Der heimische Tourismus steht vor einem Umbruch

Trotz zuletzt guter Nächtigungszahlen ringen zahlreiche heimische Tourismusbetriebe darum, ausgeglichen zu bilanzieren. Neben gestiegenen Lohnkosten, starken Preissteigerungen und hohen Zinsen wirkt sich auch ein Trend zur Sparsamkeit bei den Gästen negativ auf die Gewinne aus.

Mögliche Auswege sehen Experten in einer weiteren Steigerung der Dienstleistungsqualität, in der Systemgastronomie und in der Stärkung des Ganzjahrestourismus.

In Oberösterreich durfte man sich in der Sommersaison 2023 und der folgenden Wintersaison mit rund 5,6 und 3,2 Mio. Nächtigungen über die besten Werte seit der Erfassung der Tourismusstatistik freuen.

Allerdings seien die bloßen Nächtigungszahlen nicht das Entscheidende, viel wichtiger sei, ob die Betriebe ihren Deckungsbeitrag erreichen können, erklärt Gerold Royda, Spartenobmann der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der WKOÖ.

Denn viele können die Preissteigerungen nicht 1:1 an ihre Gäste weitergeben, besonders in der 4-Stern-Kategorie, die fast ein Drittel des Angebotes ausmacht, sind viele Anbieter unter Druck.

Bisher nicht gekannte Veränderungen

Royda ist optimistisch, dass Betriebe und Tourismusbranche Lösungen finden werden. „Aber jetzt ist eine Veränderung im Gange, wie wir sie noch nie zuvor hatten“, so der Spartenobmann. Für manche Betriebe wird dies bedeuten, die Qualität ihrer Dienstleistungen weiter zu steigern, für andere wird ein Hin zur Systemgastronomie eine Möglichkeit sein. Wobei man sich unter Systemgastronomie nicht automatisch ein Fast-Food-Restaurant vorstellen dürfe, betont Royda.

Systemgastronomie erlaubt es Betrieben, ein schlankeres und systematisch aufgebautes Angebot zu leisten. Dies ermöglicht bessere Planbarkeit bei den Kosten, gleichzeitig kann man so auf den anhaltenden Fachkräftemangel reagieren.

Ganzjahresdestination

Um die durchgängige Auslastung im Tourismus zu steigern, rückt OÖ die ganzjährige Ausrichtung des Urlaubs- und Freizeitangebotes in den Fokus. Aktueller Schwerpunkt ist das Kulturangebot, das mit der Europäischen Kulturhauptstadt und dem Brucknerjahr weit über die Landesgrenzen hinaus wirkt.

Mit einer Kulturkampagne zielt man auf die Kernmärkte Österreich, Deutschland, Tschechien und die Niederlande ab. Neue digitale Tools wie die App „myOberösterreich“ sollen potenzielle Gäste bereits vor der Buchung inspirieren und diesen das Angebot während des Aufenthaltes näher bringen.

Auch im Bereich Sport entwickelt sich der Standort weiter. So sollen etwa mit ei- nem Mountainbike-Schwerpunkt zusätzliche Zielgruppen angesprochen werden. Verhandlungen über zusätzlich nutzbare Radstrecken laufen bereits.

Von Wolfgang Schobesberger

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