Der Meister empfängt seinen „Vize“ zum ersten Saisonduell. Sturm Graz und Red Bull Salzburg gehen am Sonntag (17.00 Uhr) jedoch nach Niederlagen in der Champions League nicht gestärkt in den Schlager der 9. Runde der Fußball-Bundesliga. Rapid will hingegen den Schwung des Erfolges im Europacup mitnehmen zum SCR Altach, bei dem ein Neuer auf der Trainerbank sitzt (14.30 Uhr). Der LASK empfängt zeitgleich mit Austria Klagenfurt einen „Lieblingsgegner“.
Sturm hat neben dem 0:1 daheim gegen Club Brügge am Mittwoch noch weitere Sorgen. Der erfolgreiche Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker könnte schon in der anstehenden Länderspielpause zu Hoffenheim wechseln, laut deutschen Medienberichten soll es bereits eine Einigung geben. Trainer Christian Ilzer hat mit Schicker „klar gesprochen“, wie er am Freitag verriet. „Alles weitere ist die Sache von Andi Schicker“, merkte er an. Auf die Frage, ob es sein Wunsch sei, dass Schicker bleibt, meinte Ilzer: „Mein Wunsch ist es, dass wir am Sonntag Red Bull Salzburg schlagen.“
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Offener gab sich Sturms Coach im Rückblick auf die Niederlage gegen Brügge (0:1) sowie dem Blick nach vorne. Im „absoluten Spitzenspiel“ vor ausverkauftem Haus am Sonntag erwartete er einen weiteren starken Gegner auf hohem Niveau. „Salzburg hat gegen Brest 60 Minuten ein sehr gutes Spiel gemacht. Natürlich ist bei Salzburg nach zwei Niederlagen (in der CL, Anm.) Unruhe da, aber das ist nach wie vor eine sehr gute Mannschaft“, urteilte Ilzer. „Es ist zu erwarten, dass wir bis ans Limit gefordert werden.“
Welche Elf beginnen wird, will Ilzer erst am Samstag entscheiden. Einen Ruhetag weniger hat Sturm im Gegensatz zu den bereits Dienstag angetretenen Salzburgern. Jon Gorenc Stankovic und Gregory Wüthrich werden in diesem Kalenderjahr kein Thema mehr sein. Bei Gorenc Stankovic verlief die Operation am Ellbogen laut Ilzer gut, bis der Slowene wieder in Zweikämpfe gehen kann, wird es dennoch noch bis zu zehn Wochen dauern. Auch bei Wüthrich (Knie) wird sich die Ausfalldauer auf zehn bis zwölf Wochen belaufen.
Salzburg beschäftigten nach dem 0:4 gegen Stade Brest die Defensivschwächen und der Unmut der eigenen Fans. Für Torhüter Janis Blaswich, inzwischen ins deutsche Nationalteam einberufen, gab es sogar Hohn von den Rängen. Alexander Schlager wurde lautstark gefordert. Trainer Pep Lijnders steht vor der ersten schwierigeren Situation in Salzburg, obwohl sein Team nach Verlustpunkten die Bundesliga-Tabelle anführt. Der Niederländer setzt auf die rasche Chance, das Blatt zu wenden.
„Im Fußball geht alles sehr schnell. Am Dienstag haben wir in der Champions League verloren, am Sonntag geht es schon wieder mit einem Spitzenspiel bei Tabellenführer Sturm Graz weiter. Da bleibt keine Zeit zum Jammern oder, um Entschuldigungen zu suchen“, sagte Lijnders. Er forderte die bestmögliche Vorbereitung auf die Partie in Graz ein, „um erfolgreich zu sein und eine Reaktion zu zeigen“. In den vier Liga-Duellen der Vorsaison gab es drei Remis, einmal siegte Salzburg.
Rapid will nach dem dem Auftaktsieg in der Conference League (2:1 bei Basaksehir Istanbul) beim SCR Altach nachlegen und den ersten Auswärtssieg in dieser Bundesliga-Saison feiern. Die Vorarlberger hoffen hingegen auf den Trainereffekt, nach der Trennung von Chefcoach Joachim Standfest sitzt der Kameruner Louis Ngwat-Mahop interimistisch auf der Bank.
„Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Wir bereiten uns auf verschiedene Szenarien vor“, sagte Rapid-Coach Robert Klauß, der aber auch betonte: „Wir wollen es nicht überbewerten. Die Spieler bleiben gleich und man kann als neuer Trainer innerhalb von drei, vier Tagen nicht extrem viel verändern.“ Für die Hütteldorfer sei es laut Klauß nun wichtig, sich mit einem Erfolgserlebnis in die Länderspielpause zu verabschieden und drei Punkte zu sammeln. „Es gibt viele gute Gründe, das Spiel zu gewinnen.“ Personell kann der Deutsche auf alle Europacup-Fighter zurückgreifen, einzig Moritz Oswald wird nach einem im Training erlittenen Schlag aufs Knie ausfallen.
Die Altacher hatten am Montag den Abschied von Standfest und Co-Trainer Roman Wallner verkündet, „ein neuer Impuls“ soll laut Sportdirektor Roland Kirchler nach fünf sieglosen Ligaspielen in Serie den Turnaround bringen. Die Suche nach einem neuen Trainer läuft derzeit auf Hochtouren. „Wir haben einige Kandidaten auf der Prioritätenliste und jetzt eine Endauswahl von zwei, drei Trainern. Wir hoffen, dass es so schnell wie möglich über die Bühne geht“, sagte Kirchler.
Zuletzt hatten die Rheindörfler Niederlagen in Hartberg (0:2) und gegen Blau-Weiß Linz (0:1) kassiert. Jetzt kommt mit Rapid ein Gegner, der die vergangenen fünf Duelle allesamt zu null gewann. Ngwat-Mahop hofft dennoch auf eine Überraschung. „Wir wissen alle, dass Rapid gut ist. Es erwartet uns kein leichtes Spiel, aber wir wissen auch, was unsere Jungs können. Eine Chance gibt es immer“, sagte der Interimstrainer. Der 37-Jährige war mit Salzburg zweimal Meister und beendete 2020 beim SCRA seine aktive Laufbahn. Seither ist er im Altach-Kosmos als Trainer in verschiedensten Funktionen tätig. In den vergangenen beiden Jahren coachte der frühere Stürmer die Altach Juniors, die derzeit in der Regionalliga West spielen.
Für den LASK kommt nach der vergebenen 2:0-Führung beim 2:2 gegen Djurgården in der Conference League der nächste Gegner gerade recht. Vor dem Heimspiel gegen Austria Klagenfurt haben die Linzer gegen die Kärntner inklusive Regionalliga-Duelle in 21 Bewerbspartien nicht verloren. Der schwach in die Saison gestartete LASK ist zudem seit vier Matches ungeschlagen, die Klagenfurter waren aber noch besser unterwegs: Aus den jüngsten fünf Auftritten wurden vier Siege und ein Unentschieden geholt.
„Sie sind eine Mannschaft, die es über die letzten Jahre durchgehend bewiesen hat, dass sie sehr klar in ihrer Entwicklung ist“, erklärte LASK-Trainer Markus Schopp, der für Klagenfurt-Coach Peter Pacult („ein unglaublicher Fachmann“) nur lobende Worte findet. Dennoch strebt er drei Zähler für den LASK an. „Wir spielen daheim, nehmen aus dem letzten Spiel sehr viel mit und werden es am Sonntag wieder besser machen. Die Mannschaft ist sich bewusst, dass wir punkten müssen“, betonte Schopp und nahm seine Truppe nach einem Monat im Amt in die Pflicht: „Ich bin in meiner Erwartung schon weiter, daher bin ich so streng. Da gehört mehr Disziplin her, mehr Klarheit. Wir müssen mehr Pläne machen.“
Eine Hiobsbotschaft erreichte Schopp unmittelbar nach dem Conference-League-Match: Moses Usor erlitt am Donnerstag einen Kreuzbandriss, wird am Montag operiert und monatelang ausfallen. „Das ist extrem bitter für uns“, meinte der Coach. Auch Pacult hat einen kurzfristigen Ausfall zu beklagen, Philipp Wydra musste sich einer Blinddarm-OP unterziehen. Zudem steht Sebastian Soto nicht zur Verfügung, dafür kehrt Kosmas Gkezos nach abgesessener Sperre zurück. Pacult ist vor dem Ausflug nach Linz guten Mutes. „Der Zusammenhalt in der Mannschaft passt, die Stimmung ist positiv.“
Die Negativbilanz seines Clubs gegen den LASK lässt den 64-Jährigen naturgemäß kalt. „Das ist nur Statistik, jedes Spiel beginnt bei null. Wir waren auch schon das eine oder andere Mal knapp dran, sie zu schlagen“, erklärte Pacult.