Eder holt erste Paralympics-Medaille für Österreich in Paris

Speerwerferin Natalija Eder hat für die erste österreichische Medaille bei den Paralympischen Spielen in Paris gesorgt. Der 44-jährigen Steirerin gelang am Samstag im mit 80.000 Zuschauern prall gefüllten Stade de France im letzten Versuch eine Weite von 37,22 m, die ihr wie bereits in London 2012 und in Rio de Janeiro 2016 Bronze bescherte. Vor drei Jahren in Tokio war die sehbehinderte Sportlerin als Vierte leer ausgegangen.

„Ich kann es nicht glauben, es war wirklich eine starke Konkurrenz. Jede Medaille ist immer besonderes“, sagte Eder. Vor dem finalen Versuch drohte der Speerwerferin dasselbe Schicksal wie in Japan, diesmal behielt sie aber bravourös die Nerven. „Ich habe mir nur gedacht, bitte nicht so wie in Tokio. Ich will das nicht mehr. Es war bis zum Schluss so spannend.“

Gold ging an die überlegene Chinesin Yuping Zhao, die mit 47,06 m einen neuen Weltrekord aufstellte. An diese Weite kamen die Verfolger nicht annähernd heran, im Duell um Silber hatte Eder gegen die Russin Anna Kulinich-Sorokina (38,10 m), in Paris unter neutraler Flagge startend, das Nachsehen.

Begleitet wurde der Bewerb von einer grandiosen Atmosphäre im Stadion. Für Eder jedoch mehr Fluch als Segen. „Es gibt sicherlich Leute, die das brauchen. Für mich als Sehbehinderte ist es aber sehr schwierig mich zu konzentrieren und bei mir zu bleiben, wenn es so laut ist“, erklärte die 44-Jährige. Nach dem Wettkampf könne sie die Stimmung aber sehrwohl genießen und werde dies im Verlauf des Tages auch noch tun. „Heute wird gefeiert. Das ist hundertprozentig sicher.“

Familie und Freunde werden bei der Feier nicht anwesend sein, diese fieberten bei der spannenden Konkurrenz von zuhause aus mit. Im Gegensatz zu vielen anderen Aktiven brachte Eder keinen großen Fan-Anhang nach Paris. „Ich bin eine von wenigen Athletinnen, die niemanden von der Familie dabei braucht“, erklärte Eder. In ihrem Heimatort Gröbming wird die Bronzemedaille aber sicherlich auch noch gebührend gefeiert.

Die Steirerin vertrat Rot-weiß-rot bei den Weltspielen für Sportlerinnen und Sportler mit Beeinträchtigung bereits zum vierten Mal. „Es ist großartig, wieder Teil des österreichischen Teams zu sein. Es ist wie immer ein besonderes Erlebnis“, sagte sie. Im Vergleich zu den Spielen in London und Tokio, wo sie auch im Kugelstoßen angetreten war, konzentrierte sich Eder diesmal komplett auf ihre Paradedisziplin. Ein Plan, der voll aufging.

Ans Aufhören will die mittlerweile 44-Jährige noch keinesfalls denken. „Ich möchte weitermachen, das ist fix. Ich kann die Jüngeren ja ruhig noch ein bisschen zittern lassen. So schnell darf man mich nicht von der Liste streichen“, sagte Eder.

In ihrer Kindheit hatte die Steirerin noch das komplette Sehvermögen. Eine Augenerkrankung im Alter von 15 Jahren führte schließlich zur Beeinträchtigung. Von dieser ließ sich Eder aber nicht lange aufhalten, bereits ein Jahr danach begann sie in Belarus Fünfkampf zu trainieren. Im Laufe der Zeit fand sie Begeisterung für die Wurfdisziplinen in der Leichtathletik, zudem verlegte sie im Jahr 2003 ihren Lebensmittelpunkt nach Österreich.

Auch zwei Jahrzehnte danach gehört die 44-Jährige noch zu den Weltbesten im Speerwurf. Dies stellte Eder mit den Gewinn der Silbermedaille bei der diesjährigen Weltmeisterschaft bereits eindrucksvoll unter Beweis. Insgesamt holte die zweifache Mutter bei Welt- und Europameisterschaften bereits neun Mal Edelmetall, in Paris folgte nun die dritte Krönung bei Paralympics.

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