Industrie schwächelt – Metallindustrie warnt vor Abwanderung

Die schlechten Nachrichten für den Wirtschaftsstandort reißen nicht ab. Sebastian Schlund, Leiter Industrial Engineering an der TU Wien und Geschäftsführer von Fraunhofer Austria, warnt heute vor einer deutlichen Verschlechterung der Geschäftslage und Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie. Zu den Hauptproblemen zählen laut einer Befragung von über 100 Führungskräften die hohe Inflation und steigende Lohnkosten, teilte er am Dienstag mit.

Nur noch 36 Prozent der befragten Unternehmen schätzten ihre Wettbewerbsfähigkeit als „gut“ oder „sehr gut“ ein. „Das macht Produktionsverlagerungen ins Ausland aufgrund des hohen Kosten- und Wettbewerbsdrucks für Unternehmen immer attraktiver“, so Sabine Hesse, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie. Für Schlund ist klar: „Es ist an der Zeit, die Weichen für morgen zu stellen. Wenn sowohl Industrie als auch Politik und Wissenschaft aktiv werden, können wir jetzt noch abwenden, was die düsteren Prognosen vorhersagen.“

Schlechte Nachrichten kommen auch von der Statistik Austria. Die Umsätze im produzierenden Bereich sanken im September 2024 im Jahresvergleich um 0,1 Prozent. Die geleisteten Arbeitsstunden gingen im gleichen Zeitraum um 1,2 Prozent zurück, der Beschäftigtenindex um 0,6 Prozent. Das Transportaufkommen österreichischer Unternehmen im weltweiten Straßengüterverkehr sank im 3. Quartal 2024 um 3,0 Prozent. Fazit der Statistiker: „Die Konjunktur im produzierenden Bereich zeigt sich am Ende des 3. Quartals 2024 weiter kraftlos.“

Und auch beim UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex geht es nach unten. Der Index der Produktionserwartungen sank im Oktober auf 46,3 Punkte, den niedrigsten Wert des laufenden Jahres. „Seit mehr als zwei Jahren befindet sich die österreichische Industrie in einer Rezession, eine der längsten Rezessionsphasen seit Jahrzehnten. Die zaghaften Erholungstendenzen bis zum Frühjahr haben sich mittlerweile völlig verflüchtigt, meinte dazu Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Das spiegle sich auch in der Beschäftigung wider, die weiter deutlich abgebaut worden sei. Seit mittlerweile eineinhalb Jahren geht der Beschäftigtenstand in der heimischen Sachgütererzeugung zurück. Mit saisonbereinigt knapp 635.000 Arbeitskräften seien aktuell rund 12.500 Personen weniger in der Sachgüterindustrie beschäftigt als vor eineinhalb Jahren.

“Während die Lager aus Kostengründen stark reduziert wurden, kam es im Oktober zu einem starken Rückgang der Einkaufspreise und zu weniger starken Preisnachlässen im Verkauf“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Detailergebnisse der monatlichen Umfrage unter Einkaufsmanagern österreichischer Industriebetriebe zusammen. Die Betriebe hätten im Oktober spürbar weniger Neu- und Folgeaufträge verbucht. Insbesondere aus dem Ausland mangle es an Neugeschäft. Auch der Ausblick für 2025 sei eingetrübt.

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