürlich. Wobei: Das ist mir tatsächlich damals passiert. Ich habe eigentlich extra am Start gewartet, bis alle weg waren, doch den Fotografen, der die Absage des Trainings dokumentiert hat, habe ich übersehen.

Interview: Roland Korntner

Zur Sache: COOEE

„Cooee!“ heißt in der Sprache der australischen Ureinwohner: „Ich bin hier, wo bist du.“ Der Kärntner Ex-Skistar Rainer Schönfelder (47) hat es zum Motto für seine Kette COOEE (gesprochen KU-I) alpin Hotels gemacht. Diese besteht derzeit aus drei Standorten: In St. Johann in Tirol, in Bad Kleinkirchheim und dem Hotel Dachstein in Gosau.

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