Vor der Anreise nach Windischgarsten, wo sich das ÖFB-Nationalteam auf die Spiele gegen Aserbaidschan und Estland vorbereitet, sprach das VOLKSBLATT mit dem Legionär von Feyenoord Rotterdam.
VOLKSBLATT: Herr Trauner, kurz vor Weihnachten haben Sie sich am Knie verletzt und mussten unters Messer. Wie geht es Ihnen aktuell?
GERNOT TRAUNER: Ich bin zwar noch nicht ganz bei 100 Prozent, aber sicher am besten Weg dorthin. In den letzten beiden Spielen für meinen Klub habe ich in Europacup und Liga 90 und 65 Minuten gespielt. Ich habe keinerlei Schmerzen mehr und auch die Spielpraxis kommt zurück. Ich bin unendlich froh, wieder auf dem Platz stehen zu können.
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Für Feyenoord läuft es aktuell toll. In der Europa League steht man im Viertelfinale, im Cup unter den letzten Vier und in der Liga führt man die Tabelle nach dem 3:2-Sieg am Sonntag mit sechs Punkten Vorsprung an. Dazu wurde Ihr Vertrag bis 2026 verlängert. Beginnt man langsam aber sicher zu träumen?
Wichtig ist, dass wir den Fokus behalten. Aber natürlich ist das Träumen erlaubt. Die ganze Stadt und die Fans sehnen sich nach dem Meistertitel.
Kommen wir zum Nationalteam. Was bedeutet es Ihnen, dass der Auftakt zur Quali für die EURO 2024 in Deutschland mit den Spielen gegen Aserbaidschan am Freitag und gegen Estland am Montag ausgerechnet an Ihrer alten Wirkungsstätte in Linz ausgetragen wird?
Das ist für mich natürlich schon etwas ganz Besonderes, quasi vor der Haustüre Länderspiele bestreiten zu können. Ehrlicherweise hätte ich damit nicht mehr gerechnet. Durch die neue Raiffeisen Arena ist das aber zum Glück jetzt möglich geworden. Viele Familienmitglieder und Freunde haben sich mit Tickets eingedeckt. Es macht immer Spaß, wieder in bekannte Gesichter blicken zu können.
Hatten Sie mit den alten LASK-Kollegen schon Kontakt, wie es sich anfühlt, in der neuen Arena zu spielen?
Noch nicht. Ich habe Bau und Eröffnung natürlich verfolgt und freue mich, dass der LASK eine eigene Heimat gefunden hat.
Welche Chancen rechnen Sie sich aus, in den beiden Matches auch zum Einsatz zu kommen?
Wenn ich gebraucht werde, dann bin ich bereit. Speziell unter Teamchef Ralf Rangnick habe ich zuletzt viele Spielminuten im Nationalteam sammeln dürfen.
Wie beurteilen Sie die Arbeit des Teamchefs generell?
Ralf Rangnick ist ein echter Macher und Umsetzer mit einer tollen Persönlichkeit. Seine Arbeitsweise ist einfach hoch professionell. Mir gefällt es, wie er Fußball spielen lässt und sein Spielstil kommt mir als Spielertypen sehr entgegen.
Gegen Aserbaidschan und Estland ist Österreich klar in der Favoritenrolle. Alles andere als zwei Siege wären eine Enttäuschung Wie beurteilen Sie die Ausgangslage?
Zwei Siege wären natürlich ein guter Start in die Quali. Es muss aber auch unser Anspruch sein, beide Spiele zu gewinnen und uns für die Endrunde 2024 zu qualifizieren.
Haben Sie sich bereits über die Gegner erkundigt?
Natürlich wirft man einen Blick auf die jeweiligen Kader der Gegner und sucht nach Anknüpfungspunkten oder Spielern, gegen die man vielleicht schon einmal gespielt hat. Bei Aserbaidschan spielt mit Ozan Kökcü beispielsweise der Bruder meines Feyenoord-Teamkollegen Orkun. Es wird in beiden Spielen so sein, dass wir mehr Ballbesitz als der Gegner haben werden. Daraus gilt es dann auch Kapital zu schlagen.
Sie feiern am Samstag Ihren 31. Geburtstag. Haben Sie da etwas mit der Familie geplant?
Das weiß ich noch gar nicht so genau. Es kommt natürlich auch drauf an, was der Teamchef erlaubt. Mannschafts-intern wird vielleicht ein bisschen gefeiert. Fix eingeplant ist nichts. Meine Frau und die Kinder sind auch in Holland geblieben.
Was würde es Ihnen persönlich bedeuten, sich für die Endrunde im nächsten Sommer zu qualifizieren?
Das wäre schon eine Art Krönung meiner bisherigen Laufbahn. Ich glaube, es ist für jeden Profifußballer ein Lebenstraum, sein Land bei einem großen Turnier vertreten zu dürfen. Dass die kommende Endrunde in Deutschland stattfindet, macht es noch spezieller. Ich werde alles daran setzen, dem Team bestmöglich helfen zu können, damit wir uns diesen Traum vom Turnier auch erfüllen können.
Hinter dem absoluten Gruppenfavoriten Belgien prognostizieren viele Experten einen harten Kampf mit Schweden um den zweiten Platz, der die fixe Quali bedeuten würde. Wie beurteilen Sie selbst die Chancen?
Wir haben schon bewiesen, dass wir uns mit den besten Teams der Welt auf Augenhöhe messen können. Das muss auch der Anspruch einer Nationalmannschaft von Österreich sein. Vor der WM-Pause haben wir beim 2:0 gegen Italien eine tolle Leistung abgerufen. Warum sollte das gegen Belgien nicht gelingen?
Das Selbstbewusstsein bei Ihnen und in der Mannschaft stimmt also?
Jetzt gilt es gut in die Quali zu starten. Danach warten in Brüssel Belgien und in Wien Schweden. Spätestens dann wird man sehen, in welche Richtung es für uns geht.
Mit ÖFB-Teamspieler GERNOT TRAUNER sprachen Christian Baumberger und Roland Korntner