Sturm Graz hat sich am Mittwoch trotz einer respektablen zweiten Hälfte in der Fußball-Champions-League bei OSC Lille mit 2:3 (1:2) geschlagen geben müssen. In den ersten 45 Minuten schon mit 0:2 hinten und eigentlich völlig chancenlos, sorgten Otar Kiteishvili (45.+4) und Mika Biereth (47.) im letzten Pflichtspiel des Jahres per Doppelschlag für ein Comeback und eine recht offene zweite Hälfte, in der erst im Finish durch „Joker“ Hakon Haraldsson (81.) die Entscheidung fiel.
Für die Franzosen hatten davor Osame Sahraoui (37.) und Mitchel Bakker (45.+1) getroffen. Zwei Wochen nach dem ersten Punktgewinn beim 1:0-Heimsieg über Girona verpasste es Sturm, im sechsten Königsklassenauftritt zum zweiten Mal anzuschreiben. Die Chancen auf den Aufstieg sind ohnehin nur noch rein rechnerischer Natur. Im Jänner warten noch Atalanta Bergamo (21./auswärts) und RB Leipzig (29./heim) auf die Grazer.
Sturm rannte im Stade Pierre Mauroy in der ersten Hälfte vor allem dem Ball nach. Die spielfreudigen und ballsicheren Gastgeber hatten auch ohne den angeschlagenen Offensivmann Edon Zhegrova ihren Spaß, mussten sich lange eigentlich nur die mangelnde Chancenauswertung vorwerfen lassen. Sturm agierte gerade in den ersten 20 Minuten extrem passiv, hatte etwa Glück, dass Jonathan David den Ball einen Stanglpass im Fünfer nicht verarbeiten konnte, oder Remy Cabella knapp am langen Eck vorbeizielte (6.).
Elfer gegen Sturm nicht gegeben
Ein Elfer wegen eines Remplers von Niklas Geyrhofer an Sahraoui wurde nach VAR-Studium durch den bulgarischen Schiedsrichter Kabakow zurückgenommen (17.), eine knappe Viertelstunde später ließ David aus Kurzdistanz einen echten Sitzer aus (30.). Es dauerte schließlich bis zur 37. Minute, ehe Sahraoui eine schnelle Aktion ohne großen Widerstand der Blackys mit einem Schuss ins lange Eck abschloss. Als Bakker bereits in der Nachspielzeit der ersten Hälfte nachlegte, schien die Partie fast gelaufen.
Doch noch vor dem Pausenpfiff schlug Sturm in Person von Kiteishvili wie aus dem Nichts zurück. Der Georgier kam nach einer Flanke auch mit etwas Glück an den Ball und knallte diesen aus wenigen Metern ins obere Kreuzeck. Die eigentlich chancenlosen Steirer, die bis dahin nur zwei, drei zaghafte Torschüsse verzeichnet hatten, waren plötzlich wieder zurück im Spiel – und nahmen das Momentum aus der Kabine mit.
Momentum plötzlich aufseiten Sturms
Keine zwei Minuten nach Wiederbeginn schob Biereth nach guter Balleroberung und Doppelpass William Böving-Kiteishvili im Fünfer ein. Der Moralschub war am Platz deutlich zu sehen. Sturm stand nun höher und setzte das etwas ratlos wirkende Lille immer wieder unter Druck. Bei der besten Gelegenheit ging ein Distanzversuch Kiteishvilis am langen Eck vorbei (63.).
Die heißeren Chancen fand freilich einmal mehr Lille vor. Der an diesem Abend zu Sturms Glück unpräzise David traf einmal mehr nicht (61.), Bakker scheiterte an Goalie Daniil Chudjakow (71.). Der kurz davor eingewechselte Haraldsson sorgte nach Davids Zuspiel schließlich doch für einen nicht unverdienten Sieg der Hausherren, die damit weiter im Aufstiegsrennen bleiben.