„Auch ein Betrieb, der bereits auf eine langjährige Geschichte zurückblicken darf, hat viel Kraft zur Innovation. Teilweise ist es sogar deutlich schwieriger, als bei Start-ups, weil im Zuge des Change-Managements die Mitarbeiter bei dieser Entwicklung mitgenommen werden müssen“, sagen Sonja und Rudolf Trauner im VOLKSBLATT-Gespräch.
Das Ehepaar leitet seit 2019 den Trauner Verlag in Linz, der heuer sein 75-jähriges Bestehen feiert. Wie zur Bestätigung zählen die beiden auf, was in jüngster Zeit innerhalb des 80 Mitarbeiter zählenden Unternehmens entwickelt wurde. „Wir haben beispielsweise eine Lernplattform namens DigiBox entwickelt, die wir zu unseren Schulbüchern zur Verfügung stellen. 6700 interaktive Übungen und E-Learning-Kurse, mehr als 200 Hörübungen sowie über 350 Lernvideos finden sich darauf. Aktuell sind rund 105.500 Nutzer registriert“, so die beiden.
Größtes Standbein, das rund 75 Prozent des Umsatzes ausmacht, ist der Schulbuchbereich. Hier sei infolge der Inflation und hohen Papierpreise die wirtschaftliche Lage jedoch herausfordernd. „Da muss man gut kalkulieren und teilweise mit höheren Auflagen arbeiten“, so Rudolf Trauner. Nichtsdestoweniger sei dies die Kernkompetenz des Verlags. Zweites Standbein sei das Gastrosegment, bei dem man durchaus auch auf etliche Bestseller blicken könne.
Dazu zählen beispielsweise das mehrfach prämierte „Wiener Süßspeisen“ von Karl Schuhmacher sowie Kochbücher von Silvia Schneider und Didi Maier. Generell habe das Unternehmen fünf Kernbereiche – Gastronomie, Bildung, Sachbuch, Recht und Universität – bei letzterem ist Trauner seit 1982 offizieller Universitätsverlag. Belletristik gibt es nicht im Programm, dabei liegen die Wurzeln unter anderem auch in diesem Segment. „Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war beispielsweise ein Lizenzdruck von ,Der Seewolf‘ im Programm des Verlags“, schildert Rudolf Trauner.
Jedenfalls blicken Sonja und Rudolf Trauner positiv, trotz der gestiegenen Papierpreise und der hohen Energiekosten, in die Zukunft. Diese Herausforderungen des vergangenen Jahres habe man gut meistern können, „weil wir vorausschauend agiert haben“. Die Digitalisierung – sicherlich eine der größten Veränderungen, die der Verlag in den vergangenen gut sieben Dekaden erlebt habe – werde man weiter vorantreiben. „Denn diese werden immer stärker nachgefragt, wenn auch nach wie vor auf niedrigem Niveau. Wir sehen jedenfalls: Das gedruckte Buch hat noch lange nicht ausgedient“, so Sonja und Rudolf Trauner.
Von Oliver Koch