Nur einen Tag nach der Festlegung eines Termins für den Meisterschafts-Neustart droht der Fußball-Bundesliga ein handfester Skandal. Gegen Tabellenführer LASK wurde am Donnerstag beim zuständigen Senat 1 ein Verfahren wegen eines möglichen Verstoßes gegen den Grundgedanken des Fairplay eingeleitet.
Der Strafrahmen reicht laut Paragraf 111a der ÖFB-Rechtspflegeordnung von einer Ermahnung über eine Geldstrafe und Punkteabzüge bis zu einem Zwangsabstieg und einem Ausschluss aus dem ÖFB.
So reagierte der LASK
Der Liga wurden nach eigenen Angaben Videos übermittelt, welche die Oberösterreicher beim Mannschaftstraining zeigen. Derzeit sind aber aufgrund der Corona-Vorgaben lediglich Kleingruppentrainings mit Sicherheitsabständen erlaubt. Nur wenige Minuten nach der Liga-Mitteilung äußerten sich die übrigen Oberhaus-Clubs in Pressemitteilungen empört über das Verhalten des LASK.
„Wir haben sicher nicht geschummelt“, betonte hingegen Andreas Protil, Geschäftsführer der Athletiker, in einer ersten Stellungnahme gegenüber dem VOLKSBLATT. Inzwischen meldeten sich die Linzer mit einer Presseaussendung zu Wort. In dieser dementierte der Klub das unerlaubte Mannschaftstraining nicht, verwies aber zugleich auf die engmaschig durchgeführten Testungen. Man wolle in jeder Form mit dem Senat 1 kooperieren. Mehr dazu lesen Sie hier.
Die Linzer wiederum hatten ihrerseits etwa eine Stunde zuvor „Wirtschaftsspionage“ beklagt und von zwei vermummten Verdächtigen berichtet, die in der Nacht auf Mittwoch in die Raiffeisen-Arena in Pasching eingebrochen waren und dort eine Überwachungskamera angebracht hatten.
LASK brachte Anzeige wegen Wirtschaftsspionage ein
„Der LASK hat bereits Strafanzeige bei der Polizei eingebracht“, hieß es in der Aussendung, der unter anderem ein Foto der beiden Verdächtigen beigefügt war.
LASK-Geschäftsführer Andreas Protil meinte weiters dazu in der Aussendung: „Aufgrund des bereits zweiten Vorfalls innerhalb kürzester Zeit haben wir uns dazu entschieden, an die Presse zu gehen. Wir sind schockiert, dass es offensichtlich Dritte gibt, die bereit sind, mit krimineller Energie in unser Vereinsgelände einzubrechen, um Wirtschaftsspionage zu betreiben. Die Täter wurden gefilmt und werden nun ausgeforscht“.
Die oberösterreichische Polizei hat am Donnerstagabend bestätigt, dass bei ihr eine Strafanzeige des LASK vorliegt. Es wurden auch bereits „Ermittlungen gegen zwei Personen und mögliche Hintermänner wegen des Verdachts des Einbruchs, des Missbrauchs von Tonaufnahme- oder Abhörgeräten und Wirtschaftsspionage aufgenommen“, teilte Polizeisprecher David Furtner mit.
Erst vor wenigen Tagen war bei einem LASK-Training die Polizei aufgetaucht, um zu kontrollieren, dass die Oberösterreicher wie vorgeschrieben in Kleingruppen trainieren und die vorgeschriebenen Abstände einhalten.
Scharfe Kritik von Bundesligisten
In der gemeinsam formulierten Aussendung der übrigen elf Vereine war zu lesen, dass durch die Videos die „seit Tagen bestehende Gerüchte rund um ein Mannschaftstraining der Oberösterreicher bestätigt“ worden seien.
Außerdem schrieben die Bundesligisten: „Durch dieses rechtswidrige Verhalten werden die enormen Bemühungen der Bundesliga und ihrer Klubs, die Gesundheit aller am Bundesliga-Fußball Beteiligten sicherzustellen, ad absurdum geführt. Das eigentlich gemeinsam ausgearbeitete und einstimmig von allen Klubs angenommene Präventionskonzept wurde dadurch mutwillig hintergangen. Zudem leitet sich daraus auch ein klarer Wettbewerbsvorteil des LASK gegenüber den anderen Klubs der Tipico Bundesliga ab, der so nicht zu akzeptieren ist.“
Windtner: Erst Aufklärung, dann Schärfe
Auch ÖFB-Präsident Leo Windtner äußerte sich zu den Vorwürfen gegen den LASK: „Zunächst gilt es, den Sachverhalt vollumfänglich aufzuklären. Sollten die Vorwürfe zutreffen, muss man dem mit voller Schärfe entgegentreten. Mit einem solchen Verhalten würden alle erfolgreichen Bemühungen der letzten Woche, dem gesamten Fußball in Österreich eine neue Perspektive zu geben, konterkariert.“
Die große Frage wird sein, ob das übermittelte Video echt, spricht aktuell ist oder ob es sich um ältere Aufnahmen handelt. „Das ist eine sehr sensible Situation, die der zuständige Senat klären wird“, so Bundesliga-Pressesprecher Mathias Slezak zum VOLKSBLATT. Dieser werde voraussichtlich nächste Woche zusammen treten.
Die Ereignisse vom Donnerstag kommen für die Liga zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Erst am Mittwoch war nach zähem Ringen die Verordnung des Gesundheitsministeriums veröffentlicht worden, wonach die Oberhaus-Vereine ab Freitag das Mannschaftstraining aufnehmen und in weiterer Folge auch die Meisterschaft fortsetzen dürfen.
Daraufhin hatte die Liga ebenfalls am Mittwoch den 2. Juni als Neustart festgelegt, das Cup-Finale zwischen Red Bull Salzburg und Austria Lustenau wurde mit 29. Mai fixiert. Die bisher letzten Bundesliga-Partien fanden am 8. März statt.
Während der Corona-Pause zählte der LASK zu jenen Clubs, die sich kritisch zu einer möglichen Fortsetzung äußerten. Erst vor wenigen Tagen erfolgte ein öffentlich verkündeter Meinungsumschwung.