Insolventer Vorarlberger Fahrradbauer Simplon vor Neustart

Wiener Investor steigt bei Simplon ein © APA/ROLAND SCHLAGER

Der insolvente Vorarlberger Fahrradhersteller Simplon steht vor einem Neustart. Der österreichische Finanzinvestor SOL Capital Management kündigte am Donnerstag eine Übernahme an. Damit seien eine Kapitalspritze sowie ein klares Bekenntnis zum Innovations- und Produktionsstandort Österreich verbunden. Neuer Geschäftsführer wird Christoph Mannel. Der Sanierungsplan wurde am Donnerstag am Landesgericht Feldkirch einstimmig angenommen.

Laut einer Aussendung des KSV1870 bot die Simplon Fahrrad GmbH – Österreichs zweitgrößter Fahrradhersteller nach KTM – ihren 228 Gläubigern, davon 140 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer, bei der Sanierungsplantagsatzung eine Quote von 30 Prozent der anerkannten Gesamtforderung von rund 39,3 Mio. Euro an.

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Die Erfüllung des Sanierungsplans sei durch den Investor möglich. Dieser informierte am Donnerstag per Aussendung über seine Pläne: Vorbehaltlich der fusionskontrollrechtlichen Genehmigungen sowie der Rechtskraft des Sanierungsplans wolle man die Simplon Holding GmbH vollständig übernehmen, hieß es vonseiten der Wiener SOL Capital.

In fünf bis sieben Jahren „sollte vieles gelungen sein“

Paul Niederkofler von SOL Capital Management begründete den Einstieg des Investors bei Simplon unter anderem mit optimistischen Marktaussichten. „Der Fahrradmarkt wird sich nach einer kurzen Durchhängephase wieder erholen und stark wachsen“, zeigte er sich überzeugt. Speziell in den Städten gebe es einen „Megatrend in Richtung Fahrrad“. Zahlen bezüglich des Investments nannte Niederkofler gegenüber der APA nicht, er verwies aber auf die 30-Prozent-Quote, von der Simplon einen Teil aus eigener Kraft stemme.

Für das Unternehmen werde man nun eine „langfristige Ausrichtung“ festlegen. Bis in fünf bis sieben Jahren „sollte vieles gelungen sein“, sagte Niederkofler. Man habe sich mit dem von allen wesentlichen Stakeholdern akzeptierten Konzept auch gegen zwei chinesische Interessenten durchgesetzt.

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Die 100-Prozent-Tochter Simplon Fahrrad GmbH der Holding hatte im September ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung am Landesgericht Feldkirch beantragt, der Großteil der Passiva entfielen mit 36,1 Mio. Euro auf Banken. Schon damals sprach Geschäftsführer Jakob Luksch von „sehr guten Gesprächen“ mit möglichen Investoren.

Erfahrener Sanierer soll Leitung übernehmen

Luksch wird laut der Mitteilung aus dem Unternehmen ausscheiden, bis auf Weiteres soll Finanzchef Gerhard Buchmüller seine Agenden übernehmen. Nach Genehmigung durch die Kartellbehörde und mit Rechtskraft des Sanierungsplans soll Christoph Mannel, derzeit CCO bei der niederländischen Fahrradherstellergruppe Accell, das Unternehmen leiten. Dieser habe bereits mehrere europäische Fahrrad- und Sportartikelhersteller neu positioniert und sei „mit seiner Expertise die richtige Kraft zur richtigen Zeit für Simplon“.

SOL-Capital-Geschäftsführer und Managing Partner Paul Niederkofler betonte, man habe „ambitionierte Pläne“ mit dem Unternehmen. Simplon habe einen exzellenten Ruf im zukunftsträchtigen Markt für Premium-Fahrräder, dieses Potenzial wolle man nutzen. Man wolle in die Stärkung der Marke investieren und am europäischen und internationalen Fahrradmarkt expandieren. Mit der Übernahme habe man die Absicht, die Marke und die rein österreichische Fertigung mit rund 140 Beschäftigten nachhaltig abzusichern, am Standort halte man fest.

„Optimierungsmaßnahmen“ geplant

Der designierte Geschäftsführer Mannel sprach von einer „guten Nachricht“ für Mitarbeiter, Kunden sowie Lieferanten und ging von einem raschen und erfolgreichen Abschluss des Sanierungsverfahrens aus. In den nächsten Wochen werde man „wichtige Optimierungsmaßnahmen umsetzen“ und das „Wertschöpfungskonzept an die veränderten Marktbedingungen anpassen“, so CFO Buchmüller.

Simplon wurde 1961 als Familienbetrieb in Hard (Bezirk Bregenz) gegründet und leidet unter dem intensiven Wettbewerb und hohen Preisdruck im Fahrradgeschäft. Bereits im Vorjahr gab es deshalb einen rigiden Sparkurs, seit dem Frühjahr waren laut Unternehmensangaben aber branchenweit die Stückzahlen an verkauften Fahrrädern um rund 30 Prozent eingebrochen. Als Gründe dafür hatte die Geschäftsführung den wetterbedingt sehr späten Saisonstart und volle Lager bei Händlern und Herstellern genannt. Die produzierten Fahrräder gehen zu 82 Prozent in den Export, vor allem nach Deutschland, in die Schweiz und die Benelux-Staaten.