Die bereits im dritten Quartal 2022 verbuchte vollständige Abschreibung der Forderung gegen die Stadt Linz lastet auf dem Jahresergebnis der BAWAG. Inklusive der Abschreibung blieb der Bank 2022 unterm Strich ein Gewinn von 318 Mio. Euro übrig, bereinigt um die Abschreibung waren es laut vorläufigen Ergebnissen 509 Mio. Euro, teilte die Bank am Montag mit. Im Jahr 2021 hatte die Bank einen Überschuss von 480 Mio. Euro geschrieben.
Im August des vorigen Jahres musste die Bank ihre gegen die im Rahmen eines Swapgeschäfts mit der Stadt Linz gebuchte Forderung in Höhe von 254 Mio. Euro vor Steuern komplett abschreiben. Nach Steuern entspreche das einem Effekt von 190 Mio. Euro, so die Bank. Die Abschreibung folgte auf ein Urteil des Obersten Gerichtshofs (OGH), der das Swapgeschäft aus dem Jahr 2007 zwischen der Stadt Linz und der BAWAG für ungültig erklärt hatte.
Im operativen Geschäft erzielte die Bank indessen Steigerungen. Der Nettozinsertrag stieg dank höherer durchschnittlicher Kundenkredite und gestiegenen Zinsen um 8,8 Prozent auf rund eine Mrd. Euro. Die Kredite am Kunden legten im Schnitt um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Der Provisionsüberschuss wuchs um 9,6 Prozent auf 309 Mio. Euro.
Die Kostenquote (Cost-Income-Ratio/CIR), also das Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen, verbesserte sich um 3,6 Prozentpunkte auf 35,9 Prozent. Der BAWAG-Chef zeigte sich zufrieden mit den operativen Ergebnissen. „Trotz zunehmendem Gegenwind, volatilen Kapitalmärkten und einer Abschwächung in der zweiten Jahreshälfte war 2022 ein weiteres Rekordjahr für den Konzern, in dem wir alle unsere Ziele übertroffen haben“, so CEO Anas Abuzaakouk laut Aussendung.
Für das laufende Jahr 2023 rechnet die Bank mit einem „normalisierten Zinsumfeld“. Gepaart mit einer höheren Inflation und einer stagnierenden Wirtschaft rechnet die BAWAG mit Auswirkungen der hohen Zinsen auf ihre Kunden und plant höhere Risiken ein. Die Risikokosten legten im Vorjahr (bereinigt um die Linz-Abschreibung) um 27 Mio. oder 28,4 Prozent auf 122 Mio. Euro zu, inklusive der Linz-Abschreibung waren es 376 Mio. Euro.
Für 2023 wird eine Risikokostenquote bei 20 bis 25 Basispunkten gesehen (2022: 19 Basispunkte). Die Cost-Income-Ratio soll unter 34 Prozent zu liegen kommen. Bei den Kernerträgen peilt die Bank ein Plus von mehr als 12 Prozent an, die operativen Aufwendungen werden um 2 Prozent höher gesehen. Für das Ergebnis vor Steuern erwartet die BAWAG heuer mehr als 825 Mio. Euro, nach 681 Mio. Euro (bereinigt) im Vorjahr. Unbereinigt lag das Ergebnis vor Steuern bei 427 Mio. Euro.
Für die Aktionäre will das BAWAG-Management bei der im März geplanten Hauptversammlung eine höhere Dividende von 3,70 Euro je Aktie vorschlagen, das entspricht einer Ausschüttung von 305 Mio. Euro. Im Vorjahr wurden 3,0 Euro je Aktie oder 267 Mio. Euro insgesamt ausgeschüttet. Weiters wurde 2022 ein Aktienrückkauf von 325 Mio. Euro abgeschlossen. Im Zuge dessen hat die Bank rund 6,6 Mio. Aktien oder 7 Prozent ihres Grundkapitals eingezogen.
„Wir haben uns dazu entschlossen, Kapital für potenzielles organisches Wachstum und Übernahmen zu behalten“, sagte Abuzaakouk. Man gehe mit einer harten Kernkapitalquote (CET1) von 13,5 Prozent – nach Abzug der Dividende – und einem Überschusskapital von 261 Mio. Euro in das neue Jahr. Sollten sich keine Wachstumsoptionen ergeben, erwägt die Bank einen weiteren Aktienrückkauf.