Oberösterreichs Almen lassen sich das Wasser nicht abgraben

Agrarressort des Landes OÖ setzt auf verstärkte Förderung zur Existenzsicherung der „grünen Dächer“

Einen empirischen Nachweis für die Richtigkeit der Behauptung, dass es auf der Alm keine Sünde gibt, hat bisher niemand erbringen können. Eines aber ist klar: Gibt es auf der Alm kein Wasser mehr, dann gibt es dort auch ganz bestimmt keine Sünde – denn dann gibt es überhaupt keine Almen mehr.

Damit genau das nicht passiert – dass nämlich Almen aus Wassernot nicht mehr bewirtschaftet werden können -, setzt das Agrarressort des Landes Oberösterreich im Wege der Abteilung „Ländliche Neuordnung (LNO)“ im Bereich der Almwirtschaft neue Förderschwerpunkte. Immerhin gibt es in Oberösterreich rund 400 bestoßene – also mit Tieren bewirtschaftete – Almen. Diese sind nicht nur ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für die Bauern, sondern auch touristisch bedeutend und unverzichtbar für eine allerorten gewünschte Biodiversität.

Im Schnitt braucht ein Rind auf der Alm bis zu 180 Liter Wasser am Tag. Mit rund 45 gealpten Tieren war für die Gschwendtalm in Großraming der tägliche Wasserbedarf über eine immer bescheidener tröpfelnde Quelle letztlich nicht mehr zu decken, der dann über Jahre erfolgte Wassertransport auf die Alm wiederum wäre auf Dauer unwirtschaftlich gewesen.

Zu allem Überdruss war die von einem Rutengeher vermutete neue Quelle nicht zu finden – womit man anderweitig zur Tat schritt. Unterstützt von der Abteilung LNO  errichtete man im Herbst 2018 einen 150 Kubikmeter Wasser fassenden Betonbehälter, in dem jenes Überwasser gesammelt wird, das über die drei vorgelagerten Trinkwasserspeicher hinaus abläuft. Mit dieser vollen Wasserreserve kann das Weidevieh auch bei längerer Trockenheit – und diese plagt zunehmend auch die Almen – 50 Tage mit Wasser versorgt werden.

„Unser Ziel ist es, die nachhaltige Wasserversorgung auf den grünen Dächern Oberösterreichs langfristig zu sichern. So schützen wir nicht nur die traditionsreiche Bewirtschaftungsform ‚Alm‘, sondern auch deren Rentabilität und die Existenz der Almbäuerinnen und -bauern“, betont Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger. Was am Beispiel Gschwendtalm konkret heißt: Neun Eigentümer halten dort oben auf 26 Hektar Weidefläche – der gesamte Gemeinschaftsbesitz beträgt 38 Hektar – rund 45 Rinder, zudem erwirtschaftet man auch ein Einkommen mit almtypischen Speisen und Getränken. Und: Auch Übernachtungsplätze gibt es.

„Kämpfen mit Verwaldung“

Die Bruttoinvestition von rund 30.000 Euro in die Wasserversorgung hat sich laut dem Obmann der Almgemeinschaft, Hubert Buchberger, jedenfalls gelohnt. Immerhin, so betont auch die Obfrau der Bezirksbauernkammer Steyr, Regina Aspalter, würden dadurch auch „wertvolle regionale Lebensmittel produziert“, umso wichtiger sei es, „dass solche Flächen offen bleiben“, sagt sie nicht zuletzt mit Blickwinkel auf die umstrittene Entwaldungsverordnung.  Tatsächlich nämlich sei das Gegenteil der Fall: „Wir kämpfen im Bezirk mit der Verwaldung“, so Aspalter, die knapp 100 bestoßenen Almen seien da umso wichtiger.

„Es wäre schade, wenn es nur am Wasser scheitert“, sagt auch LNO-Abteilungsleiter Robert Türkis, aber ohne öffentliche Mittel sei diesbezüglich die Almbewirtschaft wirtschaftlich nicht darstellbar. Die geförderten Projekte – die Unterstützung bewegt sich in einer Finanzierungs-Bandbreite von ein paar hundert Euro bis zu Großprojekten mit 150.000 Euro – hätten „große Breitenwirkung“, wobei Wert darauf gelegt werde, „dass wir die Förderprojekte von Beginn weg begleiten“. Die Palette der Unterstützung reiche von der Wasserfassung oder -speicherung über die Aufbereitung und Wasserleitungen bis hin zu Pumpanlagen und Viehtränken, der (erhöhte) Fördersatz beträgt  50 Prozent.  Aber auch wenn die Wasserversorgung aktuell ein Schwerpunkt sei, gebe es finanzielle Unterstützung seitens der LNO etwa auch für Renovierungsarbeiten an Almgebäuden oder Herdenschutzmaßnahmen – Stichwort Wolf.

„Wirtschaftsräume schützen“

Diesbezüglich kommt vom Obmann des Almvereins OÖ, Johann Feßl, eine umissverständliche Ansage: „Wir müssen unsere Wirtschaftsräume schützen“, der Schutzstatus des Wolfes müsse „sich verändern“. Und Landesrätin Langer-Weninger ist nicht weniger deutlich. „Wenn ein Schadwolf gezielt Jagd auf Almtiere macht, werden wir ihn definitiv zum Abschuss freigeben“, hält sie mit Verweis auf die Wolfsmanagementverordnung fest.

Doch ihre Hauptbotschaft an diesem Tag auf der Gschwendtalm lautet: „Wasser bildet die Basis der Weidewirtschaft. Die Gewährleistung einer verlässlichen Wasserversorgung auf unseren Almen wird das vorrangigste Ziel der nächsten Jahre sein“.

Von Markus Ebert

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