Der ab 2025 gültige Einwegpfand für Plastikflaschen und Dosen birgt nicht nur Änderungen für Händler und Konsumenten. Die Sache trifft freilich auch die Erzeugerseite, die bisher wenig beachtet wurde. „Es gibt mannigfaltige Auswirkungen“, sagt etwa Patrick Moser, Geschäftsführer der Starzinger Getränkegruppe. Neben eines Koordinations- und Abstimmungsaufwandes geht es um den Absatz von Beständen mit „alten“ Etiketten sowie am Ende um die Absatzentwicklung nach Einführung.
Bis zum Ende des ersten Quartals kommenden Jahres dürfen die Getränkehersteller ihre Ware, auf der noch keine Pfandzeichen sind, an den Handel liefern. Dieser darf die Ware noch bis Jahresende verkaufen. Je 25 Cent wird das Pfand ab 1. Jänner 2025 für geschlossene Getränkeverpackungen aus Kunststoff oder Metall mit bis zu drei Litern Inhalt kosten – ausgenommen Milch- und medizinische Produkte.
Für Umwelt gut für Verkauf eher „nicht förderlich“
Grundsätzlich spricht sich der Manager und vierfache Familienvater sehr für den Einwegpfand aus. Er argumentiert mit Umweltbelangen und gegen „Littering“. „Aber für den Produktverkauf kann das nicht förderlich sein.“
Bisher sei den Konsumentinnen und Konsumenten eingetrichtert worden, Plastikflaschen zusammenzudrücken und in die gelbblaue Tonne zu schmeißen. Bald aber müssen die Flaschen in ihrer ursprünglichen Form abgegeben werden. Es geht zu Hause um eine Platz- und Mengenfrage. „Convenience gewinnt immer“, sagt Moser. „Wenn man es dem Konsumenten einfach macht, dann gibt es Nachfrage.“ Dem stehe der Pfand entgegen.
Größte Frage für Hersteller bleibt aber jene nach der Absatzentwicklung nach Einführung. Die APA wollte etwa von Römerquelle und Vöslauer wissen, ob sie spezielle Kundenbindungsideen umsetzen werden, um die Leute bei den Plastikflaschen zu halten. Es gibt schließlich auch Sodastreamer, die damit werben, sein Getränke nicht aus dem Geschäft heimschleppen zu müssen. Auf Sirupgebinde fällt kein Pfand an.
Marktveränderung und Hoffnung auf Rückkehr zu bisherigem Absatzniveau
„Der Markt wird sich 2025 durch die Einführung des Einwegpfandes voraussichtlich verändern“, hieß es gegenüber der APA auch von Vöslauer-Marketingleiterin Yvonne Haider-Lenz. Prognosen deuteten darauf, dass ein Drittel der Konsumentinnen und Konsumenten das eigene Kaufverhalten anpassen wolle, zumindest anfangs. Die Auswirkungen dürften aber je nach Segment unterschiedlich ausfallen, so die Vertreterin des Mineralwasser-Marktführers, der zum Ottakringer-Konzern gehört.
Wie die Konkurrenz von Römerquelle verweist Vöslauer darauf, „innovative PET-Mehrweglösungen“ zu haben. Die Mehrweglösungen böten dem Handel „eine einzigartige Chance, Konsumenten in dieser Kategorie zu binden“, erläutert Haider-Lenz. Denn jeder Zweite plane, künftig verstärkt auf Mehrweg zu setzen.
Herbert Bauer, General Manager der Römerquelle-Mutter Coca-Cola HBC Österreich, verwies gegenüber der APA auf eine Erhebung, wonach 82 Prozent der österreichischen Bevölkerung das kommende Pfandsystem befürworteten. „Wir sind überzeugt, dass das Einweg-Pfandsystem genauso wie das in Österreich seit Jahrzehnten erfolgreich implementierte Mehrwegsystem erfolgreich umgesetzt wird und von unseren Konsumentinnen angenommen wird“, so Bauer. „Wir rechnen hier mit einer kurzen Umgewöhnungsphase von nur wenigen Monaten und gehen davon aus, dass sich unsere Absätze auf dem gewohnten Niveau einpendeln werden.“
Die Kunden binden wollen die beiden Big-Player mit ihrem breiten Sortiment bzw. einem Verpackungsmix aus Glas-Mehrweg, PET-Mehrweg und -Einweg. Dazu kommen bei Vöslauer „praktische Hilfsmittel“ etwa fürs Tragen von bis zu 18 1,5-Liter-Einwegflaschen, um die Verbraucher abzuholen. Sowohl Römerquelle als auch Vöslauer verweisen grundsätzlich auf ihre Recycling- und Umweltmaßnahmen.
Noch einige Unwägbarkeiten
Laut dem Starzinger-Manager Bauer arbeitet seine Firma an den Druckdaten der Etiketten, damit diese mit Pfand funktionieren, sagte Moser im Gespräch mit der APA. Das wird von der Pfandbehörde auch vor Inverkehrsbringung geprüft. „Bei uns sind etwa 70 Artikel umzustellen“, so Moser. Die Firma ist über Österreich hinaus etwa für die „Schartner Bombe“ bekannt, hat aber auch Limos, Mineralwasser und Co in großen Plastikflaschen im Sortiment.
Es geht auch um komplexe Lagerhaltungsplanungen und Mehrkosten, die man schwer weitergeben könne, so der Starzinger-Manager. So sinke entweder der Deckungsbeitrag oder der Preis steige. „Alle PET-Flaschen und Dosen müssen für das Pfandsystem entsprechend registriert werden, damit sie von Rücknahme-Automaten und -Stellen erkannt werden können“, so Bauer von Coca Cola.
Zudem fragten sich viele Hersteller – Kleinere, von denen es in Österreich doch einige gibt, sind nicht auf APA-Anfrage eingegangen – rund ums heurige Geschäft auch noch, ob für gut gehende Produkte die bisherigen Etiketten noch ausreichen, so Moser. Denn ansonsten muss – kostenintensiver weil in kleinerer Stückzahl – für kurze Zeit noch nachbestellt werden.
Dann im ersten Vierteljahr 2025 gehe es vor allem beim Randsortiment um die Frage, ob nichts übrig bleibt – also bis Ende erstes Quartal nicht an den Handel abgesetzt wird und kein nötiges neues Etikett hat. „Das dürfen wir dann nicht einmal der Tafel spenden, geschweige denn mit Zusatz-Pickerln versehen in den Handel bringen“, sagt Moser.