Die konjunkturelle Abkühlung hat der börsennotierte Stahlkonzern voestalpine im ersten Halbjahr 2023/24 (per Ende September) massiv zu spüren bekommen. Der Gewinn nach Steuern hat sich gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres von 715 auf 333 Mio. Euro mehr als halbiert, wie das Unternehmen Mittwochfrüh bekanntgab. Der Gewinn je Aktie (EPS) sank von 3,80, auf 1,58 Euro. Der Umsatz ging um 8,4 Prozent von 9,3 auf 8,5 Mrd. Euro zurück.
„Das aktuelle Ergebnis liegt im langjährigen Durchschnitt und ist im Hinblick auf die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durchaus zufriedenstellend“, teilte Konzernchef Herbert Eibensteiner mit.
Mit dem Start von greentec steel, „dem ambitionierten Stufenplan der voestalpine für eine grüne Stahlproduktion“, sei jüngst ein wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit des Konzerns erfolgt. Bis 2027 sollen an den Standorten Linz und Donawitz je ein Hochofen durch einen grünstrombetriebenen Elektrolichtbogenofen ersetzt und damit 30 Prozent an CO2-Emissionen eingespart werden. Einen weiteren Meilenstein für die Zukunft habe zudem die offizielle Eröffnung des neuen Hightech-Edelstahlwerks in Kapfenberg dargestellt.
Doch insbesondere in Europa habe die wirtschaftliche Dynamik im Berichtszeitraum abgenommen, so das Management. Die voestalpine habe dadurch eine rückläufige Nachfrage aus den Segmenten Bau, Maschinenbau und Konsumgüterindustrie verzeichnet. Exporte chinesischer Stahlhersteller hätten zudem zu „massivem Druck auf die internationalen Stahlmärkte“ geführt.
Es gab auch positive Entwicklungen: In der Automobilindustrie habe sich die Entspannung der globalen Lieferkettensituation in einer stabilen Produktion widergespiegelt. Auch die Eisenbahn- und Luftfahrtindustrie, der konventionelle Energiebereich (Öl & Gas) sowie der Bereich erneuerbare Energie (Solarindustrie) hätten sich gegen den gesamtwirtschaftlichen Trend weiterhin „sehr gut entwickelt“. Eine ebenfalls positive Nachfrage habe auch bei der Lagertechnik geherrscht.
Insgesamt verringerte sich allerdings das operative Ergebnis (EBIT) um 40,9 Prozent von 898 auf 531 Mio. Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen blieb ein Gewinn (EBITDA) von 915 Mio. Euro – das waren um 36,7 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode (1,4 Mrd. Euro).
Die Margen gaben entsprechend nach: Die EBIT-Marge ging von 9,7 auf 6,2 Prozent zurück, die EBITDA-Marge von 15,6 auf 10,7 Prozent.
Verbessert hat sich hingegen das Gearing: Die Nettoverschuldung in Relation zum Eigenkapital sank von 32,7 auf 26,6 Prozent. Unter dem Strich erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten im Konzern – um 1,7 Prozent auf 51.212 Vollzeitäquivalente weltweit.
An der Prognose für das gesamte Fiskaljahr 2023/24 (per Ende März) hält der Vorstand – mit leicht zurückgenommenen Erwartungen – fest: Unter der Prämisse keiner massiven wirtschaftlichen Verwerfungen, ausgelöst von der Zinspolitik der Zentralbanken oder geopolitischen Eskalationsszenarien, rechnet das Management nun mit einem EBITDA „am unteren Ende der bisher genannten Bandbreite“ (1,7 bis 1,9 Mrd. Euro) und „somit in einem Bereich um 1,7 Mrd. Euro“.
Die Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Entwicklungen blieben „schwer einschätzbar“. Klar sei aber, dass der Krieg in Europa und der bewaffnete Konflikt im Nahen Osten „das Risiko von unvorhersehbaren Einflüssen auf das wirtschaftliche Umfeld deutlich erhöht haben“, so die voestalpine. „Damit werden sämtliche Prognosen unsicherer.“