KTM AG vor Insolvenz – Firma will sich restrukturieren

Die Pierer Mobility-Tochter KTM AG steht vor der Insolvenz. Sie bereitet den Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung vor, so die Firma des Industriellen Stefan Pierer am Dienstag. Der Antrag soll am Freitag eingebracht werden. Der Finanzierungsbedarf der KTM AG belaufe sich aktuell „auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag“, teilte die Pierer Mobility weiters mit. Laut AK OÖ können Löhne und Gehälter für November sowie Weihnachtsgeld nicht bezahlt werden.

Das KTM-AG-Management gehe „nicht davon aus, dass es gelingen wird, die notwendige Zwischenfinanzierung zeitgerecht sicherzustellen“. Der Vorstand habe daher am Dienstag den Beschluss für den Antrag auf Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung über das Vermögen der KTM AG und ihrer Töchter KTM Components GmbH sowie KTM F&E GmbH einzureichen. Das Gericht muss davor nach dem Antrag grünes Licht geben. Alle sonstigen Tochtergesellschaften der KTM AG, etwa die Vertriebsgesellschaften, sind laut KTM AG nicht betroffen.

Redimensionierung geplant

„Ziel des Verfahrens ist es, innerhalb von 90 Tagen mit den Gläubigern einen Sanierungsplan zu vereinbaren“, schrieb die KTM AG. „Durch eine Redimensionierung der Gruppe soll nicht nur der Bestand der KTM-Gruppe nachhaltig gesichert, sondern auch die Basis geschaffen werden, erstarkt aus dem Verfahren zu kommen.“

Eine Redimensionierung der Produktion solle den Lagerüberbestand bei KTM und den Händlern binnen zweier Jahre anpassen. 2025 und 2026 werde die Betriebsleistung deswegen um etwa eine Milliarde Euro sinken. Durch „notwendige Abwertungen“ im Zuge der geplanten Restrukturierung ergebe sich ein „zusätzliches Verlustpotenzial“. Auch schon für 2024 werde „ein negatives Jahresergebnis im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich“ erwartet.

Am Dienstag wurden den Beschäftigten in einer Betriebsversammlung die Maßnahmen für Jänner und Februar – Produktionsstopp und Ein-Schicht-Betrieb – mitgeteilt, so ein Unternehmenssprecher. „Dabei wurden sie auch über das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung informiert“, dem das Gericht noch zustimmen muss. Werden die drei Gesellschaften der KTM-Unternehmensgruppe insolvent, seien davon 3.400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betroffen, sagte Oberösterreichs AK-Präsident Andreas Stangl. Er warnte die Beschäftigten vor voreiligen Eigeninitiativen: „Jetzt keinesfalls das Arbeitsverhältnis überstürzt auflösen. Dadurch könnten Ansprüche verloren gehen.“

Pierer hofft, wieder auf Erfolgsspur zu kommen

Bereits am gestrigen Montag hatte die mittelbar an der KTM AG beteiligte Pierer Industrie AG von Stefan Pierer ein Restrukturierungsverfahren eingeleitet. Das Sanierungsverfahren sei nicht „so zeitnah“ zum Restrukturierungsverfahren geplant gewesen, am Dienstag habe sich die Notwendigkeit aber in Gesprächen ergeben, so der Unternehmenssprecher. Pierer selbst baut bei der KTM AG offenbar sehr auf Co-CEO Gottfried Neumeister. Dieser habe „eine beeindruckende Erfahrung und viel frischen Wind mitgebracht und wesentlich zur Aufarbeitung der aktuellen Lage beigetragen. Ich bin davon überzeugt, dass er gemeinsam mit mir das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur führen wird.“

„Wir sind in den letzten drei Jahrzehnten zu Europas größtem Motorradhersteller gewachsen“, so Pierer weiters. „Die Marke KTM ist mein Lebenswerk und dafür kämpfe ich.“

Neumeister holt in seiner Aussage die Mitarbeiter ins Boot, deren Begeisterung sei der „wichtigste Wettbewerbsvorteil“. „Jetzt geht es darum, die Firma robust zu machen. Robust für die Zukunft.“ Und nochmals Pierer: „Jetzt legen wir einen Boxenstopp für die Zukunft ein“. Im Gegensatz zu einem Motorsportrennen müssen einen solchen in der Wirtschaft die Gläubiger akzeptieren.

Folge des Restrukturierungsverfahrens der Pierer Industrie AG

Das am Montag beantragte Restrukturierungsverfahren der Pierer Industrie AG von Stefan Pierer ist der Mitauslöser für die Insolvenz der KTM AG, die sich auch sanieren will und muss. Das sogenannte europäische Restrukturierungsverfahren ist das erste seiner Art in Österreich und wurde laut Angaben es KSV1870 am heutigen Dienstag in Linz eröffnet. Das insolvenzgefährdete, aber noch nicht zahlungsunfähige Unternehmen soll so in einem gerichtlichen Restrukturierungsverfahren die Möglichkeit haben, sich wirtschaftlich zu erholen, bevor es Insolvenz anmelden muss.

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