In Linz grassiert erneut das Derby-Fieber. Zum zweiten Mal in dieser Saison stehen sich am Sonntag Blau-Weiß und der LASK zum Stadtduell gegenüber. Im Gespräch mit dem VOLKSBLATT verriet BW-Trainer Gerald Scheiblehner, wie es gelingen könnte, gegen die Athletiker zu überraschen.
VOLKSBLATT: Herr Scheiblehner, wie sehr kribbelt es im Vorfeld des Derbys bei Ihnen und der Mannschaft schon?
GERALD SCHEIBLEHNER: Noch hält es sich in Grenzen. Ich glaube, das kommt erst am Tag vor dem Spiel so richtig. Man merkt natürlich, dass das Interesse am Spiel groß ist.
Seit dem 0:2 im ersten Derby im August hat sich in Ihrem Team viel getan. Man hat viel Lehrgeld bezahlt und sich beeindruckend entwickelt. Wo sehen Sie den großen Unterschied im Vergleich zum ersten Spiel gegen den LASK?
In diesem Spiel sehe ich eine richtig gute Chance, den LASK zu schlagen. Wir trauen uns das auch wirklich zu. Das war zu Beginn der Meisterschaft noch nicht der Fall.
Was muss aus Ihrer Sicht alles zusammenpassen, damit dieser Fall auch eintritt und Blau-Weiß am Sonntag jubeln kann?
Dass der Gegner als Favorit in diese Partie geht, brauchen wir niemandem erklären. Wir wissen natürlich, dass wir einen sehr guten Tag und eine außergewöhnliche Leistung brauchen. Wenn wir die bringen, dann können wir den LASK schlagen. Das ist auch unser klares Ziel. Die letzten Wochen, in denen wir viele Spiele ohne Gegentor hatten, machen Mut. Dazu haben wir zuletzt bei Hartberg, dem aktuell wohl spielstärksten Team der Liga, eine fantastische erste Hälfte gespielt.
Sehen Sie den Umstand, dass der LASK während der Woche ein Finale um den Verbleib im Europacup hatte, als Vorteil für Ihre Mannschaft?
Das glaube ich nicht. Für den LASK ist das Derby sicher wichtiger. Vor allem auch für die Fans. Ich bin mir sicher, dass sie den Derbysieg lieber hätten als einen Erfolg in der Europa League. Man sollte die Belastung durch den Europacup nicht überbewerten. Bei einem Derby spielt das Ganze dann noch weniger eine Rolle. Da geht man ohnehin über seine Grenzen und will unbedingt auf dem Platz stehen.
Was erwarten Sie am Sonntag insgesamt für ein Spiel?
Ich denke, dass sich die Zuschauer auf ein wirklich tolles Linzer Derby freuen können. Mit dem LASK treffen wir auf ein Team, welches ebenfalls in unglaublich guter Form agiert und eine beeindruckende Serie aufweist. Wichtig wird sicher sein, dass wir gut in die Partie reinkommen und uns gleich etwas gelingt. Defensiv wird die Stabilität der letzten Wochen von Nöten sein. Im Angriff wird es darum gehen, die wenigen Chancen, die wir bekommen werden, eiskalt zu nutzen.
Dem LASK fehlt mit Robert Zulj der wahrscheinlich derzeit formstärkste Spieler gesperrt. Für Blau-Weiß ist das sicher kein Nachteil?
Er wir ihnen und ihrem Spiel sicher abgehen, das ist klar. Wenn der beste Spieler des Teams nicht dabei ist, ist man schon auch geschwächt. Sie haben zwar genügend gute Spieler, um den Ausfall entsprechend kompensieren zu können, aber einen Robert Zulj kann man sicher nicht eins zu eins ersetzen. Wenn ich es mir aussuchen könnte, ob er spielt oder nicht, würde ich mich klar dafür entscheiden, dass er nicht spielt. Für uns ist das sicher kein Nachteil.
Haben Sie aufgrund des Derbys in dieser Woche bei den Trainingsinhalten irgendetwas verändert oder speziell an dieses Spiel angepasst?
Eigentlich nicht, wir haben nichts Grundlegendes verändert. Wir geben einfach ordentlich Gas und schauen, dass wir körperlich in einer guten Verfassung und im Kopf frisch sind. Die Saison ist schon lange, da muss man auch aufpassen, dass man nicht zu viel macht. Bis auf die Langzeitverletzten sind alle Spieler fit. Da kommen leider auch wieder unangenehme Entscheidungen auf mich zu, wenn es darum geht, wer es in den Spieltagskader schafft, und wer nicht.
Stichwort Kader: Haben Sie bei der sportlichen Leitung schon etwaige Transfer-Wünsche für den Winter deponiert?
Mein größter Wunsch ist nach wie vor, dass wir uns im Trainerteam breiter aufstellen können und wir noch einen zusätzlichen Co-Trainer dazu bekommen. Da haben wir auf jeden Fall Bedarf und das hat für mich die absolut höchste Priorität. Solange das nicht passiert, brauchen wir uns über etwaige Veränderungen betreffend den Kader gar nicht erst unterhalten.
Von Christian Baumberger