Deutsche Autobauer-Lobby sieht drohende Deindustrialisierung

Angesichts der Krise in der Autoindustrie äußern Branchenvertreter in Deutschland ihre Sorgen immer lauter. So kritisiert die Präsidentin des deutschen Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, die Regierung hart und warnt vor einer drohenden Deindustrialisierung. Österreichs Zulieferindustrie hängt eng an den kriselnden deutschen Herstellern. Volkswagen könnte gar ganze Werke schließen.

Es müsse gehandelt werden, sagte Müller der „Bild am Sonntag“: „Wir sehen eine Litanei von Gipfeln und Beratungen, aber keine konkreten Schritte.“ Die Automobilindustrie und viele andere Industrien in Deutschland stünden vor massiven Herausforderungen, die das Land als Industriestandort in Gefahr bringen könnten. Ähnliches Sorgen gibt es auch für ganz Europa und Österreich.

„Die Unternehmen brauchen jetzt politische Unterstützung, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu sichern“, sagte die VDA-Chefin. Besonders alarmierend sei, dass nur noch ein Prozent der Unternehmen plane, ihre Investitionen in Deutschland zu erhöhen. Eine drohende Deindustrialisierung könne nicht nur die Autoindustrie, sondern auch regionale Handwerksbetriebe und den Mittelstand schwer belasten, warnte Müller. „Wenn Werke in Frage stehen, ist das ganze System in den betroffenen Regionen gefährdet.“

Ähnlich äußerte sich bereits am Samstag der Branchen-Experte und Ex-Magna-Topmanager Günther Apfalter. Die Politik „soll unterstützen, was zu tun ist, und nicht bekämpfen, was nicht vermeidbar ist“, sagte er in der Sendereihe „Im Journal zu Gast“ im „Mittagsjournal“ des ORF-Radio Ö1. Die Anpassungseffekte müsse man langjährig sehen, gehandelt gehöre aber schnell. Die Kosten in Österreich müssten wieder „auf ein wettbewerbsfähiges Maß“ gebracht werden. Das gelte vor allem für die Energie. Löhne dürften nur mehr moderat ansteigen, argumentierte der Ex-Manager.

Auch die VDA-Chefin fordert unter anderem Reformen in der Energiepolitik und bei den Produktionskosten. „Deutschland muss sich auf internationale Energiequellen stützen, um die hohen Kosten zu senken und den Standort zu sichern“, so Müller.

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