Weltmeister Verstappen muss die Red-Bull-Zicke bändigen

Am Circuit Park an der „sandigen Furt“ startet die Formel 1 am Wochenende in die zweite Saisonhälfte

Vor Zandvoort 2024 ist die Formel 1 lebendig wie selten zuvor. In den 14 Rennen dieser Saison gab es sieben Sieger aus vier Teams. Weltmeister Max Verstappen ist vor seinem 200. Grand-Prix-Start vier Rennen in Folge sieglos und kommt nicht als Favorit zum Heimrennen in den niederländischen Dünen.

Die jüngsten drei Zanvoort-rennen hat Verstappen gewonnen. Das wird heuer schwierig. „In Zandvoort herrscht immer eine fantastische Atmosphäre, und die Fans sind unglaublich. Daher ist es für mich etwas Besonderes“, meinte Verstappen vor dem 15. WM-Lauf. Die Sommerpause habe er genossen, nun fühle er sich erholt und bereit. „Wir freuen uns auf die kommende Woche und hoffen, dass wir um den Sieg mitkämpfen können.“

Doch seit Monaten ist die Überlegenheit von Red Bull Racing und Verstappen dahin. McLaren kristallisierte sich als ernsthafter Rivale heraus, und zuletzt feierte Mercedes-AMG eine unerwartete Renaissance mit drei Siegen. „Wir müssen unsere Probleme lösen und herausfinden, wo der Fehler liegt, denn wir haben die Balance nicht mehr im Auto, wenn man die aktuelle Situation mit den ersten drei Rennen vergleicht“, formulierte Red-Bull-Berater Helmut Marko bei Speedweek.com. In der WM-Wertung liegt Verstappen trotzdem noch satte 78 Punkte vor Lando Norris (McLaren).

Falsch abgebogen

Bei Red Bull Racing betreibt man laut Marko „intensives Brainstorming“, um zu ergründen, wo man bei der Entwicklung des Autos falsch abgebogen ist. Schnelle Fortschritte werde es nicht geben. „In der Sommerpause ist zwei Wochen lang gar nichts los, das heißt, dass dann keine Arbeit am Auto möglich ist“, betonte Marko. Daher denke er nicht, „dass in Zandvoort die große Lösung kommt.“ Um dieser näher zu kommen, könnte Red Bull schon beim Rennen in Monza einige der Upgrades wieder zurücknehmen.

Im Interview mit Auto, Motor und Sport wurde Red Bulls Technischer Direktor Pierre Wache gefragt, ob die Entscheidung, das Konzept des RB18 und RB19 für die neue Saison über den Haufen zu werfen, eine falsche war. „Vielleicht werden wir am Ende des Jahres zu dem Schluss kommen, dass es besser gewesen wäre, das Konzept, das wir hatten, weiterzuentwickeln“, antwortete dieser. Er betonte aber, dass das Risiko notwendig gewesen sei. „Wir haben den ältesten Windkanal im Feld und die Detailarbeit leidet. Es war absehbar, dass die anderen früher oder später ihre Konzepte optimieren würden, also mussten wir einen radikalen Schritt wagen.“

Schnelle Zicke

Verstappen holte zuletzt aus einem unterlegenen Autos das Optimum heraus. „Wir waren in Österreich die Schnellsten und auch in Spa. In Ungarn fehlten nur wenige Hundertstel, also wir jammern da schon auf hohem Niveau“, erklärte Marko. Was Verstappen gelinge, schaffe aber Teamkollege Sergio Perez nicht. „Das Auto ist eine Zicke geworden, die nur noch Max bändigen kann.“ Perez arbeitet in Zandvoort mit dem neuen Renningenieur Richard Wood, der für Hugh Bird während dessen Vaterschaftsurlaubes einspringt.

Mit bereits sieben unterschiedlichen Siegern bietet die Saison den neutralen Fans zumindest beste Unterhaltung. Den Rekord diesbezüglich hält übrigens die Saison 1982 mit elf Siegern, die aus sieben unterschiedlichen Teams kamen (Weltmeister war Keke Rosberg mit nur einem Sieg). Um dies 2024 zu wiederholen, müsste in den verbleibenden zehn Rennen noch viel Außergewöhnliches passieren, auszuschließen ist das freilich nicht.

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