Showdown im ÖFB: Mitterdorfer kämpft um CEO und eigenen Job

Selten zuvor ist ein Treffen der Spitzenfunktionäre des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) mit derart großer Spannung erwartet worden wie jenes am Freitag in Wien. „Personalia“ lautet der einzige Tagesordnungspunkt für die außerordentliche Präsidiumssitzung, die von Verbandschef Klaus Mitterdorfer kurzfristig angesetzt wurde. Der Kärntner will dabei Silvia Kaupa-Götzl als CEO installieren – sollte er scheitern, wäre seine Amtszeit nach eineinhalb Jahren wohl wieder vorbei.

Die ehemalige Postbus-Vorständin Kaupa-Götzl wird den anwesenden Herren vor Ort über ihre Pläne beim ÖFB berichten und um die zumindest nötigen sieben Stimmen werben. Insgesamt 13 Stimmen sind zu vergeben – neun von den jeweiligen Landeschefs, drei von der Bundesliga und eine von Mitterdorfer selbst. Eine Mehrheit für Kaupa-Götzl erscheint laut APA-Informationen äußerst ungewiss.

Abgesehen von der traditionellen Opposition aus Oberösterreich – Landeschef Gerhard Götschhofer wird aus Australien per Video zugeschaltet – und Tirol ist es auch mehr als fraglich, ob Kaupa-Götzl die Zustimmung aus Salzburg und dem Burgenland erhält. Die Bundesliga könnte aufgrund der Nicht-Ausschreibung des Postens gegen Kaupa-Götzl votieren. In diesem Fall wäre mit sehr großer Wahrscheinlichkeit keine Mehrheit für Kaupa-Götzl möglich. Da sich das Bild dieser Stimmenverhältnisse im Lauf des Donnerstags immer mehr verfestigte, schien selbst eine kurzfristige Absage der Außerordentlichen Präsidiumssitzung und ein vorzeitiger Abgang Mitterdorfers nicht mehr gänzlich ausgeschlossen.

Mitterdorfer fixierte als Milletich-Nachfolger Trainingszentrum Aspern

Der 59-Jährige trat seinen ehrenamtlichen Job am 8. Juli 2023 an, davor hatte Niederösterreichs Landeschef Johann Gartner nach dem Rücktritt von Gerhard Milletich für einige Monate als Verbandschef fungiert. Unter Mitterdorfer wurde das ÖFB-Trainingszentrum in Wien-Aspern endgültig finalisiert, und die Männer-A-Auswahl schwang sich in seiner Regentschaft zu so manchen Höhen auf. Nun könnte die Nationalmannschaft und ihr Teamchef Ralf Rangnick gehörigen Anteil an einer möglichen Ablöse Mitterdorfers haben.

Der ÖFB-Präsident schaffte es wie seine Vorgänger nicht, den Konflikt zwischen ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer und -Geschäftsführer Bernhard Neuhold in den Griff zu bekommen, daher entschloss er sich, beide ihres Amtes zu entheben. Am 18. Oktober wurde Mitterdorfer vom Präsidium mit der Vollmacht ausgestattet, die Dienstverhältnisse von Hollerer und Neuhold zu lösen.

Rangnick und Teamspieler erhöhten Druck auf Mitterdorfer

Beiden wurde bisher gemäß APA-Informationen ein Angebot zur einvernehmlichen Trennung unterbreitet, das nicht angenommen wurde, woraufhin die Kündigungen in Kraft gesetzt wurden. Die drohende Trennung von Neuhold lässt aber Rangnick und die Teamspieler auf die Barrikaden steigen, sie erhöhten mit ihren Aussagen in den vergangenen Tagen den Druck auf Mitterdorfer massiv. So sprach Rangnick etwa von „gar keinem Verhältnis“ zum Präsidenten. Eine längerfristige weitere Zusammenarbeit der beiden dürfte schwierig bis unmöglich sein, und Rangnick sitzt am längeren Ast, schließlich weiß er weite Teile der Öffentlichkeit hinter sich.

Bei einem Abgang Mitterdorfers wäre auch die geplante Strukturreform mit einem CEO, zwei untergeordneten Geschäftsführern und einer Verlagerung gewisser Kompetenzen vom Präsidium zu hauptamtlichen Mitarbeitern zumindest vorerst vom Tisch. Dann ginge es darum, dass der ÖFB bis zur nächsten Bundeshauptversammlung, die nach aktuellem Stand für 18. Mai 2025 in Bregenz angesetzt ist, handlungsfähig bleibt. Daher wäre wohl eine interimistische Führung durch derzeitige Präsidiumsmitglieder naheliegend.

Für die Wahl im kommenden Mai werden dann die Karten neu gemischt. Eine neuerliche interne Lösung ist nicht ausgeschlossen, allerdings dürfte auch Roland Schmid Ambitionen auf den ÖFB-Chefposten haben. Der Unternehmer scheiterte schon knapp bei seinen Bewerbungen als Rapid-Präsident (2019) und ÖFB-Präsident (2021), sein Verhältnis zu Rangnick gilt als ausgezeichnet. Schmid wäre der erste Verbandsboss seit Friedrich Stickler (2002 – 2008), der nicht aus dem Präsidium aufrückt.

Die mobile Version verlassen