Der Handel hofft trotz der rezessionsbedingten Konsumzurückhaltung auf ein gutes Weihnachtsgeschäft. Mit den ersten beiden Advent-Einkaufssamstagen sei man „sehr zufrieden“, sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Es werde wohl ein „halbwegs versöhnlicher Jahresabschluss“. Beim weihnachtsbedingten Mehrumsatz November bis Jänner liegt der Einzelhandel laut Wifo-Ökonom Jürgen Bierbaumer „über dem Vorjahr“.
Das klassische Weihnachtsgeschäft aus Händlersicht wird eigentlich definiert als Mehrumsatz im Dezember, der über den durchschnittlichen Umsätzen der Monate Jänner bis November liegt. Laut Wifo-Prognose wird der Dezember-Mehrumsatz mit 1,148 Mrd. Euro um 23 Mio. Euro unter dem Vorjahreswert liegen. Weihnachtseinkäufe finden laut Handelsverband aufgrund der Rabattage Black Friday und Cyber Monday aber immer stärker im November und sowie durch Gutschein-Einlösung im Jänner statt. Der erste Einkauf-Adventsamstag lag dieses Jahr auch am 30. November.
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Gutscheine als beliebtestes Weihnachtsgeschenk
Die beliebtesten Geschenke zu Weihnachten seien Gutscheine, gefolgt von Spielzeug, Bargeld und Süßem, sagte der Handelsverband-Geschäftsführer mit Verweis auf aktuelle Umfrageergebnisse. Im Schnitt werden die Österreicherinnen und Österreicher laut Handelsverband-Umfrage heuer 386 Euro für Geschenke ausgeben, um 26 Euro mehr als im Vorjahr. Im langjährigen Vergleich gibt es aber einen deutlichen Rückgang. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 lagen die Weihnachtsausgaben pro Kopf bei 464 Euro.
Heuer wollen 23 Prozent der befragten Österreicher ihre Geschenke ausschließlich im stationären Handel einkaufen und 6 Prozent ausschließlich online (Vorjahr: 9 Prozent). Weitere 15 Prozent gaben an, zumindest drei Viertel ihrer Geschenke per Internethandel zu bestellen (Vorjahr: 19 Prozent). Erfreut zeigte sich der Handelsverband-Geschäftsführer, dass asiatische Diskont-Shoppingportale wie Temu und Shein im Weihnachtsgeschäft laut Umfrage hierzulande „keine große Rolle“ spielen.
Mehr Erlebnis-, weniger Waren-Geschenke
In den vergangenen 20 Jahren ist die Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts für den Handel merkbar zurückgegangen. Es gebe einen langfristigen Trend von sinkenden Dezember-Umsatzspitzen, aber die Wichtigkeit der Dezemberumsätze sei in vielen Bereichen des Einzelhandels „nach wie vor gegeben“, erklärte der Wifo-Experte. Es gebe „viele Änderungen“ beim Konsumverhalten in Bezug auf Weihnachten, etwa mehr Erlebnis-Geschenke und weniger Warengeschenke. Generell habe auch die Bedeutung des Weihnachtsfestes abgenommen, so Bierbaumer.
Im laufenden Jahr sieht der Wifo-Ökonom beim Einzelhandelsumsatz eine „gewisse Bodenbildung“. Von Jänner bis September lag der Umsatz im heimischen Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz und ohne Tankstellen) nominell um 2,2 Prozent und real (inflationsbereinigt) um 0,1 Prozent über der Vorjahresperiode, wie die Statistik Austria im November mitteilte. Im dritten Quartal lag das Umsatzplus nominell bei 2,7 Prozent und real bei 1,5 Prozent. Für das Gesamtjahr 2024 prognostiziert das Wifo beim Einzelhandelsumsatz (ohne Kfz, Tankstellen) ein nominelles Plus von 2,7 Prozent auf 77,2 Mrd. Euro und ein reales Plus von 0,7 Prozent. Für 2025 erwartet der Handelsverband-Geschäftsführer, dass die Effekte des heurigen Weihnachtsgeschäfts noch stärker in den Jänner hineinwirken, vor allem durch das Gutscheingeschäft sowie die Umtauschphase im stationären Handel nach Silvester. Spätestens im zweiten Quartal 2025 hofft der Interessensvertreter auf „eine signifikante Aufhellung der Konsumlaune“.
Von der künftigen Regierung fordert der Handelsverband zahlreiche Maßnahmen, um die Insolvenzwelle im Handel zu stoppen und die heimischen Händler gegenüber Billig-Anbietern aus Asien besser zu schützen. Neben einer „Bremse“ für Energiekostensteigerungen, Abschaffung der Mietvertragsgebühr und einem „Level Playing Field“ im digitalen Handel sei vor allem ein „radikaler Bürokratieabbau“ notwendig, so der Handelsverband-Geschäftsführer.