Sölden als Startschuss: ÖSV-Frauen geloben Besserung im RTL

Julia Scheib beim Training auf dem Rettenbachferner © APA/EXPA/JOHANN GRODER/EXPA/JOHANN GRODER

Mit dem Frauen-Riesentorlauf auf dem Rettenbachferner beginnt am Wochenende die Ski-Weltcup-Saison. Für die ÖSV-Läuferinnen ist die Disziplin – punktuelle Erfolge ausgenommen – seit Jahren ein Schreckgespenst. Der neue Spartentrainer Christian Perner soll aber den richtigen Schwung zurückbringen. Als Topfavoritin gilt Mikaela Shiffrin, die Jagd auf ihren 98. Weltcup-Erfolg macht. Sölden-Vorjahressiegerin Lara Gut-Behrami startet nach einer hartnäckigen Grippe nicht voll fit.

„Ich bin überzeugt, dass wir ein sehr gutes Teamgefüge haben, was einer der Schlüsselpunkte ist. Im technischen Bereich haben wir noch viel Arbeit vor uns, aber wir sind auf einem guten Weg“, sagte Perner, der auf den nach Deutschland gewechselten Karlheinz Pichler folgte. „Wir haben eine Tour vor uns, und am Samstag startet die erste Etappe.“

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Der Steirer legt sich die Latte auch in Hinblick auf die Heim-WM in Saalbach hoch: „Ja, ich will eine Medaille. Punkt. Ende. Aus.“ Diesen Mindset wolle er auch auf seine Schützlinge übertragen. Seine Kerntruppe bilden Julia Scheib, Stephanie Brunner, Ricarda Haaser und die aktuell verletzte Elisabeth Kappaurer. „Es haben alle einen Schritt nach vorne gemacht, zwei davon besonders“, sagte Perner, ohne Namen zu nennen.

Baldige Großtaten erhoffen sich viele besonders von Scheib. Die Steirerin gilt als großes Talent, schwere Knieverletzungen haben sie in der Vergangenheit jedoch zurückgeworfen. Nun habe sie sich über das Training „echt eine gute Konstanz aufgebaut“, sagte die 26-Jährige, die seit einiger Zeit ohne Wehwehchen ist. „Es kann eine sehr gute Saison werden. Aber es ist sicher kein Honigschlecken, es sind sehr gute am Start“, betonte Scheib, die regelmäßig unter die Top fünf kommen will. „Mit einem zehnten, elften oder zwölften Platz abzuschwingen und juhu zu schreien – definitiv nicht.“

Brunner war im letzten RTL der Vorsaison in Saalbach noch vor Scheib Vierte und damit beste Österreicherin. Sie würde am liebsten dort anknüpfen, sagte die Tirolerin, die über den Sommer einen Wechsel des Ausrüsters vollzogen hat und nun wieder mit Head-Latten fährt. „Das wäre der Wunsch. Man wird am Samstag sehen, wo wir alle umgehen“, meinte Brunner. „Wir wissen gar nichts – das ist immer das Spannende dran.“

Auch Franziska Gritsch ist mit einer neuen Skimarke – Blizzard – unterwegs. „Ich freue mich jetzt echt auf eine neue Saison und hoffe, ich kann schnell sein“, sagte die Söldenerin vor ihrem Heimrennen. Das Umfeld ist das alte geblieben: Gritsch bildet mit ihrem Lebensgefährten und Trainer Florian Stengg sowie ihrem Servicemann ein Privatteam. „Die Zusammenarbeit ist richtig cool, wir sind alle sehr motiviert.“

Für Katharina Liensberger geht es in erster Linie darum, wieder Sicherheit und Vertrauen zu finden. „Ich will es mit Lockerheit angehen, dass ich das, was ich kann, ins Rennen bringen kann“, meinte die Vorarlbergerin, die 2021 in Cortina d’Ampezzo Riesentorlauf-Bronze gewonnen hatte. Auch Haaser, Lisa Hörhager, Katharina Huber und Katharina Truppe sind für das Ski-Austria-Team am Start.

Shiffrin bestreitet ihren ersten Riesentorlauf seit dem 20. Jänner in Jasna. Bald darauf war sie in der Cortina-Abfahrt gestürzt und hatte nach Ausheilung ihrer Verletzungen an Knie und Knöchel im Weltcup nur noch Slaloms bestritten. „Ehrlich gesagt fahre ich sehr gut im Moment. Ich weiß aber nicht, was das für den Renntag heißt“, sagte die zweimalige Sölden-Siegerin auf die Frage nach ihrer Riesentorlauf-Form. Am Ende der Vorsaison habe sich der Riesentorlauf „so weit weg angefühlt. Aber jetzt geht es mir physisch und mental wirklich gut.“

Das Gegenteil trifft auf Gesamtweltcup-Gewinnerin Gut-Behrami zu, die vor dem Weltcup-Auftakt eine langwierige Grippe plagte und deswegen drei Wochen mit dem Training aussetzen musste. „Ich wünschte, ich könnte sagen, es geht mir großartig. Aber der letzte Monat war herausfordernd. Ich war krank, ich hatte Schmerzen“, sagte die 33-Jährige. Von der Vorsaison könne sie nicht zehren. „Die Erfolge vom letzten Jahr bringen eigentlich eher mehr Müdigkeit mit als etwas anderes. Ich merke, ich bin nicht wirklich frisch.“

Zudem hat sich die Tessinerin von ihrem lukrativen Helmsponsor – der Schokoladenmarke Ragusa – getrennt. Das wurde am Freitag von Gut-Behrami selbst bestätigt. Zu den Hintergründen äußerte sie sich nicht.