Industriellenvereinigung mahnt Tempo und Reformen ein

Industrie wird ungeduldig - Reformen überfällig

Die Ungeduld in der oberösterreichischen Industrie wächst. © Gina Sanders - stock.adobe.com

Die Ungeduld in der oberösterreichischen Industrie wächst angesichts der nach beinahe zwei Monaten endlich startenden Regierungsverhandlungen. „Während der letzten 52 Tage seit der Nationalratswahl gingen täglich Arbeitsplätze in der Industrie verloren, die nicht mehr zurückkommen werden“, betont der Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ), Joachim Haindl-Grutsch in einer Aussendung.

„Zusätzlich reißt ein verlorener Arbeitsplatz in der Industrie zwei weitere bei Zulieferern und Dienstleistern mit. Allein die OÖ. Industrie sichert gesamtwirtschaftlich gemäß einer aktuellen Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts direkt, indirekt und induziert österreichweit eine Million Arbeitsplätze.“

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Die Hauptursachen für die prekäre Situation des Standortes Österreich sind aus Sicht der IV OÖ der massive Lohnstückkostenanstieg infolge der höchsten Tariflohnabschlüsse in Westeuropa aber auch der starke Anstieg der Energiepreise sowie ständig steigende Steuern und Abgaben durch Gold Plating der Energiewende.

Auch explodierende Bürokratiekosten durch eine unaufhaltbare Regulierungsmaschinerie in Brüssel, die in Österreich noch verstärkt wird, sowie der latente Rückfall Österreichs in allen Standortindikatoren, beispielsweise im IMD-Ranking von Platz 14 auf Platz 26 in nur zehn Jahren wird von Haindl-Grutsch ins Treffen gebracht.

Problematisch sei auch die erfolgreiche technologische Aufholjagd vieler globaler Mitbewerber, am deutlichsten sichtbar am Beispiel der chinesischen Autoindustrie. Österreich sei nicht mehr um das besser, was es teurer ist.

Auch die Staatsverschuldung von 80 Prozent des BIP und steigende Budgetdefizite trotz einer der höchsten Steuerquoten in Europa durch ein immer größeres Füllhorn an Förderungen und Umverteilungen sind laut IV OÖ problematisch. Letztendlich lohne sich laut Haindl-Grutsch Leistung in Österreich nicht mehr. Teilzeitarbeit und möglichst früher Pensionsantritt seien die für den Staat teuren Folgen.

Haindl-Grutsch: „20 Jahre Stagnation wie in Japan oder Italien sollten für Österreich ein warnendes Beispiel sein. Eine neue Bundesregierung muss rasch ein kurzfristig wirksames Standortrettungspaket und eine Innnovationsoffensive sowie langfristige Reformen auf den Weg bringen. Das wird Schmerzen verursachen, die Alternative allerdings ist der fortgesetzte Abstieg verbunden mit massivem Wohlstandsverlust.“

„Deutschland wird nach der Wahl den Turnaround einleiten, darauf muss sich Österreich jetzt sehr ernsthaft vorbereiten und Entwicklungen vorwegnehmen. Österreich muss immer etwas kostengünstiger, schneller und flexibler als Deutschland sein, um im Windschatten profitieren zu können“, erklärt der IV OÖ-Geschäftsführer. „Es geht jetzt um das Eingemachte für unseren Industriestandort.“