Wenn die wirtschaftlichen und politischen Institutionen möglichst viele Menschen in die Entscheidungsfindung einbinden, führt das zu nachhaltigem Wachstum und mehr Wohlstand. Der mit vielen Daten unterlegte Beweis dafür brachte den in den USA tätigen Ökonomen Daron Acemoglu, Simon Johnson und James A. Robinson am Montag den Nobelpreis für Wirtschaft ein. Dazu befragte Ökonomen begrüßten die Entscheidung, insbesondere Acemoglu hatte vielen als heißer Anwärter dafür gegolten.
Durchwegs positive Reaktionen gab es in Österreich etwa von IHS-Chef Holger Bonin, Wifo-Ökonom Klaus Friesenbichler oder Universität-Wien-Professor Alejandro Cunat. Die Arbeit der drei liefere auf höchstem Niveau, empirisch sauber und mit historischen Daten die Argumente und Belege, warum demokratische Strukturen langfristig zu mehr Wachstum und Wohlstand führen, sagte Bonin. Das sei gerade in der aktuellen Zeit, wo manche unter Verweis auf China meinen, auch eine gelenkte Wirtschaft und nicht demokratische Gesellschaft könne Wohlstand schaffen, „ein wichtiger Hinweis“.
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Friesenbichler findet die Zusprechung des Preises an die drei „höchst verdient“. Ihr Modell zeige, dass die Einbindung der Menschen, die Inklusivität, zu mehr Wohlstand führe. Das Modell der drei Forscher gehe davon aus, dass in einem System wie in China langfristig entweder die wirtschaftliche Freiheit wieder „rückabgewickelt“ werde, oder es zu mehr Inklusion im politischen System kommen müsse. Auch Cunat sagte, „Diese Leute haben die Art, wie wir über Entwicklung und Wohlstand denken, verändert.“ Schon in den 1970er Jahren habe man gewusst, dass gute Institutionen einen Unterschied machen, aber erst die drei hätten die empirischen Belege dazu zusammengetragen und so nachgewiesen, dass gute Institutionen Wohlstand generieren.
Die Arbeiten von Acemoglu, Johnson und Robinson haben insbesondere die Entwicklung verschiedener Kolonien ab dem 16. Jahrhundert untersucht. Je nachdem ob dort inklusive Institutionen geschaffen wurden, oder ausbeuterische („extraktive“) gab es spätestens mit der Industrialisierung eine konträre Entwicklung. Inklusive Institutionen führten zu Wohlstand, ausbeuterische zu Armut.
Der korrekt „Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften“ genannte Preis wird zu den Nobelpreisen gezählt, obwohl er nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel zurückgeht, sondern von der Schwedischen Reichsbank gestiftet wurde. Wobei die Preisträger das gleiche Preisgeld erhalten wie die „echten“ Nobelpreise, das sind pro Kategorie 11 Mio. schwedische Kronen (970.000 Euro). Und er wird auch nicht seit 1901, sondern erst seit 1969 vergeben. Der in Wien geborene Friedrich Hayek war 1974 bisher der einzige österreichische Preisträger in dieser Kategorie.