Unternehmen wie BMW, Siemens Energy, voestalpine oder VW stützen sich bei der Weiterentwicklung von Spitzentechnologie auf die Innovationskraft des Linz Center of Mechatronics (LCM).
Wir sprachen mit Johann Hoffelner und Manfred Nader, der neuen Doppelspitze des LCM, über massive CO₂-Reduktionen, die Sprache der Industrie und die spannendsten Jobs des Landes.
Welche signifikanten Veränderungen im LCM werden Sie in kommender Zeit umsetzen?
Johann Hoffelner: „Das LCM entwickelt sich gut. Wir sind wirtschaftlich erfolgreich und – was noch wichtiger ist – wir sind technologisch ein Vorreiter. Signifikante Änderungen sind also weder geplant noch notwendig. Aber wir müssen unseren Fokus schärfen. Wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir am besten können, wovon unsere Kunden am meisten profitieren und das viel klarer kommunizieren. Etwa Erfolge wie jenen für Miba Frictec: Mit einer digital-technologischen Innovation haben wir die ungeplanten Stillstände von Heizpressen eliminiert und den Energieverbrauch um 80 Prozent reduziert.“
Manfred Nader: Das spart pro Presse 40 Tonnen CO₂ pro Jahr und ist ein Paradebeispiel für die sogenannte „Duale Transformation“. Dieser Übergang zu einer digitalen und nachhaltigen Wirtschaft könnte zum Entwicklungs-Turbo werden. Dabei hat das LCM gute Karten, weil wir schon viele Entwicklungsprozesse digitalisiert haben. Das macht uns effizienter, schneller und gibt uns somit die Möglichkeit, mit unseren kostbarsten Ressourcen – unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – noch mehr für unsere Kunden zu erreichen.
Was unterscheidet das LCM von anderen Forschungseinrichtungen in Österreich?
Hoffelner: „Wir machen topaktuelle wissenschaftliche Forschungsergebnisse für industrielle Anwendungen nutzbar. Das bringt unseren Kunden rasch konkrete Wettbewerbsvorteile und erzeugt industriellen Impact. Wir sind die Partner für technologischen Vorsprung. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal.“
Sie wollen vermehrt EU-Fördergelder lukrieren. Wie? Durch mehr Projekte, durch Kooperationen?
Nader: „Ja, genau. Die Forschungslandschaft ist wettbewerbsintensiver geworden. Wir wollen unsere Position stärken, indem wir Partnerschaften bilden, um unser Kompetenzfeld zu erweitern. Etwa mit Experten für Künstliche Intelligenz. Das LCM bringt in diese Kooperation neben technologischem Know-how eine seltene und wertvolle Kompetenz ein: Wir sprechen die Sprache der Industrie. Wir sind mit hochkomplexen physikalischen Prozessen vertraut und können daher mit Kunden auf Augenhöhe kommunizieren.“
Wie kommen Sie zu Fachkräften beziehungsweise Mitarbeitern und wie können Sie diese langfristig an das LCM binden?
Hoffelner: „Die Karriere von Manfred Nader ist typisch dafür. Er ist zum LCM gekommen, um hier seine Dissertation zu schreiben. Dann ist er vom Junior Researcher bis zum Business Area Manager und nun zum CSO aufgestiegen. Ich denke, alle Kolleginnen und Kollegen geben mir recht, wenn ich sage, das LCM hat für Vollblut-Entwicklerinnen und -Entwickler die spannendsten Jobs im Land. Weil neben Know-how auch Kreativität gefragt ist. Diese Kreativität ist die Basis unseres Erfolges. Deshalb sind manche unserer Kolleginnen und Kollegen seit über 20 Jahren am LCM.“
Wie gut, oder wie schlecht, ist es um den Wissenschafts- und Forschungsstandort Österreich beziehungsweise Oberösterreich bestellt? Und welche Pluspunkte können hier Österreich beziehungsweise Oberösterreich vorweisen?
Nader: „Eine Stärke, um die wir in Europa beneidet werden, ist unsere intensive Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit mit der Industrie. Die Überzeugung, dass man so einen technologischen Vorsprung und damit einen Wettbewerbsvorteil für den Standort erzielt, ist außerhalb von Österreich nicht überall selbstverständlich.“
Welche Staaten, Länder, Regionen sind in Bezug auf wirtschaftsnahe Forschung weltweit führend?
Hoffelner: „Wir sollten uns an Ländern orientieren, die in unserer Liga spielen. So finde ich die Fokussierung auf für die Industrie wichtige Kompetenzbereiche, wie es etwa Dänemark macht, vorbildlich. Das wünsche ich mir auch in Österreich. Wir sollten uns auf die gezielte Forschungsförderung von neuen Technologien, die die so notwendige Transformation der Wirtschaft zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit ermöglichen, fokussieren.“
Von Oliver Koch