In Zeiten des Klimabewusstseins kommt gelegentlich der Vorwurf, wonach gerade die Produktion von Rindfleisch große Mengen des Treibhausgases CO² freisetzen würde. Auch die Rinderzucht generell steht immer wieder in der Kritik.
Bei genauerem Hinsehen jedoch entpuppen sich diese Vorwürfe als falsch. Zumindest für nachhaltige heimische Rinderzucht treffen sie nicht zu. So hat eine internationale Studie des „Joint Research Center“ bereits im Jahr 2010 ergeben, dass Österreich das Land mit dem geringsten Treibhausgas-Ausstoß pro erzeugtem Kilogramm Rindfleisch ist.
Österreich mit niedrigsten Emissionswerten
Hierzulande beträgt die Emission demnach 14,2 Kilogramm. Nächstbestes Land sind die Niederlande mit 17,4 Kilogramm. Den höchsten Ausstoß verzeichnet Zypern mit 44,1 Kilogramm Treibhausgas. Der EU-Durchschnitt liegt bei rund 22 Kilogramm. In Brasilien sind es sogar satte 80 Kilogramm.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Produktion von einem Kilogramm Kuhmilch: Da liegt der EU-Schnitt bei 1,4 Kilogramm emittiertem Treibhausgas.
Alpenrepublik liegt auch bei Kuhmilch vorn
Auch hier weist Österreich gemeinsam mit Irland den niedrigsten und damit besten Wert von einem Kilogramm Treibhausgas aus. Zypern und Litauen liegen mit 2,8 und 2,7 Kilogramm am anderen Ende der Skala.
Das Fazit aus diesen Zahlen: Am schwersten verdaubar für die Umwelt ist damit Rindfleisch aus Brasilien oder Argentinien. Und das, obwohl lediglich direkte CO²-Emissionen Berücksichtigung finden, die bei Herstellung und Verarbeitung entstehen. Würde man indirekte Emissionen etwa durch Rodung des Regenwaldes miteinbeziehen, käme man auf bis zu 25-fach höhere Werte.
„Die Behauptung, die heimische Rinderzucht sei schädlich für das Klima, ist damit völlig falsch“, betont Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger auf VOLKSBLATT-Anfrage: „Im Gegenteil: Man kann sofort etwas für das Klima tun, wenn man bei Rindfleisch und Milch auf heimische Erzeugung achtet.“
Heimische Rinderzucht ist nicht klimaschädlich
Einen besonderen Vorteil stelle dabei die abgestufte Grünlandbewirtschaftung in der kleinstrukturierten oö. Landwirtschaft dar. Eine ausschließliche extensive Weidehaltung, wie sie von Tierschützern oft favorisiert wird, produziert nämlich rund dreimal so viele Methan-Emissionen pro Kilogramm Fleisch wie eine so genannte intensive Haltung. Für die Klimabilanz am besten ist laut Studien die kombinierte Produktion von Milch und Fleisch.
Rinder tragen zur Ernährungssicherheit bei
Hier sei man in Oberösterreich, ebenso wie bei der optimalen Kombination von Weide- und Stallhaltung, auf einem guten Weg, betont Hiegelsberger. Zudem sei Rinderzucht im Land ob der Enns extrem nachhaltig: Weil Rinder etwa auf Weiden und Futter angewiesen sind, benötigen sie nur 0,6 Kilogramm Eiweiß aus essbaren Futtermitteln zur Herstellung von einem Kilogramm Eiweiß in Milch und Fleisch. Dies bedeute eine Erhöhung der Nährstoffqualität. „Rinder tragen daher direkt zur Ernährungssicherheit bei“, betont der Agrar-Landesrat.
Grünland bindet tonnenweise CO²
Zudem sichere das Grünland für die Rinder die Biodiversität. Und der höhere Humus- Gehalt des Grünlandes bindet zusätzlich CO², österreichweit immerhin 647 Millionen Tonnen jährlich. Weiters stehen diese Grünflächen der Bodenerosion entgegen. Die für eine rein vegetarische Ernährung notwendige Umwandlung von Grünland in Ackerland wäre also ökologisch nicht sinnvoll – und oft auch unmöglich, etwa wegen der Steilheit vieler Hänge.
Gute Ökobilanz und regionale Wertschöpfung
Nicht nur die Ökobilanz der Rinderzucht sei ein gute, sagt Hiegelsberger zum VOLKSBLATT. Das treffe auch auf die wirtschaftliche Bilanz zu: So stamme ein großer Teil der Einkommen in der heimischen Landwirtschaft aus der Rinderwirtschaft. In den vor- und nachgelagerten Sektoren des Lebensmittelbereichs seien rund 100.000 Menschen tätig. Damit gebe es eine gewaltige regionale Wertschöpfung. „Und gerade im Rinderbereich besteht eine intensive Mensch-Tier-Beziehung. Auf unseren Höfen wird die Nachhaltigkeit seit Generationen gelebt.“ Letztlich profitiere auch der sanfte Tourismus am Land von der „positiven Gestaltung der Landwirtschaft“ und damit auch von Rinderzucht und gepflegten Weiden. Der heimische Rinderbereich sei damit ein Gewinn.