Fischer Sports für die Zukunft laut Geschäftsführer gut gerüstet

Franz Föttinger, Geschäftsführer von Fischer Sports: „Unseren Markt wird es auch in 50 Jahren noch geben“

Der 1.140 Mitarbeiter zählende Skihersteller Fischer Sports mit Sitz in Ried im Innkreis feierte im Juli hundertsten Geburtstag. Wie das Geschäft läuft und welche Pläne verfolgt werden, erklärt Franz Föttinger, der seit 2009 Geschäftsführer ist.

VOLKSBLATT: Hundert Jahre Fischer Sports. Welche Meilensteine gab es, welche Herausforderungen galt es zu bewältigen?

FRANZ FÖTTINGER: Gleich vorneweg: Wir sind der letzte österreichische Skihersteller in Familienbesitz. Das bringt Vorteile mit sich; etwa, dass alle Entscheidungen rasch und in Ried im Innkreis getroffen werden. Darüber hinaus hat Fischer von Pionierleistungen und bahnbrechenden Technologien in der Ski- und Schuhherstellung immer wieder bewiesen, dass es in der Lage ist, der Zeit voraus zu sein. Seit hundert Jahren werden wir von der Leidenschaft für den Sport und dem Engagement angetrieben, Athleten mit den Sportgeräten auszustatten, die sie für ihren Erfolg benötigen. Wir haben zwar große Pläne zum hundertjährigen Jubiläum gehabt, aber haben mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Daher haben wir von einer großen Feier abgesehen, da wir auf der anderen Seite uns von Mitarbeitern trennen mussten.

Wieso schwieriges wirtschaftliches Umfeld?

Das ist ein Mix aus vielen Themen. Aber allen voran spüren wir jetzt erstmals wirklich eine Kaufzurückhaltung der Konsumenten. Damit waren wir sonst nie konfrontiert. Auch Corona darf man nicht außer Acht lassen. Da waren die Skigebiete geschlossen – und das haben wir massiv gemerkt. Da spielt auch der sogenannte Ziehharmonikaeffekt eine Rolle. Die Händler haben dann auf Vorrat gekauft und jetzt sind teilweise die Läger immer noch voll. Und letztendlich war der Großbrand im Werk in der Ukraine im Herbst 2020 für uns auch negativ.

Die Winter könnten ja künftig deutlich milder werden. Da muss man sich ja als Skihersteller schon Gedanken machen.

Ja, aber in Skandinavien gab es speziell im Süden der Region einen schneereichen Winter 2023/2024. Das war für uns sehr gut, speziell im Nordischen Bereich. Fischer Sports ist Weltmarktführer im Nordischen Bereich, bei dem weltweit alle Hersteller rund eine Million Paar Ski verkaufen. Wir glauben auch an den Winter, wollen aber den Klimawandel nicht wegleugnen. Unseren Markt wird es in 50 Jahren noch geben. Zwar vermutlich mit weniger Schneetagen und entkoppelt von natürlichem Schnee, aber es wird noch einen Wintersportmarkt geben.

Wie hoch ist der Umsatz?

Der Gesamtumsatz schwankt immer zwischen rund 150 und 200 Millionen Euro. Der Umsatz geht bei uns nie nur nach oben.

Das heißt, wenn man einer Wachstumsdoktrin folgt, müssten neue Märkte ins Visier genommen werden.

Wir sind sehr stark im deutschsprachigen Raum.

Also Deutschland, Österreich und die Schweiz?

Ja, wobei wir hier in der Schweiz noch Luft nach oben haben. Und wir schauen uns natürlich auch andere Märkte an.

Welche?

Nordamerika. Das ist ein sehr interessanter Markt für uns und der weltweit größte. Fischer ist dort noch unterrepräsentiert. Seit vier, fünf Jahren haben wir dort ein gutes Team, das hervorragende Arbeit leistet. Wir waren dort mit teils unpassenden Produkten vertreten. In Nordamerika sind beispielsweise eher Freeride-Ski nachgefragt.

Was trägt Nordamerika zum aktuellen Umsatz bei?

Zehn bis 13 Prozent. Der Markt gäbe aber deutlich mehr her. Da sehen wir auch Potenzial bei Skischuhen, aber auch bei Skistöcken.

Wie wichtig sind Testimonials?

Ja, diese sind schon wichtig, aber wichtiger ist die eigene Vertriebsorganisation. Der Sales Representant ist dort viel eher das Gesicht der Marke, als ein Skistar. Skirennsport ist in den USA nicht so präsent, wie in Mitteleuropa.

Wie wichtig ist Frankreich als Wintersportmarkt?

Das ist auch ein großer Markt. Aber: So schwer sich die französischen Marken in Österreich tun, so schwierig ist es vice versa für uns dort. In Frankreich setzen wir mehr auf Nischensegmente und Spezialisten.

Der osteuropäische Markt galt lange Zeit als Hoffnungsmarkt. Wie war dort die Entwicklung?

Polen, Tschechien, Slowenien sind schon jetzt wichtige Märkte für uns. Diese sind halt sehr preissensitiv. Aber wir setzen auch große Hoffnungen auf den türkischen Markt. Dort gibt es ja auch Skigebiete.

Und China?

Dort funktioniert Skifahren anders. Dort werden Immobilienprojekte verwirklicht und daneben wird ein Skilift hingestellt. Die Mentalität dahinter ist, dass die Menschen dort das Skifahren einmal ausprobiert haben wollen, um es dann quasi abhaken zu können. Es ist ein Verleihmarkt mit teils veraltetem Material und man darf nicht vergessen, dass auch das Skilehrerwesen fehlt. Wenn man Skifahren nicht gescheit lernt, fehlt einem die Freude. Und dann wird man sich nie Ski kaufen. Der japanische Markt hat sich leider generell schlecht entwickelt. Die Infrastruktur der dortigen Skigebiete ist veraltet und es fehlen Hotels. Dort ist es teilweise auch ein Verleihmarkt für Tagesskifahrer – eher in der Nähe von Tokio. Das sieht teilweise so aus, dass Tausende Menschen mit dem Shinkansen zum Skigebiet fahren, dann stehen dort Hunderte Paar Ski bereit und es geht ab auf die Piste. Das heißt für uns, dass wir dort in unregelmäßigen Abständen große Absatzmengen haben, wenn ein Skigebiet eine Vielzahl an Skier bestellt.

Wie wichtig ist das Segment Eishockey bei Fischer Sports?

Der Eishockeybereich macht rund fünf Prozent des Umsatzes aus. Da sind wir kein Vollausrüster, sondern produzieren nur Schläger. Wir sind da in einer Nische und das passt sehr gut für uns.

Was macht Fischer im Bereich Nachhaltigkeit?

Wir bringen dieses Jahr noch unseren ersten Nachhaltigkeitsbericht heraus, also bevor wir gesetzlich dazu verpflichtet wären. Wir arbeiten auch in der Produktion an neuen Verfahren und Werkstoffen. Etwa, dass wir Glasfaser durch Flachs ersetzen. Wir versuchen auch beim energieintensiven Pressen der Skier an Maßnahmen. Etwa, dass wir mit niedrigeren Temperaturen pressen. Mittelfristig ist auch die Skiproduktion mittels Geothermie betreibt. Da forschen wir intensiv daran.

Eine Rückkehr ins Tennisbusiness?

Ist kein Thema. Dafür sind wir zu klein.

Dass Fischer Sports in anderen Bereichen Sportartikel herstellt?

Ist derzeit auch kein Thema. Aber wir halten natürlich die Augen offen.

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