Handelsverband-Studie: Österreichischer Second-Hand-Markt boomt

Online-Plattformen sind bei Konsumenten am beliebtesten, stationäre Geschäfte stark im Kommen. Am meisten gekauft werden Bücher, Tonträger sowie Bekleidung und Spielwaren

Der Kauf von Gebrauchtwaren wird immer beliebter. Das zeigt der jüngste Consumer Check, den das Marktforschungsinstitut Reppublika für den Handelsverband durchgeführt hat.

„Ein Trend wird zum Mainstream: Fast jeder zweite Bewohner unseres Landes kauft mehrmals im Jahr Second-Hand-Waren und gibt dafür im Schnitt 195 Euro jährlich aus“, fasst Rainer Will, Geschäftsführer des freien, überparteilichen Handelsverbands, die Ergebnisse zusammen. „In Summe gehen wir derzeit von einem Marktvolumen von rund zwei Milliarden Euro jährlich aus.“

Ob im Internet oder in den Einkaufsstraßen: Es gibt so viele Second-Hand-Shops wie noch nie zuvor, und es werden immer mehr: Bereits drei Viertel der Österreicher haben schon einmal Gebrauchtwaren gekauft. Von diesen machen dies 18 Prozent zumindest einmal im Monat, weitere 40 Prozent mehrmals im Jahr.

Die Nase vorne am Second-Hand-Markt hat die Online-Welt: 59 Prozent der Gebrauchtwaren-Käufer nutzen Gebrauchtwarenplattformen wie Willhaben oder Ebay. Doch auch die klassischen Flohmärkte sind weiterhin sehr beliebt (52 Prozent).

In spezialisierten Second-Hand- oder Vintage-Geschäften kaufen 37 Prozent der Kunden, fast ebenso viele (36 Prozent) kaufen Gebrauchtwaren auch privat im Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis.

Sehr beliebt sind auch auf Second-Hand-Waren spezialisierte Online-Händler wie Refurbed, Vinted, Sellpy oder Momox (25 Prozent). Aber auch die altmodische Kleinanzeige hat nach wie vor ihr Publikum (23 Prozent), ebenso wie Tauschmärkte oder Tauschpartys (zehn Prozent).

Nicht alle handelsüblichen Waren eignen sich gleich gut dafür, weiterverkauft zu werden. Die beliebtesten Sortimentsbereiche sind: Bücher/Filme/Tonträger/Games (44 Prozent der Second-Hand-Käufer haben schon einmal eine dieser Waren gebraucht gekauft) gefolgt von Bekleidung für Erwachsene (41 Prozent) und Spielwaren (35 Prozent).

Auf den weiteren Rängen folgen Möbel/Wohnbedarf (32 Prozent), Haushaltsgeräte/-waren (28 Prozent), Kinderbekleidung (27 Prozent), Handys/Computer/Tablets (27 Prozent), Fahrräder (24 Prozent), Taschen/Accessoires (22 Prozent) und auf dem zehnten Platz Heimwerkerbedarf (21 Prozent).

Dass der Second-Hand-Trend gekommen ist, um zu bleiben, belegt die Umfrage ebenfalls: Sieben Prozent der Befragten sagen, sie wollen in Zukunft „viel häufiger“ Gebrauchtwaren kaufen, weitere 30 Prozent wollen dies „etwas häufiger“ tun, immerhin 59 Prozent gleich oft. Künftig seltener Second-Hand einkaufen wollen hingegen nur vier Prozent der Konsumenten.

Angesichts des seit Jahren anhaltenden Wachstums des Gebrauchtwarenmarktes setzt auch der klassische Einzelhandel immer stärker auf dieses Geschäft. Vor allem in Möbelhäusern und Modegeschäften finden sich zunehmend eigene Abteilungen für Second-Hand-Waren, teils unter zeitgemäßen Labels wie „Pre-owned“ oder „Pre-loved“.

Dieser Trend wird sich mit den neuen Regulatorien, die derzeit im Rahmen des „Green Deals“ der EU implementiert werden (Ökodesign-Verordnung, Recht auf Reparatur u. a.), noch weiter beschleunigen.

Die Kunden freut’s: Laut Consumer Check würden es 67 Prozent der befragten Second-Hand-Käufer begrüßen, wenn künftig mehr Einzelhandelsgeschäfte die Möglichkeiten bieten würden, auch gebrauchte Artikel zu kaufen.

Und gar 70 Prozent würden sich freuen, wenn man im Einzelhandel verstärkt Produkte zurückgeben könnte, die man selbst nicht mehr braucht oder die nicht mehr passen, um sie anschließend weiterzuverkaufen.

„Jene Händler, die diese Zielgruppen ansprechen, werden in Zukunft ihr Angebot in diese Richtung weiter ausweiten. Der Nachhaltigkeit und der Geldbörse zuliebe“, so Handelssprecher Rainer Will.

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