Elektroindustrie: 2023 schwierig und 2024 noch härter

Die hohen Energiepreise liegen der Industrie schwer im Magen © APA/dpa/Bernd Weißbrod

Die Elektro- und Elektronikindustrie (EEI) blickt auf ein schwieriges Jahr 2023 zurück und erwartet für heuer eine noch angespanntere Situation. Verglichen mit dem Niveau des Vergleichszeitraums 2022 zeigte sich 2023 bei den Auftragseingängen ein Rückgang von 4,8 Prozent. Die aktuellen Zahlen vom Mai 2024 sind noch deutlicher mit einem Minus von 11 Prozent verglichen zum Vorjahreszeitraum. Außerdem ging die Exportquote auf 83,9 Prozent zurück, rechnet die Branche vor.

Eine Trendumkehr sei jedenfalls nicht in Sicht. Im Vorjahr hätten insbesondere die hohen Energiekosten die internationale Wettbewerbsfähigkeit geschwächt. Die im europäischen Vergleich hohen Ausgaben für Energie hätten der Industrie einen Auftragsrückgang beschert, wodurch Geld für Investitionen gefehlt habe. „Das lässt sich gar nicht so leicht zurückholen. Wenn ein Kunde verloren ist und zurückgewonnen werden muss, dann geht das auf die Margen“, so Fachverbandsobmann und Ex-Siemens Österreich-Chef Wolfgang Hesoun. Es habe die Wirtschaft hart getroffen, dass die Politik die hohen Energiepreise einfach zur Kenntnis genommen habe.

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Und er warnte davor, dass die Turbulenzen bei den deutschen Autoerzeugern bisher in der heimischen Zulieferindustrie noch nicht so sichtbar seien – aber es gebe bereits negative Vorboten. Überhaupt würde in Österreich und Europa zu wenig in Systemen gedacht, so Hesoun. Das zeige sich nicht nur bei der Elektromobilität, sondern auch bei der Förderung von PV-Anlagen. In beiden Fällen würde eine an sich gute Idee vorangetrieben, ohne für die nötige Infrastruktur zu sorgen.

Auch die hohen Lohnabschlüsse 2023 als Folge der stark gestiegenen Inflation hätten Österreich geschwächt. Hier müsse man über den bisher üblichen Mechanismus der Orientierung an der rollierenden Teuerung und einer entsprechenden prozentuellen Lohnerhöhung nachdenken. Auch wenn das Thema im kommenden Jahr durch die derzeit niedrige Inflation aktuell an Bedeutung verloren habe. Die Elektro- und Elektronikindustrie habe jedenfalls die Beschäftigten des Stammpersonals um 3,5 Prozent auf 74.291 Personen gesteigert, bei den Zeitarbeitskräften sei es aber zu einem Personalabbau von fast 30 Prozent gekommen. Von Kurzarbeit, wie es sie während der Corona-Pandemie gegeben hat, sei aber nichts zu merken.

Die Arbeitskosten in Österreich würden EU-weit an dritter Stelle liegen – „von Ländern in Asien oder den USA nicht zu sprechen“, so Hesoun. „Am Ende des Tages muss ein Unternehmen aber gewinnbringend geführt werden. Ist das nicht möglich, wird in andere Teile der Welt verlagert und es werden Jobs abgebaut,“ gab er zu bedenken. Er warnte: „Unternehmen stellen sich nicht mehr die Frage, ob es sich noch rentiert, in Österreich zu investieren; sie ziehen den Standort schlicht nicht mehr in Erwägung oder wandern ab.“

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Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage mangle es der Branche aber an Fachkräften, laut Studien würden bis 2030 rund 22.000 gut ausgebildete Personen fehlen. Erfreulich sei, dass es bei der Zahl der Lehrlinge in der Elektrobranche zuletzt ein Plus von sechs Prozent gegeben habe, so Fachverbands-Geschäftsführerin Marion Mitsch am Donnerstag vor Journalisten. Demnach gab es im September 2023 in der EEI 1.263 Lehrlinge, ein Jahr später waren es 1.343.

Die Liste der Wünsche der Elektroindustrie an die kommende Bundesregierung ist jedenfalls lang. Es gehe längst nicht mehr darum, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, sondern Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. „Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie plädiert daher für eine rasche Senkung der Lohnnebenkosten, einen Abbau der überbordenden Bürokratie, adäquate und nachhaltig angelegte Förderungen sowie die Stärkung und den Ausbau von Infrastruktur. Dekarbonisierung und Digitalisierung müssen forciert werden, wobei Technologieoffenheit ein wichtiger Pfeiler ist und Cybersecurity noch stärker in den Fokus genommen werden muss“, betonte Hesoun.