Deutscher Bundesbank-Chef hält weiteren EZB-Zinsschritt für möglich

Joachim Nagel sieht düstere Vorzeichen für die deutsche Konjunktur

Die EZB hatte im September die Zinsen erstmals seit ihrer geldpolitischen Wende vom Juni wieder gesenkt. © nmann77 - stock.adobe.com

Deutsche-Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält eine weitere Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) für möglich. „Ich bin durchaus offen, darüber nachzudenken, ob wir möglicherweise noch mal einen Zinsschritt gehen könnten“, sagte Nagel in einem am 8. Oktober in der Früh verbreiteten Podcast von Table.Briefings. Am 17. Oktober steht der nächste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank an.

Laut Nagel hat die bisherige Zinspolitik den gewünschten preisdämpfenden Effekt erzielt: „Die Inflationsentwicklung gehört zu den guten Nachrichten. Wir nähern uns klar unserem Ziel von zwei Prozent.“ Die Jahresteuerung in der Eurozone sank im September auf 1,8 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit gut drei Jahren.

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Die EZB hatte im September die Zinsen erstmals seit ihrer geldpolitischen Wende vom Juni wieder gesenkt. Der für die Finanzmärkte richtungsweisende Einlagensatz wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 3,50 Prozent nach unten gesetzt.

Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken Geld leihen können, wird mit dem jüngsten Beschluss um 0,6 Punkte auf 3,65 Prozent verringert. Viele Experten gehen davon aus, dass die EZB wegen der abebbenden Inflation und der schwächelnden Konjunktur die Zinsen nächste Woche erneut senken wird.

Nagel korrigierte in dem Podcast zugleich die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland: „Es deutet sich in der Tat an, dass die Entwicklung im zweiten Halbjahr schwächer ist, als wir noch im Frühsommer dachten, und es vermutlich so sein wird, wie jetzt der Bundeswirtschaftsminister prognostiziert hat.“

Das deutsche Wirtschaftsministerium hat bestätigt, dass die Regierung die Konjunkturprognose für 2024 nach unten korrigieren wird. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte berichtet, dass das Ministerium davon ausgehe, dass die Wirtschaft heuer um 0,2 Prozent schrumpfen und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nicht wie bisher erwartet um 0,3 Prozent zulegen werde. 2023 war das BIP um 0,3 Prozent gesunken.