Rangnick sieht sich bestätigt: „Nicht nur ein Höhenflug“

Österreichs Fußball-Nationalteam hat seine Ambitionen unterstrichen. Nach der 5:1-Gala am Sonntag in Linz gegen Norwegen hat die ÖFB-Auswahl nicht nur den Wiederaufstieg in die höchste Liga der Nations League in der eigenen Hand. Sie habe laut Teamchef Ralf Rangnick auch „eindrucksvoll bestätigt“, dass die Erfolge der jüngeren Vergangenheit „nicht nur ein Höhenflug“ gewesen seien. Rangnick ortet eine positive Entwicklung – mit dem klaren Ziel, bei der WM 2026 dabei zu sein.

„Ich messe mich selber an der WM-Qualifikation“, betonte Rangnick. Die Chancen, bei der Auslosung Mitte Dezember aus Topf eins gezogen zu werden, haben die Österreicher durch die Auftritte in Linz gegen Kasachstan (4:0) und Norwegen zumindest nicht verschlechtert. „Wir wissen schon, dass wir genau solche Leistungen brauchen, um uns zu qualifizieren – egal ob wir aus Topf eins oder zwei kommen“, sagte Rangnick. Nur die zwölf Gruppensieger qualifizieren sich im nächsten Jahr direkt für das Turnier in Nordamerika.

Seit der bisher letzten WM-Teilnahme 1998 hätte Österreich immer wieder „ganz ordentliche Spieler“ gehabt, meinte Rangnick. Viele Akteure aus seinem aktuellen Kader seien – noch unter seinem Vorgänger Franco Foda – auch schon in der Quali für die WM 2022 dabei gewesen. „Da hat man gegen Wales verloren, auch nicht gerade der Nabel der Fußballwelt“, sagte der Deutsche nach den beiden höchsten Pflichtspielsiegen seiner Teamchef-Ära.

Nach Kasachstan diktierte die ÖFB-Auswahl auch gegen die Norweger, denen sie im September in Oslo noch mit 1:2 unterlegen war, das Geschehen. 10:1 Schüsse aufs Tor warf die Statistik aus. „Was mir besonders gefallen hat, ist, dass wir immer auf dem Gaspedal geblieben sind“, erklärte Rangnick. Verblüfft habe ihn keiner seiner Akteure. „Aber es haben alle auf sehr hohem Niveau gespielt. So soll es auch sein. Die Energie, die die Mannschaft versprüht hat, die ist im positiven Sinne ansteckend. Sie laden sich gegenseitig immer wieder neu auf.“

Am Ende hätten die Norweger resigniert. „Es war trotzdem ein schweres Spiel“, sagte Rangnick. Norwegen sei ein Topgegner. „Für mich ist das eines der aufregendsten Teams in Europa.“ Österreich gelangen nach der Pause dennoch vier Tore innerhalb von 22 Minuten. „Drei Kopfballtore gegen die größte Mannschaft der Welt musst du auch erstmal machen“, lobte der ÖFB-Coach. „Unsere Mannschaft lebt von der Energie, von der Zahl der Sprints, von der Intensität der Sprints, davon, dass alle mitmachen. Wir haben fast jeden zweiten Ball gewonnen.“

Norwegens Stürmerstar Erling Haaland hatte man bis auf zwei Topchancen in der Anfangsphase im Griff. Gernot Trauner lieferte trotz infolge seiner körperlichen Probleme wenig Spielpraxis bei Feyenoord Rotterdam eine Meisterleistung ab. Rangnick: „Da kann man nur den Hut ziehen.“ Lob gab es neben Doppeltorschütze Marko Arnautovic aber auch für Spieler wie Romano Schmid. „Es ist eine Freude zu sehen, mit wie viel Selbstvertrauen er spielt.“

Das Gegentor durch Alexander Sörloth bezeichnete Rangnick als „ein bisschen billig“. Vorwurf wollte er seinem aktuellen Einsertorhüter Patrick Pentz, der bei einer Flanke zu wenig konsequent herausgekommen war, aber keinen machen. „Das war sicherlich ein Tor, wo er zwischen Baum und Borke war.“ Es hätten aber auch die Feldspieler besser verteidigen müssen. Pentz sei im Spielaufbau dafür immer wieder miteingebunden gewesen, „fast wie ein zusätzlicher Feldspieler“.

Das Zwischentief vom September („Vielleicht war es im Nachhinein gut“) ist vergessen. „Es war wichtig, dass wir mit mehr als einem Tor Unterschied gewinnen“, betonte Rangnick. Dadurch hat man im direkten Duell mit Norwegen die Nase vorne – und wäre mit Siegen in den ausständigen beiden Spielen am 14. November in Kasachstan und drei Tage später in Wien gegen Slowenien Gruppensieger.

„Es ist gut zu wissen, dass wir es selbst in der Hand haben“, sagte Rangnick. „Das ist ein gutes Gefühl.“ Die Reise nach Kasachstan mitsamt des Sechseinhalb-Stunden-Fluges und großen Zeitunterschieds sei aber keine einfache. Norwegen hatte in Almaty 0:0 gespielt, Slowenien erkämpfte am Sonntag ein 1:0 – Warnung genug.

Die Gruppensieger steigt in Liga A auf, der Zweite muss im März 2025 in eine Relegation, der Dritte spielt um den Klassenerhalt. Den ersten Lostopf für die WM-Quali-Auslosung werden aller Voraussicht nach die acht Viertelfinalisten der höchsten Liga der Nations League sowie die vier nächstbesten Teams aus der Weltrangliste bilden. Österreich ist in dieser aktuell Europas Nummer zwölf – und hat damit gute Chancen, sollte in der A-Liga kein Außenseiter in den Top zwei seiner Gruppe landen.

Früher als diese Entscheidung könnten beim ÖFB Personalentscheidungen auf Geschäftsführer-Ebene fallen. Am Freitag steht in Wien eine richtungsweisende Präsidiumssitzung samt Debatte über eine mögliche Reform der Führungsgremien an. Rangnick wollte zu den Vorgängen keinen Kommentar abgeben.

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