BMW Steyr ist bekannt für die Fertigung von Benzin- und Dieselmotoren. Nun startet das 4.500 Mitarbeiter zählende Werk eine neue Zeitrechnung. Am 4. September – Landeshauptmann Thomas Stelzer bezeichnete den Tag als „epochal, nicht nur aufgrund des 200. Geburtstag von Anton Bruckner – lief der erste Elektromotor vom Band.
Konkret beginnt BMW nun mit der Vorserienproduktion von Elektromotoren. Vorerst sind es 25 Antriebe pro Woche. Diese Vorserienmotoren kommen dann auf Prüf- und Testständen sowie auf Renn- und Teststrecken bei BMW rund um die Welt zum Einsatz. Mit dem Ziel, wie es Werksleiter Klaus von Moltke formuliert: „Perfekte Motoren für unsere Kunden.“
Die Pläne bei BMW Steyr sind dabei hochtrabend. Nun läuft ein Jahr lang die Vorserienproduktion, bei der 50 Mitarbeiter im Einsatz sind. Die Serienfertigung startet dann im dritten Quartal 2025. Im Endausbau sollen auf zwei Linien – vorerst gibt es eine – 600.000 Aggregate pro Jahr vom Band laufen.
Daher haben es auch die Investitionssummen in sich: Eine Milliarde Euro steckt BMW Steyr am Standort in die Elektromobilität. 750 Millionen Euro sind für die Produktion reserviert, der Rest für die Entwicklung.
Und Stichwort Entwicklung. Bereits jetzt forschen laut Klaus von Moltke zwei Drittel der Mitarbeiter in der F&E-Abteilung an der Elektromobilität. Diese Entwicklung werde sich auch in der Produktion in ähnlicher Dimension zeigen. Im Jahr 2030 werden rund 50 Prozent der etwa 4.500 Mitarbeiter im E-Mobilitätsbereich tätig sein.
Mit den E-Motoren ist es aber nicht getan: Auch ein Gutteil der Zutaten, also Einzelteile, werden in Steyr gefertigt. Darunter essenzielle Teile wie Rotor, Stator und auch Inverter. Letzterer ist dafür verantwortlich, dass der Gleichstrom aus dem Akku in Wechselstrom, den der Motor braucht, umgewandelt wird.
Steyr Bürgermeister Markus Vogl lobte in dem Zusammenhang die Leistung der Mitarbeiter am Standort sowie das Engagement von BMW in Sachen Rahmenbedingungen: „Hell, leise, transparent und sauber. Hier ist BMW vorbildlich“, so Vogl.
Die Gesamtfläche der Fertigung für Komponenten für E-Mobilität beläuft sich auf 85.000 Quadratmeter. In der eigens neu errichteten Halle steht derzeit die erste Linie für die Motorenfertigung. Die zweite – noch durch einen Bauzaun abgetrennt – wird in einem Jahr in Angriff genommen.
Wichtig sind sowohl Klaus von Moltke als auch Thomas Stelzer die Technologieoffenheit bei den Antrieben. Stelzer: „Die Politik kann hier Ziele vorgeben, aber nicht den Weg dorthin.“
Klaus von Moltke ergänzt: „Die Mobilität durchläuft einen Transformationsprozess. Und für uns bei BMW ist es wichtig, dass wir hier offen an allen Antriebstechniken forschen. Das inkludiert Verbrenner genauso wie Elektromobilität und Wasserstoffantriebe.“
Und Stichwort Wasserstoffantrieb. Konkret gibt es diesbezüglich für BMW in Steyr seitens der Konzernzentrale noch keinen offiziellen Auftrag, wie es auf VOLKSBLATT-Anfrage heißt. „Aber wir arbeiten daran, dass es hier in den kommenden Wochen und Monaten eine Entscheidung gibt“, so von Moltke.
Von Oliver Koch