Rund zehn Monate nach ihrer Inauguration steht Monique Tijsterman vor ihrer ersten großen Herausforderung. Mit Österreichs Handball-Frauen will die Niederländerin bei der am kommenden Donnerstag beginnenden Heim-EM ein neues Kapitel mit der in den vergangenen Jahren schüchtern auf die Endrunden-Bühne zurückgekehrten Truppe aufschlagen. Die 55-Jährige gilt als Strategin, die in ihrer Heimat viel bewegte. „Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht“, sagte Tijsterman.
WM-Gold (2019), -Silber (2015) und -Bronze (2017) sowie EM-Silber (2016) und -Bronze (2018) der niederländischen Frauen sind der eindrucksvolle Beweis für die Arbeit Tijstermans. Sie war ab 2006 maßgeblich an der Entwicklung des niederländischen Akademie-Systems beteiligt, mit dem das Land trotz einer international unbedeutenden Liga europäische Topspielerinnen entwickelte. Die Oranje-Auswahl ist dementsprechend eine reine Legionärs-Veranstaltung, fast alle sind an irgendeinem Punkt ihrer Karriere von Tijsterman betreut worden.
Analogien zu Österreich sind durchaus vorhanden. Auch hier hat die Liga abgesehen von Hypo Niederösterreich ein vergleichsweise überschaubares Niveau, die Hoffnungen ruhen auf der Nationalmannschaft. Diese hat Tijsterman in den vergangenen Monaten intensiv kennengelernt. „Die Selbstverantwortlichkeit der Spielerinnen ist mir sehr wichtig. Sie müssen an sich glauben. Ich hoffe, das habe ich rüberbringen können“, erklärte sie.
Bei den Spielerinnen, mit denen Tijsterman unzählige Gespräche geführt hat, kommt das gut an. „Für mich war der größte Impuls, dass sie diesen Glauben an sich selbst vermitteln kann. Ich kann’s, ich mach’s, ich tu’s. In Österreich spielst du sonst immer den Underdog, sicherst dich auch in den Statements immer ab“, beschrieb Patricia Kovacs die Herangehensweise Tijstermans.
Der Glaube an die eigenen Stärken wird bei der Endrunde, die am 28. November mit dem Spiel gegen die Slowakei beginnt, auch nötig sein. Die weiteren Matches bestreiten Katarina Pandza und Co. gegen Titelverteidiger Norwegen (30. November) und Slowenien (2. Dezember). Der Aufstieg und also mindestens Platz zwei sind das klare Ziel. Dann würde man in der Hauptrunde in der Wiener Stadthalle weiterspielen. „Wir werden versuchen, im Laufe des Turnieres nie zufrieden zu sein. Wir werden hungrig bleiben, uns nie zurücklehnen“, versprach die Teamchefin.
Für ÖHB-Generalsekretär Bernd Rabenseifner ist Tijsterman, die nach der „Ewigkeit“ von 20 Jahren Herbert Müller ablöste, die ideale Frau am richtigen Platz. „Sie besitzt ein ausgezeichnetes Fachwissen, arbeitet sehr strukturiert und hat einen super Plan“, meinte er über Tijsterman, die für den europäischen Verband EHF auch in der Trainerausbildung tätig ist.
Der Vertrag mit Tijsterman ist bis nach dem Ende der WM-Play-offs im April 2025 anberaumt. Gut möglich, dass sie ihren Posten danach behält. „Sollte nach der EM ein kleiner Umbruch kommen, glauben wir dass sie die richtige Trainerin sein wird“, sagt Rabenseifner.
Am Sonntag (15:15 Uhr/live ORF Sport +) duelliert man sich im letzten Test in Innsbruck mit Deutschland. Bei der EM sind in Tirols Hauptstadt ab 28. November die Slowakei, Titelverteidiger Norwegen und Slowenien die Gegner. Der Aufstieg und also mindestens Platz zwei sind das klare Ziel. Dann würde man in der Hauptrunde in der Wiener Stadthalle weiterspielen.