Sturm Graz lehnt Favoritenrolle in Hochrisikospiel ab

Fußball: Grazer empfangen im Achtelfinal-Hinspiel der Conference League Slovan Bratislav

Sturm-Trainer Christian Ilzer in Aktion. © APA/Krugfoto

Eine Angelegenheit auf Augenhöhe. Sturm Graz nahm die mögliche Favoritenrolle gegen Slovan Bratislava vor dem Hinspiel der Fußball-Conference-League um den Achtelfinal-Einzug am Donnerstag (18.45 Uhr/Sky, ServusTV) im Vorfeld nicht an.

Vor dem Duell mit dem slowakischen Platzhirsch stellte sich in Graz die Frage, ob sich das routiniertere oder talentiertere Team durchsetzen wird.

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Fünf Jahre mehr als die Grazer haben die Slovan-Akteure im Schnitt auf dem Buckel. Sturm-Trainer Christian Ilzer widersprach möglichen Tempo-Vorteilen am Mittwoch nicht. „Wenn wir Dinge gemeinsam sehr gut gestalten, könnten wir vielleicht einen Vorteil haben.“

„Da gibt es keinen Favoriten“

Weiter lehnte sich der steirische Erfolgstrainer aber nicht hinaus. Der Gegner sei insgesamt ebenbürtig. „Da gibt es keinen Favoriten. Das ist eine Mannschaft, die viel Qualität und Erfahrung hat.“

In A-Länderspielen gemessen, stehe es 79:664 zuungunsten seiner Mannschaft, führte Ilzer an. „Das sind Spieler, die den Rhythmus diktieren, die ein Spiel lesen können, die in den unterschiedlichsten Phasen instinktiv richtige Entscheidungen treffen.“ Man werde angesichts des guten Positionsspiels, aber auch brandgefährlicher Konter gefordert sein.

Umgekehrt trachtet Sturm danach, einen Gegner, der Ilzer „an Rapid unter Zoki Barisic“ erinnert, mit den bewährten Sturm-Tugenden unter Stress zu setzen. „Damit sie sich nicht so komfortabel fühlen wie in der heimischen Liga.“ Mittelfeld-Anker Jon Gorenc Stankovic sagte: „Wir wollen uns in bester Form zeigen, besser als vorige Woche (gegen Salzburg, Anm.).“ Man sei topvorbereitet. „Wir wissen, wie wir sie brechen können.“

Mit 12.200 verkauften Karten war die Partie am Mittwochnachmittag noch nicht ausverkauft. Gut 1.500 Auswärtsfans werden erwartet. Die organisierte Fanszene von Slovan gilt in Teilen als rechtsextremistisch. Die Polizei rüstete sich für ein Hochrisikospiel.

Erstmals seit 23 Jahren im Frühjahr dabei

Sturm meldete sich mit dem Einzug ins Cup-Halbfinale gegen Austria Wien (2:0) und dem Punkt in Salzburg (1:1) erfolgreich aus der Winterpause retour. Als letzter rot-weiß-roter Europacup-Vertreter gilt der alleinige Fokus nun den Grazern, die als Gruppendritter der Europa League mit Glück gerade noch den Umstieg schafften.

Im ersten internationalen Frühjahrsauftritt seit 23 Jahren bekommt es Sturm erstmals auch mit einem slowakischen Team zu tun. Slovans letzter Österreich-Auftritt war 2018 in Wien, als man nach einem 2:1-Hinspielsieg bei Rapid 0:4 unterging. National sind die „Himmelblauen“ die unumstrittene Nummer eins.

Ein Oberösterreicher bei Slovan

Seit 2017 immer Meister, stellt der von Mäzen Ivan Kmotrik unterstützte Hauptstadtclub stets eine schlagkräftige Auswahl mit viel Routine. Als Slovan den ersten Verfolger Zilina zuletzt 4:0 in die Schranken wies, waren sieben Akteure der Stammformation 30 Jahre oder älter.

Mit dem ehemaligen ÖFB-Teamspieler Kevin Wimmer (OÖ) und Goalie-Oldie Milan Borjan sind zwei erfahrene Akteure im Hinspiel gesperrt. Toptorschütze Aleksandar Cavric wechselte im Winter nach Japan.

An seiner Stelle wurde der luxemburgische Wandervogel Gerson Rodrigues verpflichtet. Als Leitwölfe gelten Vladimir Weiss junior (34) und Juraj Kucka (36). Abwehrchef ist der 35-jährige Guram Kashia, der 110-mal für Georgien gespielt hat.

Sicherheitsbereich rund um Stadion

Die Landespolizeidirektion Steiermark hat den Sicherheitsbereich am Donnerstag von 15.00 Uhr bis Freitag 1.00 Uhr um die Merkur Arena verordnet. Aus einem Umkreis von 500 Metern können Personen von den Sicherheitsorganen weggewiesen werden, wenn sie „gefährliche Angriffe gegen Leben, Gesundheit oder Eigentum im Zusammenhang mit einer Sportgroßveranstaltung begehen bzw. begangen haben“.

Personen, die trotz eines Betretungsverbotes im Sicherheitsbereich angetroffen werden, begehen eine Verwaltungsübertretung und können mit einer Geldstrafe von bis zu 1.000 Euro, im Falle der Uneinbringlichkeit mit einer Freiheitsstrafe von bis zu vier Wochen, bestraft werden. Verharren die Personen trotz Abmahnungen weiter im Sicherheitsbereich, können sie auch festgenommen werden.

Rechte Slovan-Fans besonders krawallbereit

Die steirische Exekutive hat bereits einige Erfahrung mit Hochrisikospielen: In den vergangenen Monaten und Jahren war die Polizei bei Matches von Sturm Graz etwa gegen Feyenoord Rotterdam oder Lazio Rom gefordert.

Der offen rechts gerichtete Ultra-Anhang von Slovan Bratislava gilt als besonders krawallbereit, zudem sind immer wieder einschlägige neonazistische Symbole bei Slovan-Spielen auszumachen. Verbindungen nach Wien – „Freunde“ mit Austria-Wien-Bezug schauen regelmäßig vorbei – sind ebenfalls dokumentiert.