„Mit Bio-Anbau wächst auch das Gespür für die Natur“

Der Hof von Monika und Kurt Pinter in Lasberg ist zum feinen Nahversorger geworden, ein Ausflug dorthin lohnenswert

Ein wunderschön renovierter Vierkanter im typischen Mühlviertler Steinbloß-Stil und mit alten Gewölben aus 1514, dahinter liegen Felder mit verschiedenen Getreiden und Früchten und Naturschutzflächen am Waldrand. Die Familie Krammer-Pinter in Lasberg hat sich der Bio-Landwirtschaft verschrieben, hegt und pflegt den wertvollen Boden und bringt so manches kostbare wie seltene Pflänzchen hervor.

Die Süßlupine, eine rare wie kostbare Schönheit

Hier gedeiht etwa die rare Schönheit Süßlupine, die entgegen ihrem Namen nicht wirklich süß, dafür aber sehr eiweißhaltig ist, und die dem Boden durch ihre Fähigkeit, in einer Symbiose mit Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft umzuwandeln, auch sehr guttut. Die Hülsenfrucht ist eine alte Sorte, ebenso wie die Getreide (Dinkel, Hafer, Roggen, Weizen), die hier wachsen: Goldblumenweizen mit hohem Eiweißgehalt, Fenchel, Braugerste für die Brauerei Hofstetten, Kümmel für Sonnentor. „Alte Sorten sind ernährungsphysiologisch gut und zum Teil auch unproblematischer im Anbau“, erklärt Monika Pinter. „Der Nackthafer, den wir anbauen, hat den Vorteil, dass er bei der Ernte sofort die Hülle verliert und deshalb nicht gedämpft werden muss, wodurch andere Sorten Nährstoffe verlieren.“ Mit Biogemüse aus dem eigenen Bauerngarten werden zwei Gastronomiebetriebe in der Umgebung versorgt.

„Weil ich eigenes Mehl und Grieß haben wollte, lassen wir Urgetreide dazu verarbeiten“, erzählt die Landwirtin. Und weil ihr selbst hergestelltes Müsli, das nur mit Honig gesüßt wird, so gut bei ihren Kolleginnen angekommen ist, ist dafür eine eigene Produktion am Hof hochgefahren worden, die mittlerweile die Schwägerin übernommen hat. 20 Müslisorten von schokoladig bis fruchtig werden mittlerweile angeboten. Die Basis dafür bildet Ebners Rotkorn, eine uralte reine Dinkelsorte. „In viele Dinkelsorten wird heute Weizen eingekreuzt, um den Ertrag zu steigern“, weiß Pinter. Die leicht erbsig schmeckenden Süßlupinen werden zu Flocken und Schrot verarbeitet, das als Fleischersatz in Spaghetti Bolognese, Chili sin carne oder Gemüselaibchen mundet. Mehl daraus eignet sich zum Backen. Lein- und Hanföl aus den eigenen Feldfrüchten stehen ebenso im Hofladen wie Dinkelnudeln.

In den 1950-er Jahren hat Pinters Großvater, ein Sudetendeutscher, den Hof gekauft, und weil er dafür sein ganzes Geld aufgebraucht habe, wie Pinter lachend erzählt, sei vieles noch im Original erhalten gewesen. Auch ihre Eltern hätten von Umbauten und Abrissen später abgesehen. So sitzt man im herrlichen Geviert mit großen, alten, hölzernen Türen, entzückendem kleinen Balkon, auch der Stadel wurde so gelassen, wie er immer schon war. Allerdings sind die Tiere ausgezogen, als Pinters Eltern in Pension gegangen sind. Für die Tochter und ihren Mann Kurt, die vor 15 Jahren übernommen haben, war bio von Anfang an klar, aber noch nicht, was denn alles auf den Feldern wachsen sollte. Und so wurde und wird experimentiert.

Bohnen und Linsen als neueste Schützlinge

Aktuell sind Bohnen und Linsen, etwa die Sorte Beluga, die neuesten Schützlinge. Alle paar Jahre werden auch alte Erdäpfelsorten angebaut und von Hand geklaubt wie früher. Und auch ein altes Brauchtum wird gepflegt: „Jedes Jahr zu Lichtmess setzen wir uns mit unseren Mitarbeitern zusammen, halten Rückschau und besprechen, wie es weitergeht“, erzählt Pinter. Sie und ihr Mann sind nach der Hofübernahme in ihren alten Berufen geblieben – die studierte Landschaftsplanerin arbeitet im Landwirtschaftsministerium in Wien, ihr Mann ist Gewässerökologe an der Uni in Graz —, das Betreiben des Hofes erfolgt im Nebenerwerb, mit familiärer Unterstützung und weiteren Mitarbeitern.

Hofladen mit 2000 Bio-Produkten

Neben den eigenen Erzeugnissen ist der ansehnliche Hofladen, der Krammerladen, mit der alten Werkbank des Vaters als Ladentisch im ehemaligen Kuhstall auf 2000 Bio-Produkte angewachsen, von denen viele aus der Region kommen, und so zum Nahversorger geworden. „Wir haben schon unsere Stammkundschaft, Wertschätzung für unsere Sachen ist da.“

Unkraut als Anzeiger für Mängel

Großes Engagement zeigen die Pinters auch in Sachen Bodenqualität. „Oft geht es nicht um das beste Produkt, sondern um den Ertrag, alles muss schnell wachsen und lang haltbar sein. Uns ist sehr wichtig, für den Boden etwas zu tun, wir verzichten auf Pestizide, auf künstliche Dünger in der Bio-Landwirtschaft.“ Unkraut auf den Feldern sei oft ein Anzeiger für Mängel: Kamille etwa ein Zeichen dafür, dass der Boden zu sauer sei. Die Landwirtin warnt davor, zu viel Raubbau an der Natur zu betreiben: „Wir können es uns nicht leisten, wie in China jemanden mit dem Pinsel zum Bestäuben auf die Felder schicken.“ Ihre Familie versucht, im Einklang mit der Natur zu leben: „Mit der Art, wie wir Landwirtschaft betreiben, wächst das Gespür.“
www.biohof-krammer-pinter.at

Von Melanie Wagenhofer

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