Im alpinen Ski-Weltcup legen die Männer am Sonntag (10.00 und 13.00 Uhr/live ORF 1) mit dem Auftakt-Riesentorlauf auf dem Rettenbachferner los. Marco Odermatt strebt seinen dritten Sölden-Sieg und in weiterer Folge den vierten Gesamtsieg in Serie an. Die Österreicher gehen mit Außenseiterchancen ins Rennen, Marcel Hirscher und Lucas Braathen steigen mit Nummern jenseits der 30 wieder ins Geschehen ein.
Doppelstaatsbürger Hirscher wird dabei nicht mehr im ÖSV-Rennanzug, sondern als Vertreter der Niederlande zwischen den Toren unterwegs sein. „Es macht nach wie vor unglaublich viel Spaß, auch wenn die Vorbereitung jetzt nicht ganz so verlaufen ist wie erhofft“, sagte der Salzburger. „Was sicherlich noch nicht ganz da ist, ist der Speed.“ Braathen nimmt nach seinem Rücktritt aus dem norwegischen Team fortan als Brasilianer an den Wettkämpfen teil. Wie bei Hirscher stammt seine Mutter aus der nun repräsentierten Nation.
Leicht werden es die beiden nicht haben, prophezeit Manuel Feller. „Sölden war immer ein schwieriges Rennen für hohe Startnummern. Letztes Jahr und vor zwei Jahren war es, glaube ich, so, dass mehr als drei Leute nach den 30 reingefahren sind.“ Bei den vorherrschenden hohen Temperaturen würden die Verhältnisse ähnlich denen bei einem Frühjahrsrennen sein. „Das ist von einem klassischen Winterrennen schon ein Stück weg.“
Für Feller geht es darum, sein bestes Sölden-Resultat toppen, das war ein zwölfter Platz 2019. „Natürlich ist die Erwartungshaltung, vor allem weil es ein Riesentorlauf ist, nicht übertrieben groß“, sagte Feller, der immer eine längere Anlaufphase brauche. „Ich hätte gerne noch zwei, drei Trainingstage auf einer richtig guten Piste, um mich 100 Prozent bereit zu fühlen.“ Auf dem Hang müsse man „nur kämpfen, weil er so lang und so steil ist“.
Stefan Brennsteiner berichtete von einer guten Vorbereitung, in der er sich wohl gefühlt und stabile Läufe gezeigt habe. Der Salzburger trainiert nun in derselben Gruppe wie Feller, Marco Schwarz oder Michael Matt, betreut von Gruppencoach Martin Kroisleitner. „Nichtsdestotrotz zählt das Rennen, und in Sölden sind mir noch nicht die Überergebnisse gelungen in meiner Karriere“, sagte Brennsteiner. Für die Österreicher starten auch Raphael Haaser, Lukas Feurstein, Patrick Feurstein, Noel Zwischenbrugger, Vincent Kriechmayr und Fabio Gstrein.
Lukas Feurstein traut ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer heuer im Riesentorlauf viel zu. Der Vorarlberger sagte: „Es war meine erste Vorbereitung seit vier Jahren, wo ich wirklich den ganzen Sommer trainieren habe können, das ganze Sommercamp auf Ski absolviert habe. Ich finde, ich habe einen guten Schritt gemacht, sowohl speedmäßig als auch technisch“. Hirscher bezeichnete der 23-Jährige in einem Atemzug mit Ted Ligety als sein Idol. „Ich bin selber gespannt, wie er im Rennen wirklich fährt. Ich traue ihm schon einiges zu“, sagte Feurstein und scherzte: „Wenn er vor uns ist, dann können wir uns sicher was anhören lassen.“
Odermatt ist auf dem Rettenbachgletscher aber unbestritten der Topfavorit. In der Vorsaison hatte der mittlerweile 27-Jährige von zehn Rennen neun gewonnen, nur beim Saisonfinale schied er in Führung liegend aus. Nun fühle er sich bereit für neue Erfolge. „Wir hatten sehr gute Bedingungen die letzten Tage in der Schweiz“, erklärte Odermatt. Die körperliche Verfassung dürfte stimmen. „Ich habe vielleicht ein, zwei Kilos mehr drauf.“
Verantwortlich dafür war auch sein neuer spanischer Konditionstrainer Alejo Hervas. Der langjährige Vertraute von Lara Gut-Behrami ersetzte den Österreicher Kurt Kothbauer, der sich dem „Team Pinheiro“ von Lucas Braathen anschloss. Wie Schweizer Medien berichteten, hat Odermatt bei den Kraft- und Ausdauertests vor der Saison seine Bestmarken vom Vorjahr noch einmal um rund drei Prozent verbessert.
Nicht am Start wird Alexis Pinturault stehen. Der Franzose ist nach seinem im Jänner erlittenen Kreuzbandriss noch nicht bereit für das Comeback. Aus dem österreichischen Team fehlt der nach einer Rücken-OP rekonvaleszente Marco Schwarz, der im Vorjahr geführt hatte, ehe der erste Durchgang wegen starken Windes ohne Wertung abgebrochen werden musste.