Der Rückblick nährt die Hoffnung — zumindest, was die Aussichten für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich betrifft. Denn, so sagt der zuständige Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner über den „OÖ. Standortbericht 2023“, erstellt von der Joanneum Research Forschungsgesellschaft: Dieser sei „ein gutes Zeugnis in schwierigen Zeiten, 2024 wird ein herausforderndes Jahr mit leichten Aufhellungen“. Den „leichten Optimismus“ für das zweite Halbjahr 2024 und das Jahr 2025 schöpft Achleitner aus mehreren Parametern. So sei Oberösterreich im Vorjahr im Regional Competitiveness Index (RCI) der EU mit Platz 19 erstmals unter den Top 20 ausgewiesen — 2018 habe man noch Platz 52 belegt.
„Zukunftsfähigkeit“
Als handfeste Gründe für diese Platzierung und auch dafür, warum Oberösterreich das konjunkturell schwierige Jahr 2024 gut überstehen sollte, führt der Landesrat aus dem Standortbericht folgende Punkte an:
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Oberösterreich habe im ersten Halbjahr 2023 bei den Exporte mit einem Volumen von 27,9 Milliarden Euro ein All Time High erreicht.
Oberösterreich habe die Quote für Forschung und Entwicklung (F&E) auf 3,6 Prozent oder 2,4 Milliarden Euro gesteigert. F&E sei eine „Kernaufgabe der Standortpolitik, denn wir müssen um diesen Schritt besser sein, um den wir teurer produzieren“.
Oberösterreich sei 2023 zum zehnten Mal Patentekaiser geworden — von österreichweit 2242 angemeldeten Patenten kamen 506 aus Oberösterreich.
Bei den Unternehmensgründungen habe es eine Steigerung um fast zwei Prozent auf 6108 neue Unternehmen gegeben.
Und schließlich habe Oberösterreich mit aktuell 4,3 Prozent Arbeitslosigkeit faktisch „Vollbeschäftigung, hier geht es um die Deckung des Arbeitskräftebedarfs“, betont Achleitner. In Summe mache all das die „Zukunftsfähigkeit“ des Wirtschaftstandortes Oberösterreich aus.
„Politische Stabilität“
Aber auch wenn Oberösterreich aus seiner Sicht „erstaunlich gut“ durch die Krisenjahre gekommen ist, gibt es für Achleitner keinen Grund für ein zufriedenes Zurücklehnen. Schon vor der kommenden Nationalratswahl adressiert der Landesrat eine klare Forderung an eine neue Bundesregierung: „Wir müssen die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen“ — sprich, es müsse eine steuerliche Erleichterung für Vollzeit-Arbeit geben. Insbesondere mit Blickwinkel auf die unverhohlen abwanderungswillige Industrie drängt Achleitner auf diese „Entlastung des Faktors Arbeit“. Um die Industrie überhaupt in Europa zu halten, stehe man vor einem „historischen Kraftakt“: Zum einen sei die Energietransformation zu bewältigen, zum anderen gelte es, die produzierende Industrie in eine Kreislaufwirtschaft überzuführen. Wobei Europa im Wettbewerb mit den USA, China und Indien danach trachten müsse, „dass wir das selbe Playing Field haben“.
Eines freilich könnte nach Ansicht von Achleitner auch ein Trumpf sein: „Die politische Stabilität in Europa wird im künftigen wirtschaftlichen Wettbewerb wieder eine bedeutender Rolle spielen“.
Apropos Rolle: Nicht zuletzt auch für das Exportland Oberösterreich wünscht sich der Landesrat, dass Deutschland „als Lok Europas rasch wieder wirtschaftlich Tempo aufnimmt“. Denn habe „Deutschland einen ordentlichen Schnupfen, dann ist Österreich gefährdet, mit Grippe im Bett zu liegen“.
Wiewohl, darauf verweist Werner Pamminger, Geschäftsführer der Business Upper Austria, die Ansteckungsgefahr geringer geworden ist. Seien beim EU-Beitritt Österreichs noch 70 Prozent der rot-weiß-roten Exporte nach Deutschland gegangen, so liege der Exportanteil jetzt unter 50 Prozent. Umso wichtiger aber sei es „für uns, dass wir uns durch Innovationen am globalen Markt differenzieren“, so Pamminger. „Entscheidend“ seien, so ergänzt Achleitner, „Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Tempo“.
Von Markus Ebert